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Saarland Saarland: 91 Grundschulen stehen vor dem Aus

Von Jutta Steinhoff 25.01.2005, 08:25
Schüler der Grundschule Lützow protestieren in Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) gegen die geplante Schließung ihrer Schule (Foto vom 20.01.2005). Auch das Saarland will in den kommenden Jahren 91 der 269 Saar-Grundschulen schließen. Damit sollen landesweit 17,5 Millionen Euro eingespert werden, 7,5 Millionen Euro will das Land in eine Qualitätsverbesserung der verbleibenden Schulen reinvestieren. Aufgegeben werden sollen alle einzügigen Schulstandorte, also mit pro Jahrgang jeweils nur einer Klasse. (Foto: dpa)
Schüler der Grundschule Lützow protestieren in Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) gegen die geplante Schließung ihrer Schule (Foto vom 20.01.2005). Auch das Saarland will in den kommenden Jahren 91 der 269 Saar-Grundschulen schließen. Damit sollen landesweit 17,5 Millionen Euro eingespert werden, 7,5 Millionen Euro will das Land in eine Qualitätsverbesserung der verbleibenden Schulen reinvestieren. Aufgegeben werden sollen alle einzügigen Schulstandorte, also mit pro Jahrgang jeweils nur einer Klasse. (Foto: dpa) dpa

Saarbrücken/dpa. - Kurze Beine, kurze Wege - dieses Motto für einengmaschiges Netz an Grundschulen anstelle langer Fahrtwege hat imSaarland nun ausgedient. Angesichts der desolaten Finanzsituationplant die CDU-Regierung im hoch verschuldeten kleinsten Flächenlanddie Schließung von 91 seiner 269 Grundschulen - und hat damit einenAufschrei der Empörung ausgelöst. Der Landeselternbeirat Grundschulen erwägt ein Volksbegehren und bekommt dafür Rückenwind von den dreiOppositionsfraktionen der SPD, FDP und Grünen sowie einer eigensgegründeten Landesinitiative «Rettet die Grundschulen im Saarland».

An diesem Mittwoch wollen Gegner der Grundschulschließungen vordem Landtag zu einer Großdemonstration aufmarschieren. Innerhalb derMauern beraten auch die Abgeordneten erneut die Schließungspläne -auf Antrag aller drei Oppositionsfraktionen.

Doch Ministerpräsident Peter Müller und sein bereits in deröffentlichen Debatte um Benimm-Unterricht sturmerprobterBildungsminister Jürgen Schreier (beide CDU) sehen keine Alternative.«Die demographische Situation ist nun mal so, dass im Saarland imVergleich zu vor 40 Jahren zahlenmäßig gerade noch ein Drittel derKinder geboren werden», sagt Müller. Die Tendenz hält laut Schreieran: Zum Schuljahr 1997 seien noch 12 000 Kinder eingeschult worden,im Jahr 2010 werde die Zahl voraussichtlich bei 8000 liegen. Demmüsse die Schulstruktur angepasst werden. «Es wird erstmals konkretfassbar was es bedeutet, wenn eine Gesellschaft zu wenig Kinder hat»,sagt Schreier. Für den Unmut der Eltern habe er aber auchVerständnis.

Gleichzeitig sollen mit den Schließungen landesweit 17,5 MillionenEuro eingespart werden, 7,5 Millionen würden in Qualitätsverbesserungder verbleibenden Schulen reinvestiert. Geplant sind etwa dieAusweitung der Stundentafel und damit des Unterrichts, mehrBetreuungsangebote und die Schaffung neuer Förderangebote fürdeutschen Spracherwerb.

Müller und Schreier argumentieren, die oft zu findenden Kombi-Klassen aus zwei Jahrgangsstufen und einzügigen Schulen mit einerKlasse pro Jahrgangsstufe hätten geringere Qualität. «Kinder ingrößeren Klassen brauchen länger, um Lernfortschritte zu erzielen. Woist da die Qualitätsverbesserung?», wettert dagegen Bernhard Strube,Sprecher der Initiative «Rettet die Grundschulen im Saarland». DasSaarland habe in der bestehenden Struktur die einmalige Chance, «beirelativ kleinen Schulen und Klassen Unterricht mit weniger Konfliktenund Konzentrationsstörungen aber mehr Zeit für individuelle Förderunganzubieten». Das werde den Kindern aus Spargründen verwehrt. SPD-Landes- und Fraktionschef Heiko Maas kritisierte die «CDU-Kahlschlagpolitik».