Russland Russland: Trauerfeier für Boris Jelzin in Moskau

Moskau/dpa. - Russland hat mit einem Staatsbegräbnis Abschied vonseinem früheren Präsidenten Boris Jelzin genommen. Im Beisein vonJelzins Witwe Naina und zahlreichen ausländischen Politikern wurdeJelzin am Mittwoch auf dem Prominentenfriedhof des Neujungfrauen-Klosters in Moskau beigesetzt. Bei der orthodoxen Trauerfeier in derErlöser-Kathedrale erwiesen auch die früheren US-Präsidenten BillClinton und George Bush senior sowie Bundespräsident Horst Köhler demersten frei gewählten Staatsoberhaupt in der Geschichte Russlands dieletzte Ehre. In der Nacht zuvor hatten zehntausende Menschen amoffenen Sarg getrauert.
Es war das erste Staatsbegräbnis nach russisch-orthodoxem Ritusseit mehr als 100 Jahren. Über Stunden hielten Priester in derErlöser-Kirche die Totenmesse für den am Montag gestorbenen Jelzin.Metropolit Juwenali verlas eine Botschaft des verhinderten Oberhauptsder russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Alexi II. Im Gottesdienstwurde wiederholt betont, der Verstorbene symbolisiere die Epoche desUmbruchs in Russland. Einige tausend geladene Trauergäste verfolgtendie Totenmesse nach orthodoxer Tradition stehend.
Bundespräsident Köhler richtete sich mit tröstenden Worten an dieAngehörigen Jelzins. Das deutsche Staatsoberhaupt hatte zuvor gesagt,Jelzin habe «durch seine mutigen Entscheidungen» zur DeutschenEinheit beigetragen. In der Erlöser-Kathedrale umarmte Clinton tiefgerührt Jelzins Witwe. Für die Europäische Union sprachAußenkommissarin Benita Ferrero-Waldner der Familie ihr Beileid aus.Auch der frühere britische Premier John Major sowie zahlreicheamtierende oder ehemalige Staatsoberhäupter der früherenSowjetrepubliken kamen zum Staatsakt nach Moskau.
Boris Jelzin war am Montag im Alter von 76 Jahren in Moskau anHerzversagen gestorben. In der russisch-orthodoxen Kirche ist esüblich, Menschen bereits am zweiten Tag nach dem Tod zu beerdigen.«Dann verlässt die Seele den Körper und geht zum ewigen Gott. DerLeib kehrt zurück zu Mutter Erde,» erklärte ein Priester derrussisch-orthodoxen Kirche in München.
Jelzin stand von 1991 bis 1999 an der Spitze Russlands. Er bliebbis zum Tod in seiner Heimat umstritten. In einer zu Jahresbeginnveröffentlichten Umfrage stellte nur jeder zehnte Russe Jelzin einpositives Zeugnis für dessen Amtszeit aus. Jelzin hatte das neueRussland aus der totalitären Sowjetunion in die Selbstständigkeitgeführt. Vielen blieb er aber als Verantwortlicher für Chaos, Armutund Raubkapitalismus in den 1990er Jahren in Erinnerung.