Russland Russland: Nach dem Putin-Ragout einen Schirinowski-Wodka
Moskau/dpa. - : Putin-Auberginen-Ragout, Putin-Zucchini. Auch Paprika undBohnen mit seinem Namen stehen in den Supermarkt-Regalen derrussischen Hauptstadt. Die Konserven-Fabrik RKK produziert die neueLinie, die den Umsatz des Unternehmens in diesem Jahr verdreifachensoll, wie Generaldirektor Sergej Sokolow sagt. Geschäftsleute wie ernutzen die häufige Nennung von Politikern in den Medien, um mit oderohne deren Zustimmung Waren zu verkaufen. Und die Kassen klingeln.
Der rechtspopulistische Politiker Wladimir Schirinowski machtsogar selbst Geld mit seinem Namen, der schon seit mehr als zehnJahren als Handelsmarke geschützt ist. Dabei ging es ihm offenbarweniger um seinen guten Ruf. Schirinowski lässt mit seinem Namen undmit seinem Konterfei für Wodka, Tee, Mayonnaise, Schokolade undZigaretten werben. Den Wert des Namens schätzt das russischeUnternehmen für Markenschutz Z&G auf bis zu 77 Millionen Rubel (2,2Millionen Euro).
2004 kam mit Hilfe des französischen Parfümeurs Jean JacquesVivier der Männer-Duft «Schirinowski» mit einer holzigen Zitrusnoteauf den Markt. Nach Angaben von Z&G laufen derzeit Verhandlungen überden Verkauf eines Vitaminpräparats mit dem Namen desstellvertretenden Duma-Vorsitzenden. Angesichts der bevorstehendenPräsidentschaftswahlen, bei denen der Chef der Liberal-DemokratischenPartei Russlands im März 2008 antreten will, erwartet Z&G noch einmaleinen deutlichen Wertzuwachs für das Etikett. Auf ihrer Internetseitebietet die Firma Z&G (www.zg-company.ru) die Marke gestaffelt nachverschiedenen Produktklassen zum Verkauf an.
Putin hingegen steht nicht im Verdacht, mit seinem Namen Geld zuverdienen. Auch wenn seine Wiederwahl laut Verfassung ausgeschlossenist, steht er in seiner Heimat weiter hoch im Kurs. Die MoskauerSpirituosenfabrik Kristall verkauft Wodka unter dem Label «Putinka».An der Verfremdung des Präsidentennamens gebe es rechtlich nichtsauszusetzen, kommentiert die Zeitung «Iswestija». In Tscheljabinsk imSüdural gehen Putin-Torten seit Jahren weg wie warme Semmeln. Und inMoskaus Touristenmeilen sind Uhren, T-Shirts, Büsten und Gemälde mitdem Konterfei des früheren KGB-Mannes zu haben.
Auch in Deutschland tauchen Politiker nach Angaben des DeutschenWerberates häufiger ohne ihr Wissen in der Werbung auf, aberregelrechte Produktlinien wie in Russland gibt es nicht. Wer Namenvon «Personen der Zeitgeschichte» für kommerzielle Zwecke nutzt,braucht deren Einverständnis. Ex-Außenminister Joschka Fischer bekamvom Hamburger Landgericht im Oktober 2006 die Rekordsumme von 200 000Euro zugesprochen. Ein Zeitungsverlag hatte in einer Anzeigenseriedie Gesichtszüge Fischers zu denen eines Kindes verjüngt und damitlaut Urteil die Persönlichkeitsrechte des Politikers verletzt.
In der südrussischen Konservenfabrik betont Direktor Sokolow, dassdas Unternehmen den Namen Putins doch gar nicht direkt verwende.Leicht verändert steht an der Stelle des Buchstaben T ein Schwert,womit klar der Präsidentenname lesbar wird vor dem zweiköpfigen Adler- Russlands Staatssymbol. Rein rechtlich ist das Produkt unter derBezeichnung «Puin» im Handel. Dass trotzdem der Eindruck entsteht,der Präsident empfehle das Produkt, ist Sokolow bewusst. Er hofft aufeinen Eintrag im Markenamt und will künftig noch Putin-Fischkonservenanbieten - wie das Gemüse auch nach «Hausmacher Art».