Russland Russland: Kidnapper lassen 26 Frauen und Kinder aus Schule frei

Beslan/Moskau/dpa. - Am Donnerstag hielt ein Kinderarzt, der von den Terroristen als Vermittler akzeptiert worden war, telefonischen Kontakt mit ihnen.
Präsident Wladimir Putin erklärte den Schutz des Lebens der Opferzum höchsten Ziel. Die Terroraktion in der nordossetischen Stadtdrohe, das zerbrechliche Gleichgewicht in der VielvölkerregionNordkaukasus zu zerstören.
Unter den Terroristen sind nach offizieller Darstellung nebenTschetschenen auch Angehörige anderer Kaukasus-Völker. «Zur Gruppegehören Osseten, Inguschen, Tschetschenen und Russen», sagte derInnenminister Nord-Ossetiens, Kasbek Dsantijew. Angeblich verlangendie Terroristen den Abzug russischer Truppen aus Tschetschenien sowiedie Freilassung von inhaftierten Gesinnungsgenossen. Das Angebotfreien Abzugs nach Tschetschenien oder in die NachbarrepublikInguschetien soll das Kommando abgelehnt haben. Nord-OssetiensPräsident Alexander Dsasochow deutete an, dass sich «neue, bedeutendePersonen» an den Verhandlungen beteiligen wollten.
Auch am zweiten Tag der Geiselnahme durften die Opfer nachoffiziellen Angaben nicht mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgtwerden. «Ich habe eben mit ihnen verhandelt, aber sie haben leidererneut die Versorgung der Geiseln mit Essen, Trinken und Medikamentenabgelehnt», sagte am Abend der in Russland bekannte Kinderarzt LeonidRoschal.
Überraschend hatten die Terroristen am Nachmittag 26 Geiselnfreigelassen. Die zehn Frauen und 16 Kleinkinder konnten bereits amAbend, nach eingehender medizinischer Untersuchung und einerVernehmung durch die Sicherheitskräfte, nach Hause gehen. Die Frauenbeschrieben den Gesundheitszustand der zurückgebliebenen Geiseln als«zufrieden stellend». «Natürlich haben sie auch berichtet, dass dieLage (im Turnsaal) sehr angespannt ist», sagte Lew Dsugajew, Sprecherdes nordossetischen Präsidenten. Von den noch als Geiseln gehaltenenSchulkindern sei niemand verletzt.
Dutzende Angehörige warteten in der Nähe des Gebäudes weiter aufNachrichten. Einige hatten die ganze erste Nacht teils in strömendemRegen dort verbracht. Die russischen Sicherheitskräfte hielten dasGelände weiterhin weiträumig abgeriegelt. Trotz einigerMilitärbewegungen in der Sicherheitszone waren nach Meinung vonAugenzeugen vorerst keine Anzeichen für einen Einsatz erkennbar.
Bundeskanzler Gerhard Schröder bot Putin ein «Fliegendes Lazarett»der Bundeswehr für einen möglichen Anti-Terror-Einsatz. Gleichzeitigwarb er um Verständnis für das russische Vorgehen im Kampf gegen denTerrorismus. Die französische Regierung sprach sich für einepolitische Lösung des Tschetschenienkonflikts aus, betonte aber, dieGeiselnahme sei mit keinem politischen Ziel zu rechtfertigen.
In Moskau wurden unterdessen als direkte Folge der Ereignisse imKaukasus alle für das Wochenende geplanten Feierlichkeiten zum 857.Stadtgeburtstag abgesagt. In der bereits festlich geschmücktenMetropole wurden auf Weisung von Bürgermeister Juri Luschkow alle«Veranstaltungen mit Vergnügungscharakter» gestrichen.


