Russland-Besuch Russland-Besuch: Eine neue Kirche zu Ehren Merkels
Moskau/dpa. - Für das Aufgebot an Ministern, Helfern und Journalisten bei den 8. deutsch-russischen Regierungskonsultationen ist Tomsk eigentlich zu klein. Die historische Perle Sibiriens eignet sich für Putin aber, um die neue Vielfalt seiner Heimat zu zeigen.
Tomsk ist alt und jung zugleich. Alt für sibirische Maßstäbe, weil der russische Zar Boris Godunow den Ort bereits vor vier Jahrhunderten, 1604, gründen ließ. Im Fernhandel durch Sibirien bis nach China kam Tomsk zu Wohlstand. Jedoch wurde die Transsibirische Eisenbahn Ende des 19. Jahrhunderts an der Stadt vorbei gebaut.
Jung ist Tomsk, weil jeder fünfte Einwohner Student ist. 85 000 junge Russen lernen an acht Hochschulen und Universitäten. Die Kooperation in der Bildung ist ein Schwerpunkt des Treffens. Weil Tomsk keine Schlösser oder Luxushotels hat, werden die Delegationen in der Uni-Bibliothek beraten.
Die Entscheidung für Tomsk, fünf Zeitzonen von Deutschland entfernt, geht angeblich auch auf deutschen Wunsch zurück. "Frau Merkel wollte schon lange Sibirien näher kennen lernen", behauptet der Gouverneur des Gebietes Tomsk, Viktor Kress. Die Vorbereitungen laufen in Tomsk auf Hochtouren. Hässliche Fassaden wurden hinter Panelen versteckt. Der Flughafen schaffte eine neue Gangway an, die an den Kanzler-Airbus heranreicht. Für die etwa 13 000 Russlanddeutschen im Gebiet ließ Kress zu Merkels Ankunft sogar eine evangelische Kirche bauen. Doch entgegen seiner Hoffnung wird Merkel diese wohl nicht besuchen.