1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Russland: Russland: Bassajew bekennt sich zu blutiger Geiselnahme

Russland Russland: Bassajew bekennt sich zu blutiger Geiselnahme

17.09.2004, 06:32
Der tschetschenische Rebellenführer Schmil Bassajew. Auf ihn sowie auf Aslan Maschadow hat der russische Inlandsgeheimdienst FSB ein Kopfgeld in Höhe von 8,5 Millionen Euro ausgesetzt (Archivfoto: dpa)
Der tschetschenische Rebellenführer Schmil Bassajew. Auf ihn sowie auf Aslan Maschadow hat der russische Inlandsgeheimdienst FSB ein Kopfgeld in Höhe von 8,5 Millionen Euro ausgesetzt (Archivfoto: dpa) dpa/dpaweb

Moskau/dpa. - Der tschetschenische Terrorist Schamil Bassajew hatsich nach Angaben einer Rebellen-nahen Website zur Geiselnahme inBeslan mit mehr als 330 Todesopfern bekannt. Eins seiner Selbstmord-Kommandos habe Anfang September die «erfolgreiche Kampfoperation»ausgeführt, zitierte die Internet-Quelle (www.kavkazcenter.com) amFreitag aus einer angeblich von Bassajew verfassten Mail. Das Blutbadin der Schule nannte Bassajew «bedauerlich», es sei aber ein Teil desseit Jahren andauernden Krieges im Nordkaukasus.

«Es gab in Moskau wenig Zweifel, dass Bassajew an diesemTerroranschlag beteiligt war», sagte der russische AußenministerSergej Lawrow. Man gehe aber weiterhin davon aus, dass dieHintermänner der jüngsten Anschläge zu internationalen Terrorgruppengehörten.

«In Russland bereiten wir uns gründlich darauf vor, präventivgegen Terroristen vorzugehen», sagte Präsident Wladimir Putin inMoskau. Er verteidigte seine Pläne für eine Konzentration der Machtin seinen Händen im Kampf gegen den Terror. Der von den USA und derEuropäischen Union kritisierte Staatsumbau werde «in strengerÜbereinstimmung mit dem Gesetz und der Verfassung» durchgeführt,sagte er.

In dem Brief bekannte sich der mutmaßliche Autor Bassajew auch zuden Selbstmordanschlägen auf zwei russische Passagierflugzeuge EndeAugust mit 90 Toten. Das angebliche Bekenntnis der islamistischenTerrorgruppe «Islambuli-Brigaden» sei falsch. Nach diplomatischemDruck aus Moskau beschloss Litauen am Freitag, die Erstellung derTschetschenen-Website auf seinem Territorium zu unterbinden. «DieWebsite heizt den Hass auf andere Völker und Religionen an», sagtePräsident Valdas Adamkus in Vilnius.

Der Kreml macht Bassajew sowie den früheren tschetschenischenPräsidenten Aslan Maschadow für die Serie der Gewalt im Landverantwortlich. Auf beide sind Kopfgelder in Höhe von insgesamt achtMillionen Euro ausgesetzt. Maschadow wiederholte in einer ihmzugeschriebenen Stellungnahme auf derselben Rebellen-Website vomFreitag seine Ablehnung der Geiselnahme von Beslan.

Trotz der unterschiedlichen Beurteilung des Anschlags erklärtenMaschadow wie Bassajew übereinstimmend, dass sie einen Kampf umdie Unabhängigkeit Tschetscheniens führten, der nichts mitinternationalem Terrorismus zu tun habe. Die russische Justizbestätigte am Freitag, dass der in Inguschetien geborene RuslanChotschubarow Anführer der Terroristen von Beslan gewesen sei. DerInlandsgeheimdienst FSB meldete die Verhaftung eines Algeriers, derals Bombenleger auf Seiten der Rebellen gekämpft haben soll.

Unterdessen erließ eine Amnestie-Kommission dem wegen Mordes aneiner jungen Tschetschenin verurteilten russischen Oberst JuriBudanow einen Großteil seiner zehnjährigen Haftstrafe. Budanow warals erster russischer Armeeangehöriger wegen Verbrechen antschetschenischen Zivilisten verurteilt worden. In Tschetschenienlöste die Begnadigung Empörung aus. Die Amnestie muss noch vonPräsident Putin bestätigt werden.