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Rote Armee Fraktion Rote Armee Fraktion: Die verschwundenen Terroristen der RAF

13.08.2007, 07:19

Karlsruhe/dpa. - Vor neun Jahren hat sich die «Rote Armee Fraktion» aufgelöst, die meisten der Ex-Terroristen sind wieder auffreiem Fuß - und doch ist das Kapitel RAF noch nicht abgeschlossen.Vier RAF-Mitglieder werden noch per Haftbefehl gesucht. Von ihnenfehlt jede Spur.

Zum Beispiel Friederike Krabbe, geboren am 31. Mai 1950 imniedersächsischen Bad Bentheim. 1970 geht die Fabrikantentochter nachHeidelberg, studiert Pädagogik, Soziologie und Psychologie - undgerät über das «Sozialistische Patientenkollektiv» ins RAF-Umfeld.Wie ihre ältere Schwester Hanna, die wegen ihrer Teilnahme an demÜberfall auf die deutsche Botschaft in Stockholm im Juli 1977 zulebenslanger Haft verurteilt wird.

Kurz darauf ist die kleine Schwester Friederike, gerade 27 Jahrealt, an der spektakulärsten aller RAF-Aktion beteiligt. Sie mietetein Appartement in Köln-Junkersdorf, wenige Minuten von dem Ortentfernt, an dem ein RAF-Kommando einige Wochen später einenbeispiellosen Kugelhagel entfachen, vier Menschen töten und denArbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer entführen wird.

Zur Zeit des Anschlags soll Friederike Krabbe bereits in Amsterdamgewesen sein, und von der Ermordung Schleyers hört sie in Bagdad -dorthin hat sich der Teil der Gruppe abgesetzt, der imEntführungskommando nicht mehr benötigt wurde. Dort verhandeltBrigitte Mohnhaupt mit Palästinensern bereits über die Entführung derLufthansa-Maschine «Landshut». Doch als die Aktion scheitert, trenntsich Krabbe von der RAF. Ihre Spur verliert sich.

Der RAF-Experte Butz Peters und der «Spiegel» berichten, nachStaatsschutzinformationen habe sie sich einer Terrorgruppe um denBombenspezialisten Abu Ibrahim angeschlossen, den sie spätergeheiratet haben soll. Hoffnungen, sie nach dem Irak-Feldzug derAmerikaner 2003 in Abu Ibrahims Haus in Bagdads Villenviertel al-Mansur anzutreffen, zerschlugen sich. Friederike Krabbe ist bis heuteverschwunden.

Eine jüngere Spur gibt es dagegen von Ernst-Volker Staub undDaniela Klette, die der «dritten Generation» zugerechnet werden.1999, ein Jahr nach der RAF-Auflösung, überfielen Unbekannte miteiner Panzerfaust einen Geldtransporter in Duisburg und erbeutetenmehr als eine Million Mark. In den weggeworfenen Gesichtsmaskenfinden sich DNA-Spuren - von Staub und Klette.

Staub soll sich 1983 der RAF angeschlossen haben, ein Jahr späterwurde er festgenommen und zu vier Jahren Haft verurteilt. Nach seinerEntlassung taucht er ab, nur 1993 entdecken Ermittler seineFingerspuren an einem Rucksack des bei seiner Festnahme in BadKleinen zu Tode gekommenen Wolfgang Grams.

Wie Staub und Klette, Jahrgang 1954 und 1958, heute aussehenkönnten, ist auf der Homepage des Bundeskriminalamts zu besichtigen,wo ihre Porträts computertechnisch «gealtert» wurden. Neben ihnen istBurkhard Garweg zu sehen, der ebenfalls an dem DuisburgerRaubüberfall beteiligt gewesen sein soll. Auch er wird wegen RAF-Mitgliedschaft bis heute per Haftbefehl gesucht. Der Verdacht: Ersoll bei der letzten RAF-Aktion dabei gewesen sein - beimSprengstoffanschlag auf die Vollzugsanstalt Weiterstadt im Jahr 1993.