Religion Religion: Buddhistische Nonnen wollen Gleichberechtigung

Hamburg/dpa. - «Dabei geht es um dieentscheidende Frage, ob es wieder eine volle Ordination für Nonnen imtibetischen Buddhismus geben wird», sagte die deutsche buddhistischeNonne Carola Roloff vom Tibetischen Zentrum Hamburg am Dienstag. MitSpannung wird dabei die Abschlussrede des Dalai Lama am Freitagerwartet. Das im Exil lebende geistliche und politische Oberhaupt derTibeter befürwortet seit Jahren die Wiedereinführung der vollenOrdination von Frauen in Tibet. Sie ist in etwa mit der Priesterweihebei den Katholiken vergleichbar.
«Wir hoffen, dass es bald möglich sein wird, dass Frauen die LehreBuddhas weltweit verbreiten dürfen», sagte Bhikshuni ChatsumarnKabilsingh aus Thailand. Erst mit einer vollen Ordination könntenbuddhistische Nonnen als Lehrerinnen wirken, akademische Grade an denKlosteruniversitäten erwerben und autonome Nonnenklöster gründen.Bisher ist dies nur Mönchen vorbehalten. «Dabei hatte schon Buddhaden Frauen diese Rechte gegeben», sagte Karma Lekshe Tsomo,Professorin für Buddhismus an der Universität von San Diego (USA).Mit der Ordination könnten Frauen nach einem 15-jährigen Studiumsogar Geshe werden, Doktor der buddhistischen Philosophie, eineAusbildung, die bisher nur Mönchen vorbehalten ist.
«Wir gehen davon aus, dass sich der Dalai Lama für eine volleOrdination von Nonnen einsetzen wird. Er kann das jedoch nicht alleinentscheiden, sondern braucht dazu die Unterstützung der anderenMönche», sagte Roloff. Deshalb habe er westlichen Nonnen den Auftraggegeben, die internationale Konferenz in Hamburg zu organisieren.«Wir hoffen, dass sich diese Entscheidung auch positiv auf dieSituation aller Frauen in Asien und in anderen Religionen, wie zumBeispiel der katholischen Kirche, auswirken wird», sagte Roloff. AlsGastrednerin ist Hamburgs Bischöfin Maria Jepsen eingeladen, die 1992zur ersten evangelisch-lutherischen Bischöfin weltweit gewählt wurde.
Seit einigen Jahrhunderten ist die Ordinationslinie für Nonnen inder Mulasarvastivada-Übertragungslinie des Tibetischen Buddhismusunterbrochen. Heute existiert lediglich die nach dem MönchDharmagupta benannte Übertragungslinie, die sich von China nach Koreaund Vietnam verbreitete und dort und in Taiwan eine volle Ordinationfür Nonnen ermöglichte. In Indien, Sri Lanka und Japan ist sieausgestorben. Nach Tibet und Thailand wurde die Dharmagupta-Traditionnie überliefert. Bereits 1987 forderte der Dalai Lama eine Prüfung,Nonnen wieder wie zu Zeiten des historischen Buddha (ca. 500 v. Chr.)auch in der tibetischen Tradition voll ordinieren zu können.