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Regierung startet Initiative gegen Fachkräftemangel

05.01.2008, 18:25

Berlin/dpa. - Mit einer umfassenden Qualifizierungsinitiative will die Bundesregierung den wachsenden Fachkräftemangel in Deutschland bekämpfen. Vorgesehen sind unter anderem Prämien für Betriebe, die Jugendliche einstellen, die sich seit längerem vergeblich um eine Lehrstelle bemüht haben.

Die Prämien sind Teil eines Maßnahmenkatalogs, den das Kabinett am Mittwoch nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur dpa beschließen wird. Auch sind Stipendien für Berufstätige vorgesehen, die sich ohne klassisches Abitur für ein Studium entscheiden. Insgesamt sollen mehr junge Menschen für das Studium der Ingenieur- und Naturwissenschaften gewonnen werden.

Das geht aus einem Vorbereitungspapier von Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) für die Kabinettssitzung hervor. Der konjunkturelle Aufschwung habe zu einer stark anziehenden Nachfrage nach Fachkräften geführt, heißt es darin. In einigen Branchen und Regionen sei bereits ein Mangel spürbar. Besonders Hochschulabsolventen mit Fächern wie Mathematik, Informatik, Natur- und Technikwissenschaften sowie Fachkräfte auf Techniker- und Meisterebene in technischen Bereichen würden gesucht. Der Mangel werde sich noch verschärfen: In den kommenden fünf Jahren würden 330 000 Akademiker in der Wirtschaft aus Altersgründen ausscheiden - darunter 70 000 Naturwissenschaftler sowie 85 000 Ingenieure.

Beklagt wird in dem Schavan-Papier, dass noch immer knapp acht Prozent eines Jahrganges ihre Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen. Rund 15 Prozent der jungen Menschen zwischen 20 und 29 Jahren zählten heute zu den Ungelernten - auch in Folge des langjährigen Mangels an Ausbildungsplätzen. Mit Prämien zwischen 4000 und 6000 Euro will die Bundesregierung jetzt Betriebe gewinnen, zusätzliche Ausbildungsplätze für sogenannte Altbewerber zu schaffen. Dies sind Jugendliche, die sich seit längerem vergeblich um eine Lehrstelle bemüht, meist keinen oder einen nur schlechten Schulabschluss haben und als besonders förderwürdig gelten.

Ziel sei es, die Zahl der Altbewerber von derzeit knapp 50 Prozent der Lehrstellenbewerber deutlich zu reduzieren. «Berufsabschlüsse sind elementare Grundlage für den späteren Berufsweg», wird Schavan in dem Papier zitiert.

Bekräftigt wird in der Vorlage die Absicht der Regierung, mehr junge Menschen zu einem Studienabschluss zu führen. «Um international wettbewerbsfähig zu bleiben und den Fachkräftebedarf im akademischen Bereich und insbesondere im Ingenieurbereich langfristig zu decken, brauchen wir mehr Studierende», heißt es. «Mit einem Studium steigen auch die beruflichen Erfolgsaussichten. Denn nach wie vor verdienen Akademiker besser und werden seltener arbeitslos.»

Verwiesen wird dabei auf verschiedene Projektionsrechnungen, wonach aus demographischen Gründen und auch wegen höherer Qualifikationsanforderungen der Wirtschaft bereits 2014 zwischen 180 000 und 490 000 Akademiker in Deutschland fehlen werden. Besonders ausgeprägt werde der Fachkräftemangel in den Naturwissenschaften sein, von denen in den nächsten Jahren nach der Prognose mindestens 30 Prozent jedes Absolventenjahrganges fehlen werden.

Schavan will nach dem Kabinettsbeschluss mit den Bundesländern über weitere Maßnahmen verhandeln.