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Rechtschreibrat Rechtschreibrat: Keine Knalleffekte bei nächster Sitzung erwartet

Von Bernd Glebe 29.06.2005, 08:29
Ein Mitglied des Rates für Deutsche Rechtschreibung hält bei der ein Arbeitspapier über mögliche Änderungen bei der Getrennt- und Zusammenschreibung in den Händen. (Archivfoto: dpa)
Ein Mitglied des Rates für Deutsche Rechtschreibung hält bei der ein Arbeitspapier über mögliche Änderungen bei der Getrennt- und Zusammenschreibung in den Händen. (Archivfoto: dpa) dpa

Mannheim/dpa. - Große Knalleffekte sind bei der letzten Sitzungdes Rechtschreibrates vor dem Verbindlichwerden der neuenSchreibregeln nicht zu erwarten. Nach dem Durchbruch bei demExpertentreffen Anfang Juni steht an diesem Freitag Detailarbeit aufder Tagesordnung. Der Komplex Getrennt- und Zusammenschreibung soll abgeschlossen und erste Vorschläge für Änderungen der umstrittenstenFälle bei der Silbentrennung und Zeichensetzung abgegeben werden.Beschlüsse sind in beiden Bereichen nicht vorgesehen.

Ganz ohne Spannung werden die Treffen aber auch nach dem 1. Augustnicht sein. Ab diesem Zeitpunkt sind die als unstrittig definiertenTeile der Reform wie die Groß- und Kleinschreibung für Schulen undBehörden genauso verbindlich wie die neue Laut-Buchstaben-Zuordnung(Stängel statt Stengel, aufwändig statt aufwendig). Wann dieGlättungsvorschläge der Sprachhüter zur Getrennt- undZusammenschreibung, Silbentrennung sowie der Zeichensetzungtatsächlich umgesetzt werden, ist dagegen noch immer offen.

Der ambitionierte Plan der mit Befürwortern und Gegnern derRechtschreibreform besetzten Runde sieht vor, bis zum Ende des Jahreseine komplette Vorschlagsliste für alle umstrittenen Teile derRechtschreibreform vorzulegen. Danach müssen die Änderungswünschenoch in die Anhörung vor Lehrer- und Elternverbänden, bevor dieKultusministerkonferenz zusammen mit Österreich und der Schweiz ihrOkay geben kann.

«Bis zum Jahresende fertig zu werden, ist unsere Wunsch- undIdealvorstellung», betonte die Geschäftsführerin des Rates fürdeutsche Rechtschreibung, Kerstin Güthert. Inhalt vor Zeit lautejedoch auch weiterhin die Maxime der Sprachwächter. Sollte es wie zuBeginn der Sitzungen erneut zu kontroversen Diskussionen kommen,könne sich der Zeitplan entsprechend nach hinten verschieben.

Güthert rechnet jedoch damit, dass sowohl die Anhörung derVorschläge zu den umstrittensten Fällen der Rechtschreibreform alsauch die abschließende Bewertung im Paket und nicht alsScheibchenlösung erfolgen wird. Sollte dieser Fahrplan Bestand haben,könnten die Glättungen zum Schuljahr 2006/07 an Behörden und Schulenverbindlich eingeführt werden. Die Toleranz für die Fehlerkorrekturan den Schulen würde dann wegfallen.

Bei der fünften Sitzung des Rates an diesem Freitag geht es beider Getrennt- und Zusammenschreibung um die Regelung derSchreibweisen für Fälle wie «allein erziehend/alleinerziehend» oder«Metall verarbeitende Industrie/metallverarbeitende Industrie».Grundsätzlich hatte der Rechtschreibrat bei seiner vorherigen Sitzungdafür votiert, dass sich die Schriftsprache künftig wieder mehr nachdem Sprachgebrauch der Menschen richten und damit auch wieder mehrzusammengeschrieben werden solle.

Erneut zusammenkommen wollen die Sprachwächter dann nach derSommerpause im Oktober. Bis dahin sollen ausführliche Wortlisten fürdie vorgesehenen Änderungen erarbeitet werden. Ratsmitglied undLeiter des Instituts für Deutsche Sprache, Ludwig Eichinger: «Ichhoffe, dass unsere Arbeit kein Thema des Bundestagswahlkampfes seinwird.»