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Reaktionen auf Attentat in Paris Reaktionen auf Attentat in Paris: Merkel: "Ein Angriff auf Meinungs- und Pressefreiheit"

07.01.2015, 14:32
Bei einem Anschlag auf die französische Satire-Zeitung „Charlie Hebdo“ sind am Mittwoch in Paris mindestens zwölf Menschen ums Leben gekommen.
Bei einem Anschlag auf die französische Satire-Zeitung „Charlie Hebdo“ sind am Mittwoch in Paris mindestens zwölf Menschen ums Leben gekommen. dpa Lizenz

Köln - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich erschüttert über den „niederträchtigen Anschlag“ auf die Satire-Zeitung „Charlie Hebdo“ in Paris gezeigt. „Diese abscheuliche Tat ist nicht nur ein Angriff auf das Leben französischer Bürgerinnen und Bürger und die innere Sicherheit Frankreichs“, schrieb Merkel am Mittwoch in einem Kondolenztelegramm an den französischen Präsidenten François Hollande. „Sie stellt auch einen Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit dar, ein Kernelement unserer freiheitlich-demokratischen Kultur, der durch nichts zu rechtfertigen ist.“ Deutschland stehe „in diesen schweren Stunden eng an der Seite unserer französischen Freunde“, schrieb die Kanzlerin weiter.

Sie drückte in dem Telegramm dem französischen Präsidenten und seinen Landsleuten „die Anteilnahme der Menschen in Deutschland und mein ganz persönliches Mitgefühl“ aus. Bei dem Anschlag auf den Sitz der Satire-Zeitung in Paris wurden mindestens zwölf Menschen getötet. Mindestens zwei vermummte Männer griffen mit einer Kalaschnikow und einem Raketenwerfer den Sitz der Zeitung an, die für ihre provokanten Mohammed-Karikaturen bekannt ist.

„Frontaler Angriff auf unsere europäischen Werte“

„Ein solcher Akt des Terrors im Herzen einer europäischen Metropole gegen Vertreter einer freien und kritischen Presse ist abscheulich“, sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier zur „Bild“-Zeitung. „Das ist ein frontaler Angriff auf unsere europäischen Werte und die Freiheit unserer Gesellschaften, dem wir uns gemeinsam mit aller Kraft entgegenstellen müssen. Wir stehen in dieser schweren Stunde noch enger an der Seite unserer Freunde in Frankreich.“

Auch der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Horst Seehofer hat sich erschüttert von dem Anschlag gezeigt. „Das ist erschütternd. Man kann eine solche barbarische Tat nur verurteilen“, sagte Seehofer am Mittwoch am Rande der Klausurtagung der CSU-Landesgruppe in Wildbad Kreuth vor Journalisten. Eine nähere Bewertung sei so kurz nach der Tat nicht möglich, aber natürlich müsse überlegt werden, ob Konsequenzen gezogen werden müssten.

Die Grünen drückten nach dem Anschlag ihre Solidarität mit Frankreich aus.. „Wir stehen mit Frankreich und ganz Europa für Freiheit und Demokratie. Wir lassen uns nicht einschüchtern“, erklärte Grünen-Chef Cem Özdemir am Mittwoch über den Kurznachrichtendienst twitter. Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt betonte: „Wir wissen heute einmal mehr, dass wir in diesem Europa die Demokratie und die Freiheit gemeinsam verteidigen müssen. Wir dürfen uns nicht spalten lassen.“

Mohammed-Karikaturist fürchtet nicht um Sicherheit

Der dänische Mohammed-Karikaturist Kurt Westergaard hat den Anschlag auf das islamkritische Satiremagazin „gruselig und schrecklich“ genannt. Dem dänischen Rundfunk DR sagte Westergaard am Mittwoch, Satire müsse immer einen Platz in einer demokratischen Gesellschaft finden können.

Der Zeichner Westergaard lebt seit dem weltweiten Streit um seine Mohammed-Karikaturen, die 2005 in der Zeitung „Jyllands-Posten“ erschienen waren, unter Polizeischutz. Einen Mordanschlag in seinem Haus überlebte er knapp. Auch die Zeitungsredaktion wurde bedroht.
Um seine eigene Sicherheit fürchtet Westergaard nach dem Anschlag in Paris nicht mehr als vorher. Dänemarks Geheimdienst PET sorge seit Jahren dafür, „dass ich ruhig und sicher leben kann. Ich bin mir sicher, dass ich das auch weiter tun kann“, sagte Westergaard DR.

Der britische Premierminister David Cameron hat den blutigen Anschlag als „barbarisch“ verurteilt. Großbritannien stehe an der Seite seines Verbündeten gegen „jegliche Form von Terrorismus“, erklärte Cameron am Mittwoch im britischen Unterhaus. „Auch wenn die Details noch unbekannt sind, weiß ich, dass diese Kammer und dieses Land in ihrer Ablehnung von jeglicher Form von Terrorismus an der Seite des französischen Volkes stehen“, betonte der Premierminister. „Wir stehen voll und ganz für die freie Meinungsäußerung und die Demokratie“, sagte Cameron weiter. In einer vorherigen Nachricht über den Kurznachrichtendienst Twitter hatte er den Anschlag mit zwölf Toten als „widerwärtig“ verurteilt. Der britische Außenminister Philip Hammond zeigte sich „entsetzt“ über die Tat.

USA in Alarmbereitschaft

Die USA haben den Anschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ in Paris aufs Schärfste verurteilt. Man nehme den Anschlag sehr ernst, die US-Sicherheitskräfte seien mit ihren französischen Kollegen in Kontakt, sagte Regierungssprecher John Earnest am Mittwoch. Präsident Barack Obama sei informiert. Ohne auf Einzelheiten des Anschlags mit zwölf Toten einzugehen, wies der Sprecher auf die Gefahr von militanten Islamisten aus dem Westen hin, die sich dem Kampf in Syrien oder Irak zeitweise anschließen und danach in ihre Heimat zurückkehren.

Der Rat der Muslime in Frankreich hat den Terroranschlag von Paris als „barbarisch“ verurteilt. Die Tat sei ein „Angriff auf die Demokratie und die Pressefreiheit“, schrieb die Organisation in einer Erklärung „im Namen der Muslime in Frankreich“.

Die Zahl der Muslime in Frankreich ist nicht genau bekannt. Schätzungen gehen von bis zu fünf Millionen Menschen aus.

Putin verurteilt jede Art von Terrorismus

Russlands Präsident Wladimir Putin hat jede Art von Terrorismus verurteilt. Der Präsident drücke sein „tiefes Mitgefühl für die Angehörigen der Opfer und auch für die Menschen von Paris und alle Franzosen“ aus, sagte ein Kreml-Sprecher am Mittwoch. „Moskau verurteilt scharf jede Form von Terrorismus.“

„Titanic“ will sich nicht einschränken lassen

Die „Titanic“-Redaktion will sich von dem tödlichen Anschlag nicht in ihrer Arbeit einschränken lassen. Für religiöse und alle anderen Themen gelten die gleichen Regeln, sagte Chefredakteur Tim Wolff am Mittwoch dem „Wiesbadener Kurier“. „Wenn ein Thema für uns wichtig ist und wir die Witze lustig finden, drucken wir das.“ Mit einem derartigen Anschlag werde das Thema noch relevanter für Satiriker. „Das zieht ja noch mehr Spott nach sich.“
Der Islam sei auch für die „Titanic“-Redaktion in Frankfurt immer wieder ein Thema gewesen. „Wir haben auch einige Mohammed-Karikaturen nachgedruckt, um sie zu besprechen. Wir halten uns nicht zurück“, sagte Wolff dem Blatt. Bisher sei seines Wissens nach noch kein deutscher Satiriker in der Nachkriegszeit erschossen worden. „Wir hoffen, das bleibt auch so.“ (dpa)

Alain Caparros

Alain Caparros, Vorstandsvorsitzender des Kölner Handelskonzerns Rewe

(geboren 1956 in Tiaret im damals zu Frankreich gehörenden Algerien)

„Der Terrorakt gegen die Redaktion von Charlie Hebdo ist ein unmenschliches Verbrechen, das mich persönlich tief erschüttert und sehr traurig macht. Es ist ein Anschlag auf unsere Freiheit und unsere grundlegenden Werte, egal ob wir in Frankreich oder Deutschland leben. Ich hoffe sehr, dass die Menschen in Frankreich und Europa jetzt nicht in die perfide Falle dieser Terroristen tappen, indem sie in ihren Herzen dem Hass gegen Fremde, seien es Muslime oder Menschen anderen Glaubens, einen Raum geben. Wir müssen uns trotz Schmerz und Trauer vor Augen halten, dass diese Taten nichts mit Religion im Allgemeinen oder dem Islam im Besonderen zu tun haben, sondern dass es einfach menschenverachtende Verbrechen sind. Wer jetzt alle Muslime über einen Kamm schert, der hilft nur den Mördern ihre Ziele zu erreichen, nämlich Hass und Feindschaft zu säen und zu verbreiten.

Wir alle sind irgendwo Fremde, Ausländer oder Menschen anderen Glaubens. Aber Europas Stärke ist gerade die Vielfalt und Offenheit. Das war und ist auch eine enorme Antriebskraft der wirtschaftlichen Stärke dieses Kontinents. Abschottung ist keine Alternative. Wir brauchen Immigration, ebenso wie Toleranz und gegenseitigen Respekt.“

Frank-Walter Steinmeier
Frank-Walter Steinmeier
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US-Präsident Barack Obama
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