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Prozesse Prozesse: Früherer IRA-Terrorist zu sechs Jahren Haft verurteilt

04.04.2006, 11:41
Beamte des Bundeskriminalamtes in Osnabrück bei der Spurensicherung (Archivfoto vom 19.06.1989). Die irische Untergrundorganisation IRA hatte in der Nacht zum 19.06.1989 einen Bombenanschlag auf eine Kaserne der britischen Rheinarmee in Osnabrück verübt. (Foto: dpa)
Beamte des Bundeskriminalamtes in Osnabrück bei der Spurensicherung (Archivfoto vom 19.06.1989). Die irische Untergrundorganisation IRA hatte in der Nacht zum 19.06.1989 einen Bombenanschlag auf eine Kaserne der britischen Rheinarmee in Osnabrück verübt. (Foto: dpa) dpa

Celle/dpa. - Ein früherer IRA-Terrorist ist wegen einesSprengstoffanschlags auf eine britische Kaserne in Osnabrück zu sechsJahren Haft verurteilt worden. Die Richter des Oberlandesgerichts(OLG) Celle sahen es am Dienstag als erwiesen an, dass der Angeklagte an dem Attentat vor 17 Jahren beteiligt war und des mehrfachenversuchten Mordes schuldig ist. Der 45-Jährige hatte ein Geständnisabgelegt. Bei der Explosion war niemand verletzt worden.

Mit dem Urteil blieb das OLG ein Jahr unter der Forderung derBundesanwaltschaft. Die Verteidigerin hatte maximal drei JahreFreiheitsstrafe gefordert. Sie will auf Rechtsmittel verzichten.

Der Angeklagte hatte den Anschlag zusammen mit vier anderenMitgliedern der PIRA - einer Splittergruppe der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) - geplant. Er war etwa drei Monate vorder Tat nach Deutschland gekommen, um Anschlagziele auszuspähen. «DasEinsatzkommando hatte den Auftrag, möglichst viele Soldaten derbritischen Armee in Deutschland zu töten», sagte der VorsitzendeRichter Wolfgang Siolek.

In der Nacht zum 19. Juni 1989 schlichen sich die Täter auf dasGelände der Quebec-Barracks und brachten fünf Zeitzünder-Bomben mitdem Plastiksprengstoff Semtex an einem Gebäude an. Dabei wurden sievon einem zivilen Wachmann entdeckt. Im folgenden Handgemenge wurdeder Wachmann niedergeschlagen, einer der Täter gab einen Warnschussab. Dieser weckte die fünf Soldaten in der Unterkunft. Sie konntensich unverletzt in Sicherheit bringen. Nur einer der Sprengsätzeexplodierte und richtete einen Sachschaden von rund 77 000 Euro an.

Der in Belfast geborene Angeklagte war erst im vergangenen Augustin Spanien verhaftet worden, wurde aber wieder entlassen und kehrtenach Irland zurück. Anfang dieses Jahres stellte er sich dendeutschen Behörden. Das OLG hatte seine vier Mittäter bereits 1995 zuHaftstrafen von neun und zehn Jahren verurteilt. I

Der Mann bleibt vorerst auf freiem Fuß. Wenn das Urteilrechtskräftig ist, soll entschieden werden, ob eine bereits früher inIrland verbüßte Haftstrafe von vier Jahren wegen der Einfuhr vonSprengstoff angerechnet und die restliche Zeit zur Bewährungausgesetzt wird.