Potsdam Potsdam: Acht Haftbefehle nach Krawallen bei Demonstration

Potsdam/dpa. - Der Haftbefehl gegen die Randalierer wurde gegen Meldeauflagenaußer Vollzug gesetzt. Auch neun andere mutmaßliche Gewalttäter, diebei den Krawallen festgenommen worden waren, wurden wieder auf freienFuß gesetzt.
An der Demonstration eines Aktionsbündnisses gegen den Rechten-Aufmarsch in der Innenstadt beteiligten sich nach Angaben der Stadtrund 2500 Menschen; die Polizei sprach von 2000 Teilnehmern. Darunterwaren Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), Minister derLandesregierung, der Potsdamer Oberbürgermeister Jann Jakobs(parteilos) und andere Vertreter der Stadt sowie von Gewerkschaften,Initiativen, Parteien, Kirchen und Vereinen. Die Demonstrationverlief ohne Störungen.
Der PDS-Vorsitzende Lothar Bisky sagte vor den Demonstranten: «Indieser Stadt darf nie wieder eine rechtsextreme Gefahr geduldetwerden.» Bisky war direkt vom zweitägigen PDS-Bundesparteitag, der amSamstag in Potsdam begonnen hatte, zu den Demonstranten gekommen. Derparteilose Bildungsminister Brandenburgs, Holger Rupprecht, betonte:«Es würde in den Schulen ein schlechtes Beispiel geben, wenn wir dieRechten gewähren lassen.» Jakobs verurteilte die Ausschreitungen:«Das hat unserem Anliegen einen schlechten Dienst erwiesen.» DasMotto des Aktionsbündnisses lautete «Potsdam bekennt Farbe! Gemeinsamfür Toleranz, Gewaltfreiheit und ein friedliches Miteinander».
Der von dem Hamburger Rechtsextremisten Christian Worchangemeldete Aufzug der Neonazis musste wegen der Blockade auf derLangen Brücke auf eine Alternativstrecke durch Potsdam-Babelsbergausweichen. Der Aufmarsch der Neonazis verlief unter strengenAuflagen und ohne Ausschreitungen.
Der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im PotsdamerLandtag, Sven Petke, zeigte sich von der Gewaltbereitschaft derlinksextremen Gewalttäter erschüttert. Die Straßenschläger hätten dasgute Anliegen der friedlichen Demonstranten stark beeinträchtigt. DieEreignisse sollten im Innenausschuss thematisiert werden, kündigte eran.
Die Gewaltbereiten aus der linksextremen und autonomen Szenehatten eine Barrikade errichtet und Müllcontainer in Brand gesteckt.Die Autonomen, die teils vermummt waren, randalierten später inanderen Bereichen der Innenstadt, wo sie Scheiben in zweiKreditinstituten und in einem Geschäft einschlugen.