Porträt Porträt: Rudolf Augstein und der «Spiegel»
Hamburg/dpa. - Rudolf Augstein hat mit seinem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» das Nachkriegs-Deutschland geprägt wie wohl kein anderer Journalist. Der am 5. November 1923 in Hannover geborene streitbare Intellektuelle gab der Publizistik und der öffentlichen Meinungsbildung als Verleger, Historiker, Schriftsteller und Politiker eine neue Dimension. Der von ihm 1947 gegründete und seit dem herausgegebene «Spiegel» wurde insbesondere durch die Aufdeckung großer Polit-Skandale als «Sturmgeschütz der Demokratie» apostrophiert. Bis ins hohe Alter griff Augstein selbst kommentierend zur Feder.
Nach einem Volontariat beim «Hannoverschen Anzeiger» (1941) arbeitete Augstein nach dem Zweiten Weltkrieg bei dem von der britischen Militärregierung herausgegebenen «Hannoverschen Nachrichtenblatt» und dem «Spiegel»-Vorläufer «Diese Woche». Seit dem 1. Januar 1947 war er Chefredakteur und Herausgeber des nach amerikanischem Vorbild geschaffenen Nachrichtenmagazins «Spiegel».
Zu den vom «Spiegel» aufgedeckten politischen Skandalen gehörten unter anderem die Fallex-Affäre (1962), die Neue-Heimat-Affäre (1982), die Flick-Parteispenden-Affäre (1982/83) und die Barschel- Pfeiffer-Affäre (1987). Die 1962 ausgelöste «Spiegel-Affäre» führte zum Sturz des damaligen Verteidigungsministers Franz Josef Strauß (CSU).
Augstein, der 1974 seine Mitarbeiter an dem Unternehmen beteiligte und der 1988 mit Spiegel-TV in neue Märkte einstieg, war auch als Politiker engagiert: 1972 zog er für die FDP in den Bundestag ein, gab sein Mandat jedoch schon wenige Wochen später wieder ab.
Der Autor mehrerer Bücher, darunter einer Abhandlung über den Preußenkönig Friedrich den Großen und zum Thema «Deutschland einig Vaterland» (1990), wurde von der Bergischen Universität in Wuppertal und der Universität Hamburg mit Ehrentiteln ausgezeichnet. Für sein Lebenswerk erhielt er 2001 den Ludwig-Börne-Preis.
Die Hansestadt Hamburg, die Augstein 1952 zum Standort des über Jahrzehnte einzigen Nachrichtenmagazins in der deutschen Presselandschaft wählte, ernannte ihn 1994 zum Ehrenbürger. Im Oktober 2000 heiratete Augstein, Vater von vier Kindern, nach vier geschiedenen Ehen seine letzte Lebensgefährtin Anna Maria Hürthen.