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Porträt Porträt: Reinhard Günzel - kritikfreudiger Elitegeneral

Von Dorothea Hülsmeier 04.11.2003, 16:33

Berlin/dpa. - Wenn Brigade-General Reinhard Günzel Interviews gab oder zitiert wurde, gab es «immer Probleme». So heißt es in der Bundeswehr. Nun wurde der Chef der von Geheimnissen umrankten Elite- Einheit Kommando Spezialkräfte (KSK) von seinem Amt als Kommandeur der «härtesten Kämpfer Deutschlands» entbunden.

Nach außen «immer top korrekt» mit Sensibilität für die innere Führung des hoch angesehenen KSK - so wird der durchtrainierte General mit dem hageren Gesicht beschrieben. Seinen eigenen Kern habe der General, Träger des Ehrenkreuzes der Bundeswehr in Gold, aber tief in sich eingegraben, heißt es. Im Zweifel stehe Günzel aber immer hinter seiner Aussage.

Für Aufsehen hatte Günzel schon mehrmals mit markigen Äußerungen gesorgt - zuletzt nach den Terroranschlägen gegen die USA vom 11. September 2001. Eine Festnahme des Terrordrahtziehers Osama Bin Laden, so gab er bei «Spiegel online» zu Protokoll, würde ein «Blutbad» geben. Und weiter: Wenn es künftig darum gehe, das Lebenden von Tausenden zu retten, werde «wohl eher der Tod von speziell zur Terrorismusbekämpfung ausgebildeten Soldaten in Kauf genommen».

Der damalige Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) reagierte gereizt auf so viel Offenheit, durch die ein gewaltiger Druck auf die Soldaten-Familien aufgebaut worden sei. Günzels Image bei der Truppe war damit angekratzt, seine Äußerungen wurden aber noch als Ausrutscher bewertet.

Günzel wurde am 5. Juni 1944 in Den Haag geboren. Vor 30 Jahren rückte er in Lenbach im Schwarzwald zu den Fallschirmjägern ein. Zugführer, technischer Offizier, Kompaniechef, Lehrstabsoffizier - eine klassische Militärkarriere. Günzel gilt als Mann der Truppe, bei der NATO oder im Ministerium war er nie. Im November 2000 wurde er Kommandeur der in Calw stationierten KSK-Einheit.

Der Einsatz der KSK-Soldaten wird grundsätzlich geheim gehalten. Nur spärlich drangen Informationen vom KSK-Auftrag in Afghanistan an die Öffentlichkeit. Rund 100 deutsche KSK-Soldaten spürten am Hindukusch Seite an Seite mit US-Soldaten Reste von El Kaida- und Talibankämpfern auf. Erst kürzlich sollen sie zurückgekehrt sein. Günzel hatte den KSK-Einsatz in Afghanistan gar nicht gewollt. Die Amerikaner brauchten die «die besten Soldaten Deutschlands» doch gar nicht, meinte er damals.