Porträt Porträt: Eberhard Diepgen - 15 Jahre Regierungschef
Berlin/dpa. - Erst kam ihm sein langjähriger Koalitionspartner SPD zuvor, derzuerst die Koalition mit den Christdemokraten aufkündigte, dann mitden Grünen und der PDS Diepgen als Regierenden Bürgermeister stürzteund schließlich Klaus Wowereit (SPD) als seinen Nachfolgerdurchsetzte. Nun verweigerte ihm auch noch die eigene Parteibasis dieTreue und provozierte so seinen Rücktritt vom Landesvorsitz.
Den gebürtigen Berliner schmerzte im vergangene Sommer vor allem,dass die SED-Nachfolgepartei PDS die ausschlaggebenden Stimmen zuseinem Sturz lieferte. Groß geworden zu Zeiten des Kalten Krieges,kämpfte er stets für ein Ende der DDR und die deutsche Einheit.
Zum Verhängnis wurden Diepgen seine lebenslangen «Vernetzungen»innerhalb West-Berlins, wie die über die Jahre verfilzten Strukturenumschrieben wurden. Er selbst gestand inzwischen ein, sich viel zuspät von seinem alten Studienfreund Klaus Landowsky getrennt zuhaben. Dieser war als CDU-Fraktionsvorsitzender und Bankchef für dieCDU-Spendenaffäre und die Schieflage der Berliner Bankgesellschaftmitverantwortlich.
Noch vor einem Jahr galt Diepgen, der nie ein sehr innigesVerhältnis zur Bundes-CDU hatte, in Berlin als unschlagbar. 1999erreichte er mit knapp 41 Prozent einen deutlichen Wahlsieg für dieCDU. In den 70er Jahren hatte er gemeinsam mit Landowsky die CDU zueiner modernen Volkspartei gemacht und sie 1981 nach über 30 JahrenSPD-Herrschaft an die Regierungsmacht geführt. 1984 wurde Diepgenerstmals zum Regierenden Bürgermeister gewählt, was er mit einerUnterbrechung 1989/1990 bis Juni 2001 blieb. Diepgen ist verheiratetund hat zwei Kinder.