Porträt Porträt: Daniel Cohn-Bendit
Hamburg/Rom/dpa. - Er ist ein Grenzgänger diesseits und jenseits des Rheins und hat sich vom unbezähmbaren Revoluzzer-Freigeist zu einem engagierten Europa-Realpolitiker gewandelt. Der quirlige Daniel Cohn-Bendit, der «rote Danny» sitzt derzeit für die französischen Grünen im Europa-Parlament. In diesem Jahr zieht er aber wieder als männlicher Spitzenkandidat der deutschen Grünen in den Europa- Wahlkampf, neben seiner Führungsrolle bei der am Wochenende gegründeten Europäischen Grünen Partei. Weltweit bekannt wurde Cohn- Bendit «als Lautsprecher der Revolte von 1968 in Frankreich». Als Führer der Mai-Unruhen wurde er damals nach Deutschland ausgewiesen und mit einem zehnjährigen Einreiseverbot nach Frankreich belegt.
Lebensmittelpunkt Cohn-Bendits ist Frankfurt. Dort übernahm er eine führende Rolle in der Studentenbewegung. Er wohnte mit Joschka Fischer in einer Männer-WG, die viele Jahre später in die Schlagzeilen geriet, weil dort die RAF-Terroristin Margrit Schiller genächtigt hatte. Mit Freund Fischer gehörte Cohn-Bendit zur Frankfurter Sponti-Szene, die mit Hausbesetzungen und Straßenkämpfen die soziale Revolution probte.
Geboren wurde Cohn-Bendit als Sohn einer Französin und eines jüdischen Anwalts aus Berlin am 4. April 1945 in Südwestfrankreich. Er ist ein überzeugter Familienmensch - die Wochenenden gehören seiner Frau und dem gemeinsamen Sohn Béla.