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Politiker Politiker: Helmut Kohl will seinen 75. Geburtstag nur privat feiern

Von Jasper Rothfels 29.03.2005, 12:22
Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl (Archivbild: dpa).
Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl (Archivbild: dpa). dpa

Ludwigshafen/dpa. - Wenn Altkanzler Helmut Kohl (CDU) am 3. Aprilin Ludwigshafen seinen 75. Geburtstag feiert, wird seine Heimatstadtdavon vermutlich nichts mitbekommen. Der Staatsmann feiert privat,wie Freunde berichten. Auch die CDU hat keine Feier geplant. «Das istauch mit Herrn Kohl so abgestimmt», sagt der Vize- KreisvorsitzendeHeinrich Jöckel.

Offiziell gewürdigt wird Kohl am 11. und 12. April in Berlin, wodie Konrad-Adenauer-Stiftung ein Symposium zu seiner Person mitnamhaften Referenten angesetzt hat, darunter Ex-US-AußenministerHenry Kissinger. Die rheinland-pfälzische CDU denkt nach JöckelsAngaben daran, den ehemaligen Ministerpräsidenten des Landes imSommer in Mainz mit einem Bürgerfest zu ehren.

Ursprünglich hatte auch die Stadt Ludwigshafen für Mitte Aprileine Feier geplant. Sie sollte zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde anKohl ausgerichtet werden und war mit 80 000 Euro veranschlagt.Nachdem die Freien Wähler mit Kritik an den Kosten im vergangenenHerbst eine Debatte ausgelöst hatten, bat Kohl OberbürgermeisterinEva Lohse (CDU) um eine Terminverschiebung und eine Feier im kleinenRahmen. Die Diskussion habe ihn «in eine sehr unerfreulicheSituation» gebracht, schrieb er an Lohse. Denn er habe bei der Stadtkeine Wünsche für den Festakt geäußert. Lohse, die die Feier als«große Chance für Ludwigshafen» sah, bedauerte dies. DieEhrenbürgerwürde soll nun am 2. September im Stadtrat verliehenwerden.

Kohls langjährigen Freund Monsignore Erich Ramstetter wundertdessen Reaktion über die Kostendiskussion nicht. «Für ihn war völligklar: In dem Augenblick, in dem die Debatte losgehen würde, dass erda nicht mitmacht», sagt Ramstetter. «Er hat sich nie auf Kosten vonanderen feiern lassen.» Aber verbittert sei Kohl nicht. «Er stehtüber der Sache, er ist schon so lange im Geschäft», meint derehemalige Ludwigshafener Stadtdekan. «Es gibt kaum einen Staatsmann,der so eine Höhe erlebt hat und so einen tiefen Sturz.»

Ramstetter weiß, wovon er spricht. Der langjährige Freund derFamilie hielt im Juli 2001 die Totenmesse für Kohls Frau Hannelore,die sich das Leben genommen hatte. Und er war dabei, als Kohl vorfünf Jahren im ganz kleinen Kreis seinen 70. Geburtstag feierte, derdamals von der CDU-Parteispendenaffäre überschattet war. KohlsEingeständnis, illegal Spenden angenommen zu haben und seineWeigerung, die Namen der Spender zu nennen, hatten die CDU in einetiefe Krise gestürzt. Der Altkanzler und die CDU beschlossen damals,eine für den 3. April geplante Feier in Berlin abzusagen, und auchPläne für einen CDU-Empfang in Ludwigshafen wurden aufgegeben.

«Die Geschichte ist aus der Welt», sagt Ramstetter heute. WennKohl nach Moskau oder China reise, werde er nach wie vor alsEhrengast empfangen, und auch von der Jugend werde er sehr verehrt -«da ist er der Übervater».

Kohl gehe es gut, berichtet der CDU-Ehrenvorsitzende in KohlsLudwigshafener Heimatstadtteil Oggersheim, Albin Fleck. «Je älter erwird, desto mehr arbeitet er. Er schafft viel zu viel.» Aber dashätten Menschen, die wie Kohl Sternzeichen Widder seien, so an sich,sagt Fleck, der nach eigenen Angaben seit fast 50 Jahren mit KohlPolitik macht. Wie Ramstetter ist er allerdings der Ansicht, dass demAltkanzler seine Frau fehlt. «Der Partner fehlt, das ist überall so -egal ob man Kanzler oder normaler Bürger ist», sagt Fleck.