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Politik und Medien Politik und Medien: Park Avenue soll für «Sankt Pauli» zahlen

31.03.2007, 16:08

Fürth/Landshut/dpa. - Die Stoiber-Kritikerin und Fürther Landrätin Gabriele Pauli (CSU) gerät nach ihrem Auftritt als Fotomodell immer stärker in die Schusslinie der CSU-Spitze. Pauli betreibe «Selbstdarstellung zu Lasten der gesamten Partei», sagteParteichef Edmund Stoiber nach «Spiegel»-Angaben zu Parteifreunden.Der designierte Ministerpräsident und amtierende InnenministerGünther Beckstein (CSU) bekräftigte, in seinem Kabinett werde fürPauli kein Platz sein. Die Landrätin kündigte an, in jedem Fall mitder Politik weiter machen zu wollen. Zugleich reichte sie Beschwerdebeim Presserat gegen die Veröffentlichung der umstrittenen Fotos ein.

Pauli hatte mit ihrer Dauerkritik an Stoibers Führungsstilmaßgeblich zu dessen angekündigtem Rücktritt als Parteivorsitzenderund Ministerpräsident beigetragen. Zuletzt sorgte sie mit Fotos inder Zeitschrift «Park Avenue» für Aufsehen, die Pauli unter anderemmit Latex-Handschuhen und einer gemalten Gesichtsmaske zeigen.Stoiber sagte nach Angaben des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel»,jetzt zeige sich, dass diejenigen, die Pauli in den vergangenenMonaten gewähren ließen, der Partei geschadet hätten. Die Folgendieser Fehleinschätzung seien bis heute noch nicht absehbar. «Jetztist der Geist aus der Flasche.»

Auch Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber (CSU) kritisiert dieFotos. «Frau Pauli ist nicht mehr ernst zu nehmen», sagte er demNachrichtenmagazin «Focus». Huber will im September als CSU-Vorsitzender kandidieren. Nach seiner Auffassung schadet Pauli «demAnsehen der Frauen in der Politik gewaltig». Beckstein sagte der«Bild am Sonntag», Pauli habe sich stark verändert. «Es ist wohl so,dass nicht sie die Medien beherrscht, sondern die Medien Macht übersie gewonnen haben.» Er empfinde die Fotos als peinlich.

Dagegen gab es auch Unterstützung für Pauli. So sagte dieSchauspielerin Nadja Tiller der «Bild am Sonntag», solche Fotos seienheutzutage nicht unüblich. «Die CSU sollte Wichtigeres zu tun haben,als auf Frau Pauli loszugehen.» Schauspielerin Christine Kaufmannsagte: «Frau Pauli ist eine schöne Frau. Das kann doch nicht gegensie verwandt werden.»

Pauli reichte wegen der Veröffentlichung der Fotos Beschwerde beimDeutschen Presserat ein. Die Landshuter Anwaltskanzlei Ernst Frickerklärte, die Fotos unter der Überschrift «Sankt Pauli» sowie aus demZusammenhang gerissene Zitate dienten dazu, den guten Ruf derLandrätin in der Öffentlichkeit zu zerstören. Pauli werde auchSchmerzensgeldansprüche geltend machen. «Park Avenue»-ChefredakteurAndreas Petzold hatte die Vorwürfe bereits zurückgewiesen. DieFürther Landrätin sei mit den zur Autorisierung vorgelegten Zitateneinverstanden gewesen.

Trotz der Presserats-Beschwerde verteidigte Pauli die Fotos.Solche Aufnahmen machten vielen Frauen auch Spaß, sagte sie in der amSamstag aufgezeichneten ARD-Sendung «Sabine Christiansen», die amSonntagabend gesendet werden sollte. «Von daher muss ich mich nichtals Politikerin verstellen und sagen: In dem Moment, wo ich in diePolitik gehe, bin ich nicht mehr so wie ich bin, dann verhalte ichmich auch nicht mehr weiblich, ich werde dann so, wie alle anderen,so wie man mich gern hätte.» Sie wolle in jedem Fall weiter Politikmachen. «Egal, ob ich da schwarze Handschuhe auf dem Foto an hatteoder nicht.» Davon hänge gute Politik nicht ab.