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Plagiatsaffäre Plagiatsaffäre: Union hält zu Guttenberg

Von MARKUS DECKER 21.02.2011, 19:17

BERLIN/MZ. - Angela Merkel hat am Montag schon mal vorgebaut. Auf die Frage, ob der Verteidigungsminister denn Verteidigungsminister bleiben könne, wenn ihm die Universität Bayreuth den Doktortitel abnehme, antwortete die Kanzlerin, sie habe Karl-Theodor zu Guttenberg zum Verteidigungsminister auserkoren. "Ich habe keinen wissenschaftlichen Assistenten oder einen Inhaber einer Doktorarbeit berufen." Das war kein eindeutiges Ja, lässt aber doch die Interpretation zu, dass Merkel auch dann noch für den CSU-Politiker kämpfen wird, wenn das lange Zeit Undenkbare und nach Ansicht vieler Fachleute Unabwendbare tatsächlich geschieht - dass der 39-Jährige bald ohne Titel dasteht.

Die Frage nach Guttenberg war übrigens die erste, die die Kanzlerin bei der Hamburger Wahlnachlese gestellt bekam. Ihr dürfte das freilich gar nicht so unrecht gewesen sein.

In der Hansestadt hat die CDU nur noch halb so viele Prozentpunkte eingefahren wie beim Urnengang zuvor. Der gescheiterte Noch-Bürgermeister Christoph Ahlhaus sprach von einem "Hamburger Ereignis", über das sich niemand wundert. Zunächst war da der Schwenk weg vom gegliederten Schulsystem, den die bürgerlichen Wähler nicht nachvollziehen mochten. Dann schmiss der populäre Ahlhaus-Vorgänger Ole von Beust den Bettel hin.

Ahlhaus' Strahlkraft konnte man ganz gut daran erkennen, dass er zuletzt immer mal wieder als Christoph Althaus bzw. Dieter Ahlhaus firmierte - in Erinnerung an den ehemaligen thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus (ebenfalls CDU). Als von Beust ging, stiegen die Grünen aus der Koalition aus. Merkel geißelte diese als "Dagegen-Partei", die sich zuletzt sogar aus den Hartz-IV-Verhandlungen davon geschlichen habe. Ahlhaus mahnte, bei künftigen schwarz-grünen Koalitionen stärker auf die Identität der CDU zu achten.

Der CDU-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff, betonte indes: "Hamburg ist eine Stadtratswahl. Für unsere Landtagswahl (am 20. März) hat das keine Auswirkung." Für die Urnengänge in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz am 27. März dürfte ähnliches gelten. Also: Schwamm drüber!

Weit wichtiger als Hamburg ist für die Union das Schicksal des Verteidigungsministers. Und da sind die Fronten mittlerweile glasklar: CDU und CSU wollen ihn halten - komme, was da wolle. Ja, ein Rücktritt wäre längst ein Affront gegen die eigenen Leute. Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer sagte: "Meine Losung ist immer: Ein Minister stürzt nur, wenn es die eigene Partei will. Die eigene Partei will es nicht, das kann ich Ihnen versichern." Bayerns Ministerpräsident erinnerte überdies an eigene Skandale, womit er wohl unter anderem an sein uneheliches Kind dachte. Motto: Willkommen im Club der Besudelten! Auch andere Unionsgrößen wie Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) gaben Solidaritätsadressen ab.

Zwar hat die Internetplattform "GuttenPlag" auf insgesamt 271 der 475 Seiten der Dissertation Plagiate entdeckt. Aber der Union ist das egal. So tat Wahlkämpfer Haseloff kund: "Guttenberg ist ein guter Minister. Er wäre auch ohne Doktortitel Minister geworden." Haseloff fügte hinzu: "Für den Normalbürger sind akademische Spezialitäten völlig nebensächlich. Ich werde auch regelmäßig ohne meinen akademischen Grad angesprochen. Der zählt in der politischen Welt überhaupt nichts."

Da passt es ins Bild, dass Guttenberg bei der diesjährigen Doktorandenehrung der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät im Audimax der Universität Bayreuth unverändert als Festredner vorgesehen ist. Das jedenfalls war am Montag der Homepage der Uni zu entnehmen. So ist für den 21. Mai das "Homecoming 2011" mit ehemaligen Absolventen geplant. Höhepunkt der Veranstaltung ist die Doktorandenehrung mit der Begrüßung durch Dekan Professor Markus Möstl und Guttenberg anschließendem Gastvortrag. Noch.