Pegida-Chef Pegida-Chef: Lutz Bachmann und das Image im Netz

Dresden - Ausländer in Dresden, die Angst vor Pegida haben? Lutz Bachmann überlegt nicht lange. „Überhaupt nicht“ könne er das nachvollziehen, beantwortet der Begründer der Dresdner Pegidabewegung die Frage. Und Fremdenhasser in den eigenen Reihen? Nein, ich bitte Sie, man habe sich doch nun mehrfach von so etwas distanziert. Und diese Plakate? „Islam = Karzinom?“ Die habe es doch gegeben. Bachmann grinst nur. Wenn solch ein Plakat hochgehalten werde, sei doch „immer gleich ein Medienvertreter da“, sagt er lächelnd - und genießt unübersehbar die eingebaute Unterstellung.
Das war am Montag, als Pegida zum ersten Mal mit der Presse sprach, anstatt sie als „Volksverräter“ zu beschimpfen. Die im Oktober von Bachmann gegründete Dresdner Bewegung sucht nach zwölf Kundgebungen nun den Dialog mit Politik und Medien. Bachmann, der nach einer Morddrohung unter Polizeischutz steht, und Mitstreiterin Oertel mühen sich um einen seriösen Anstrich.
Ob dem 41-jährigen Dresdner die Imagekorrektur gelingen wird, darf stark bezweifelt werden. Die Dresdner Morgenpost veröffentlichte nun ein Bild, das ihn als Adolf Hitler zeigt.
Das Foto hat der Pegida-Sprecher vor einiger Zeit selbst auf Facebook veröffentlicht und den Satz darunter gesetzt: „Er ist wieder da!" In Dresden wurde gerätselt, ob das tatsächlich Bachmann sei, der da mit Bärtchen und Führers Scheitel posiert – aber es gibt keine Zweifel. Er hat es selbst bestätigt. „Ich hatte das Foto zur Veröffentlichung des Satire-Hörbuchs von „Er ist wieder da“ beim Friseur geknipst und Christoph Maria Herbst auf die Pinnwand gepostet“, sagte Bachmann der Bild-Zeitung. „Ihm hat es gefallen. Man muss sich auch mal selbst auf die Schippe nehmen“, so Bachmann. Seine private Facebook-Seite hat er gesperrt, die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen des Verdachts auf „Volksverhetzung“.
Wegen Drogenhandel verurteilt
Fällt es schon schwer, dem zu glauben, lassen andere Einträge von ihm und Pegida-Mitstreitern im Internet den neuen Kuschelkurs noch unglaubwürdiger erscheinen.
Die Gruppierung Anonymous Deutschland veröffentlichte über ihren Twitter-Account @AnonNewsDE jetzt eine mit Screenshots dokumentierte Unterhaltung auf Facebook. Dort soll Bachmann im September Flüchtlinge als „Viehzeug“, „Gelumpe“ und „Dreckspack“ beschimpft haben.
Außerdem widerspricht er darin seinen eigenen Bekundungen auf späteren Pegida-Versammlungen, wonach niemand etwas gegen echte Kriegsflüchtlinge habe. In der veröffentlichten Unterhaltung sagt er angeblich, es gebe überhaupt keine „echten Kriegsflüchtlinge". Seine Begründung: Wer sich einen „Transport" nach Europa leisten könne, gehöre „nicht zu den wirklich Bedrohten". Ob das tatsächlich von ihm stammt? Er hat es nicht dementiert. Der Bild-Zeitung ließ er mitteilen, man äußere sich nicht zu privaten Sachen.
Ist ja alles auch nicht das erste Mal. Über die Grünen schrieb er im September 2013: „Vollspinner! Gehören standrechtlich erschossen diese Öko-Terroristen!... allen voran Claudia Fatima Roth!“ Als im Oktober Polen gegen Deutschland Fußball spielte, zog er Vergleiche zum Angriff Hitler-Deutschlands 1939: „Auf geht's... Ab 20:45 wird zurückgeschossen.“
Claudia Roth warnt vor Rassismus
Nach Ansicht von Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth zeigen die vom Pegida-Sprecher Lutz Bachmann in den sozialen Medien verbreiteten Hasstexte den rechtsradikalen und menschenfeindlichen Hintergrund der Demonstrationen. „Ich warne deshalb davor, sich von einem möglichen Rückzug Bachmanns aus der erste Reihe in Dresden blenden zu lassen“, sagte sie der Berliner Zeitung. „Pegida ist und bleibt eine rassistische Veranstaltung, die gegen das friedliche Zusammenleben in diesem Land gerichtet ist und spaltet. Mit und ohne den offensichtlichen Hetzer Bachmann.“
Auch andere Pegida-Mitstreiter hetzen
Bachmann ist nicht der einzige. Andere Pegida-Mitstreiter hetzen in ähnlicher Tonlage. Siegfried Däbritz, berichtete der Spiegel, habe Muslime auf Facebook als „mohammedanische Kamelwämser“ oder „Schluchtenscheißer“ beschimpft.
Mitte März steht der wegen Drogenhandels schon einmal verurteilte Bachmann wieder vor Gericht. Allerdings wegen anderer Geschichten: In dem Berufungsprozess vor dem Dresdner Landgericht geht es um angeblich nicht geleistete Unterhaltszahlungen für seinen Sohn.