Papst in Afrika - «Kondome verstärken Aids-Problem»
Jaunde/Rom/dpa. - Bereits auf dem Flug in das westafrikanische Land sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche, das Aids-Problem in Afrika lasse sich mit Kondomen nicht lösen. Deren Benutzung verschlimmere das Problem nur. Das UN- Kinderhilfswerks Unicef reagierte darauf mit Unverständnis. Auch bei deutschen Politikern stießen die Äußerungen auf Kritik.
«Ein Christ kann niemals schweigen angesichts von Leiden und Gewalt, Armut, Hunger, Korruption und Machtmissbrauch», sagte der deutsche Papst bei seiner Ankunft und setzte damit den Tenor seines Besuchs in dem von Krieg, Hunger und auch von Krankheit gezeichneten Kontinent. Am internationalen Flughafen Nsimalen der Hauptstadt Jaunde wurde er von Staatspräsident Paul Biya herzlich empfangen mit Marschmusik und bunten Fähnchen. Auf der Fahrt nach Jaunde jubelten ihm mehr als 100 000 begeisterte Menschen zu. Er bringe eine «Botschaft der Versöhnung, der Gerechtigkeit und des Friedens», sagte der Papst.
«Die Immunschwächekrankheit Aids ist nicht mit Kondomen zu überwinden, im Gegenteil, das verschlimmert nur das Problem», erklärte der Papst zuvor an Bord der Maschine und betonte damit erneut die Ablehnung von Kondomen durch die katholische Kirche. Vielmehr sei eine spirituelle und menschliche Erneuerung der einzige Weg aus der auf dem Schwarzen Kontinent grassierenden Seuche. In Afrika leben 67 Prozent der HIV-infizierten Menschen der Welt, 17 Millionen Menschen sind auf dem Kontinent schon an Aids gestorben.
Die deutsche Sektion von Unicef reagierte mit Unverständis. «Erwachsene und Jugendliche müssen über die Ansteckungswege Bescheid wissen - und darüber, wie man sich vor Aids schützen kann», sagte Unicef-Geschäftsführerin Regine Stachelhaus dem «Kölner Stadt- Anzeiger» (Mittwoch). Auch Politiker äußerten sich kritisch. Der SPD- Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte der «Hamburger Morgenpost» (Mittwoch): «Bei allem Respekt vor dem Papst, und ich bin selbst Katholik, aber diese Position halte ich für absurd.» Als «höchst unverantwortlich» bezeichnete die Grünen-Chefin Claudia Roth die Haltung Benedikts. «Der Papst setzt damit eine kontraproduktive, destruktive, lebensfremde und liebesfeindliche Politik fort, die jeglichen vernünftigen Ansatz bei der Bekämpfung der HIV- und Aids- Epidemie zunichte macht», sagte sie dem Blatt.
Bei seinem ersten Besuch auf dem Schwarzen Kontinent wird Benedikt auch noch in das von 27 Jahren Bürgerkrieg gezeichnete Angola reisen. Beide Staaten gehören zu den ärmsten Ländern Afrikas.
«In einer Zeit weltweiter Nahrungsmittelknappheit, der Finanzturbulenzen und des Klimawandels leidet Afrika über Gebühr», mahnte Benedikt. Doch im größten Leid biete die christliche Botschaft Hoffnung. «Unzählige Menschen sehnen sich in Afrika nach einem Wort des Trostes und der Hoffnung».
Afrika gilt als «Wachstumsregion» der katholischen Kirche, aber auch von Freikirchen - und ist massiv von der globalen Krise betroffen. Kamerun liegt am Golf von Guinea und war von 1884 bis 1916 deutsche Kolonie. Rund 40 Prozent der fast 18,5 Millionen Einwohner sind Christen, überwiegend Katholiken.
Hier will der Papst den Bischöfen des Kontinents das Arbeitspapier zur zweiten Afrika-Synode, die im Oktober in Rom geplant ist, überreichen. Das Schlussdokument der ersten Afrika-Synode hatte vor mehr als einem Jahrzehnt Johannes Paul II. in Jaunde überbracht. Im Unterschied zu seinem Vorgänger, der Afrika mehr als 16 Mal und damit öfter als jeden anderen Kontinent besuchte, reiste Joseph Ratzinger bisher nur ein Mal nach Afrika, und zwar 1987 noch als Kardinal in die kongolesische Hauptstadt Kinshasa.