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Papst beendet Reise durch das Heilige Land

15.05.2009, 08:06

Jerusalem/dpa. - Papst Benedikt XVI. beendet heute seine achttägige Reise durch das Heilige Land und kehrt nach Rom zurück. Zum Abschluss steht ein Besuch der Grabeskirche in Jerusalem auf dem Programm, dem wichtigsten Heiligtum der Christen in der Stadt.

Am Vortag hatte der Papst vor den Toren von Nazareth in Galiläa mit Zehntausenden die größte Messe seiner Reise gefeiert und erneut Christen und Muslime zu friedlichem Zusammenleben aufgerufen. In einer ersten Bilanz hatte sich Benedikt «sehr glücklich» über den Verlauf seines Besuchs gezeigt.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte am Donnerstag Papst Benedikt XVI. zu einer klaren Verurteilung der anti-israelischen Äußerungen des Irans aufgefordert. Nach Abschluss einer Unterredung mit dem Papst in Nazareth hatte er gesagt, Benedikt müsse als «moralischer Repräsentant» seine Stimme erheben «gegen die iranischen Erklärungen über eine Absicht zur Zerstörung Israels».

Benedikt war am Donnerstagnachmittag im Franziskaner-Kloster von Nazareth mit Netanjahu zusammen gekommen. Bei dem Gespräch ging es um den Friedensprozess im Nahen Osten sowie um Besitztümer der katholischen Kirche im Heiligen Land. Netanjahu sagte anschließend zum Thema Iran, es könne nicht angehen, «dass es zu Beginn des 21. Jahrhunderts einen Staat gibt, der sagt, er wolle den jüdischen Staat zerstören und es keine entschiedene Stimme gibt, die dies verurteilt». Der rechtsorientierte Regierungschef sagte vor Journalisten, er sei mit der Reaktion des Papstes zufrieden gewesen. Dieser habe Antisemitismus und Hass gegen Israel deutlich verurteilt.

Israel wolle Frieden mit den Palästinensern, sagte Netanjahu ferner. Man könne jedoch in Fragen der Sicherheit keine Abstriche machen. «Wir wollen kein anderes Volk beherrschen, aber wir wollen auch keinen vom Iran unterstützten Terrorstaat neben uns entstehen sehen, der Israels Sicherheit gefährdet.»

Netanjahu kam dem Papst den Angaben zufolge entgegen, indem er die Bewilligung einer größeren Anzahl von Visa für Priester ankündigte, die in arabischen Staaten leben und Israel besuchen wollen. Israelische Zeitungen hatten berichtet, das Thema sorge für Spannungen zwischen Israel und dem Vatikan.

In einer ersten Bilanz sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi: «Die Treffen waren sehr positiv, der Papst hat zugehört und sein Wissen sehr vertieft.» Benedikt hatte sich mit großer Energie für die Belange der Palästinenser eingesetzt und ein «Heimatland» für das palästinensische Volk verlangt. Zuvor hatte er in Israels Öffentlichkeit Kritik für seinen Auftritt in der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem geerntet, unter anderem weil er sich nicht explizit für die Rolle der katholischen Kirche bei der Judenvernichtung entschuldigt hatte.

In seiner Predigt am Donnerstag forderte der Pontifex die Menschen im Heiligen Land auf, sie sollten alle die zerstörerische Kraft von Hass und Vorurteil abwehren, «die die Seele des Menschen tötet, bevor sie seinen Körper tötet». Am vorletzten Tag seiner Reise ermunterte er zudem die winzig kleine christliche Minderheit, im Heiligen Land zu bleiben. Die Christen sollten «wirksame Instrumente für Gottes Frieden» sein und helfen, eine wahre Versöhnung zwischen den Völkern aufzubauen.

Die Pilger aus aller Welt hatten sich für die Messe mit dem Oberhaupt der Katholiken auf einem Berg versammelt, von dem nach biblischer Überlieferung angenommen wird, dass der aus einer Synagoge vertriebene Jesus von dort hinabgestoßen werden sollte. Die Besucher der Messe feierten Benedikt mit Slogans wie «Viva il Papa» und «So wie wir Johannes Paul II. liebten, so lieben wird auch dich.» Etwa 8000 Polizisten waren aufgeboten, um einen ungestörten Ablauf der Messe sicherzustellen und mögliche Demonstrationen gegen den Papst zu unterbinden.

Grabeskirche

Nazareth

Biblische Überlieferung

Die Grabeskirche in Jerusalem