Pakistan Pakistan: Atomwissenschaftler Khan ließ Uran nach Libyen fliegen

Kuala Lumpur/Islamabad/dpa. - Der frühere Chefentwickler des pakistanischen Atomwaffenprogramms, Abdul Qadeer Khan, hat nach einem malaysischen Polizeibericht angereichertes Uran nach Libyen fliegen lassen. Noch in den Jahren 2001/2002 habe Khan für das libysche Atomwaffenprogramm ebenfalls per Flugzeug direkt aus Pakistan «eine gewisse Anzahl Zentrifugen» verschickt, teilte die Polizei nach Befragung eines sri-lankischen Mittelsmannes am Freitag mit.
Für die Lieferung von Atomwaffentechnologie an Iran habe Khan Mitte der 90er Jahre umgerechnet rund drei Millionen US-Dollar bekommen, hieß es in dem Polizeibericht. Das Bargeld sei in Koffern übergeben und in einem Gästehaus Khans in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten aufbewahrt worden. Khan hatte Anfang des Monats die Verantwortung für Atomschmuggel nach Iran, Libyen und Nordkorea übernommen und war von Präsident Pervez Musharraf begnadigt worden.
Mit der Begnadigung wurde ein Prozess gegen Khan vermieden, der weiterhin als Nationalheld und «Vater der pakistanischen Atombombe» verehrt wird. Unklar bleibt damit allerdings zunächst auch, welche Rolle das mächtige pakistanische Militär, das Khans Atomlabors kontrollierte, in dem Skandal spielte. Militärmachthaber Musharraf, der sich 1999 unblutig an die Macht putschte, beteuert, über die illegalen Geschäften nicht informiert gewesen zu sein.
Zu dem internationalen Netzwerk Khans sollen dem Polizeibericht zufolge deutsche, türkische, britische, schweizer und sri-lankische Mittelsmänner gehört haben. Der nun befragte sri-lankische Vertraute Khans, Buhary Seyed Abu Tahir, sei mit einer Malaysierin verheiratet, teilte die Polizei mit. Er arbeite in Dubai, sein Lebensmittelpunkt sei aber in Malaysia. Ausgelöst worden seien die malaysischen Ermittlungen vom US-Geheimdienst CIA und dem britischen MI6.
Eine in Verbindung mit dem Skandal unter Verdacht geratene malaysische Firma habe ebenso wenig wie der Staat Malaysia gegen Bestimmungen des Atomwaffensperrvertrags verstoßen, heißt es weiter. Man hoffe, dass die Internationale Atomenergie-Behörde (IAEO) in Wien «gegen mehrere Personen aus Europa» Ermittlungen wegen Beteiligung an der Weitergabe von Atomtechnologie aufnehmen werde.