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Pakistan Pakistan: Afghanischer Taliban-Führer festgenommen

18.02.2010, 13:14
Die Handschellen bei Abu Waqas, einem Kommandeur der Tehrik-e-Taliban in Pakistan. Am Donnerstag wurde ein weiterer Taliban-Führer festgenommen. (FOTO: DPA)
Die Handschellen bei Abu Waqas, einem Kommandeur der Tehrik-e-Taliban in Pakistan. Am Donnerstag wurde ein weiterer Taliban-Führer festgenommen. (FOTO: DPA) EPA

Islamabad/Kundus/Kabul/dpa. - Der Anführer der Taliban in der nördlichen Provinz,Mullah Abdul Salam, sei in Pakistan gefasst worden, sagte derGouverneur von Kundus, Mohammad Omar. Mullah Salam ist der «Schatten-Gouverneur» der Taliban für Kundus. Omar sagte weiter, auch der«Schatten-Gouverneur» für die benachbarte Provinz Baghlan, MullahMohammad, sei festgenommen worden. In Pakistan wurden die Festnahmenam Donnerstag offiziell allerdings nicht bestätigt.

Omar bezeichnete Mullah Salam als «den mächtigsten Kommandeur inunserer Region». «Er führte alle Gruppen in Kundus. Sie alle folgtenihm und es gibt keine andere Person, die alle (Taliban-)Kräfte unterein Kommando bringen und mobilisieren kann.» Seine Festnahme werdegroßen Einfluss auf die Sicherheitslage in Kundus haben. Nach OmarsAngaben waren die beiden «Schatten-Gouverneure» bereits vor zehnTagen in der der südwestpakistanischen Stadt Quetta gefasst worden.Angriffe auf die Bundeswehr in Kundus, für die oft Mullah Salamverantwortlich gemacht worden war, haben in den vergangenen Jahrendramatisch zugenommen. Gouverneur Omar machte keine Angaben darüber,woher seine Informationen über die jüngsten Festnahmen stammten.

«Spiegel Online» berichtete, ein langjähriger Kampfgefährte vonMullah Salam habe dessen Festnahme unter Berufung auf Taliban inPakistan bestätigt. Ein hochrangiger pakistanischer Armeeoffiziersagte: «Wir haben darüber keine Informationen.» Geheimdienstkreise inQuetta dementierten eine Festnahmen dort. Ein Geheimdienst-Mitarbeiter in der nordwestpakistanischen Stadt Peshawar bestätigtedie Festnahmen, widersprach aber Omars Angaben. Der Geheimdienstlersagte, die beiden Taliban-Kommandeure seien am Dienstag rund 40Kilometer östlich von Peshawar entfernt gefasst worden. Auslöserseien Hinweise von Taliban-Vizechef Mullah Abdul Ghani Baradargewesen, der seit seiner Festnahme in Südpakistan verhört wird.

Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte dagegen: «Mullah Salamist nicht festgenommen worden.» Mit entsprechenden Meldungen wollten«die Amerikaner» nur von ihrer bevorstehenden «Niederlage» bei derOffensive in der südafghanischen Provinz Helmand ablenken. Mudschahidhatte zunächst auch die Festnahme von Mullah Baradar dementiert, diedie pakistanische Armee am Mittwoch aber offiziell bestätigte. DieUSA bezeichneten Baradars Gefangennahme als «großen Erfolg». MullahBaradar war Stellvertreter von Taliban-Chef Mullah Omar und gilt alsmit Abstand wichtigster Taliban-Anführer, der seit dem US-geführtenEinmarsch in Afghanistan vor mehr als acht Jahren gefasst wurde.

Bei der Großoffensive in Helmand wurde unterdessen ein weitererSoldat der Internationalen Schutztruppe ISAF getötet. Die NATO-geführte ISAF teilte in der Nacht zu Donnerstag mit, ein Soldat seiam Mittwoch bei einem Feuergefecht während der Operation «Muschtarak»ums Leben gekommen. Zunächst hatte die ISAF zwei neue Tote vermeldet,sich danach aber korrigiert. Seit Beginn der Großoffensive starbenbislang mindestens fünf ISAF-Soldaten.

Die ISAF teilte am Donnerstag in ihrem Lagebericht zur Offensivemit, «einige Aufständische» würden den Distrikt Mardscha verlassen.Allerdings leiste immer noch «eine Anzahl feindlicher Kämpfer»Widerstand gegen die Truppen. Nach Berichten von Korrespondentenamerikanischer und britischer Medien, die die Soldaten begleiten,kamen bislang zahlreiche Taliban bei der Operation «Muschtarak» umsLeben. Eine Zahl nannten Behörden und Militärs nicht. ISAF-Soldatentöteten seit Beginn der Operation versehentlich mindestens 15Zivilisten in Helmand. Fünf weitere Zivilisten starben bei einemLuftschlag in der an Helmand angrenzenden Provinz Kandahar.

Die Taliban setzen in Südafghanistan einem Bericht der «New YorkTimes» vom Donnerstag zufolge im Kampf gegen die vorrückenden NATO-Truppen auch Scharfschützen mit Spezialausrüstung ein. MehrereSoldaten der US- und der afghanischen Armee seien in den vergangenenTagen von Geschossen getroffen worden, die aus großer Entfernungabgefeuert worden seien, hieß es in dem Bericht unter Berufung aufBerichte von Soldaten.