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Österreich Österreich: Jörg Haider stirbt bei einem Autounfall

11.10.2008, 03:37
In diesem Wagen starb Jörg Haider. (Foto: dpa)
In diesem Wagen starb Jörg Haider. (Foto: dpa) APA

Wien/dpa. - Der österreichische Rechtspopulist Jörg Haider isttot. Der 58-jährige Kärntner Landeshauptmann (Ministerpräsident) undChef der rechten Partei Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) kam in derNacht zum Samstag mit seinem Dienstwagen in Klagenfurt von der Straßeab und überschlug sich mehrmals. Er starb noch am Unfallort. DieUrsache des Verkehrsunfalls war nach Polizeiangaben zunächst nichtklar. Politiker aller Couleur trauerten in Österreich um Haider undsprachen der Familie ihr Beileid aus.

Haider war kurz nach ein Uhr morgens allein auf der Heimfahrt voneiner Feier, als er nach dem Überholen eines anderen Fahrzeugs mitseiner Dienstlimousine von der Straße abkam. Der Wagen prallte gegenmehrere Hindernisse, überschlug sich und kam völlig zerstört wiederauf der Straße zum Stehen. Haider hinterlässt eine Frau und zweierwachsene Töchter.

Nach ersten Einschätzungen von Polizisten war Haider mit seinemWagen deutlich schneller unterwegs als die auf der Strecke erlaubten70 Stundenkilometer. Er sei zum Zeitpunkt des Unfalls angeschnalltgewesen, sagte ein Polizeisprecher. Der medizinische Direktor desLandeskrankenhauses Klagenfurt, Thomas Koperna, sagte, der Politikerhabe schwerste Verletzungen erlitten, darunter einen Bruch derHalswirbelsäule. Die Ärzte hätten ihm nicht mehr helfen können.

Haiders Leiche soll obduziert werden, die Ergebnisse werden fürden Sonntag erwartet, berichtete die österreichischeNachrichtenagentur APA. Auch aus der Untersuchung des Autowrackskonnten Experten am Samstagabend noch keine Schlüsse ziehen.

Der Rechtspopulist hatte die Politik in Österreich und auch dasBild des Landes im Ausland in den vergangenen Jahrzehntenentscheidend geprägt. Er galt als gewiefter Taktiker undStimmungsmacher und provozierte immer wieder mit rechten Äußerungen.Zuletzt hatte er bei der österreichischen Parlamentswahl am 28.September mit seinem BZÖ Erfolge gefeiert: Als Spitzenkandidat holteHaider für seine von der Freiheitlichen Partei (FPÖ) abgespaltenePartei starke Zuwächse und kam auf rund 11 Prozent.

Haider sei ein Politiker mit Begabungen und großen Talentengewesen, auch wenn er nicht unumstritten gewesen sei, sagteBundespräsident Heinz Fischer. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer vonder sozialdemokratischen SPÖ erklärte: «Als langjährigerLandeshauptmann hat Jörg Haider nicht nur die Kärntner Politikentscheidend beeinflusst, sondern auch die gesamte österreichischeinnenpolitische Landschaft über Jahrzehnte hinweg geprägt.»

Haiders Vize im Parteivorsitz, Stefan Petzner, brach mehrfachöffentlich in Tränen aus und sprach von einem «Weltuntergang». Haidersei mit ihm am Freitagabend noch bei einer Feier gewesen und habesich dann auf den Heimweg in die Gemeinde Freistritz gemacht. Dorthabe er am Wochenende mit seiner ganzen Familie den 90. Geburtstagseiner Mutter nachfeiern wollen. Haiders Stellvertreter alsLandeshauptmann, Gerhard Dörfler, sagte, die Sonne sei in Kärnten«vom Himmel gefallen».

Vor Haiders Amtssitz in Kärnten legten Menschen Blumen und Briefenieder und zündeten Kerzen an. In dem Bundesland wurdeTrauerbeflaggung angeordnet. Die Kärntner Landesregierung kam amNachmittag zu einer Trauersitzung zusammen, für Sonntagabend ist einöffentlicher Gottesdienst für Haider im Klagenfurter Dom angekündigt.

Auch rechtsgerichtete Kräfte im Ausland reagierten auf den TodHaiders: In Belgien bezeichneten Politiker der offenausländerfeindlichen Flamenpartei Vlaams Belang (VB) Haider alsVorbild und Modell eines modernen, zeitgenössischen erfolgreichenrechtsnationalen Politikers. Er habe wie kein anderer einerschweigenden Mehrheit in der Bevölkerung eine Stimme verliehen, ließVB-Vorstandsmitglied Filip Dewinter mitteilen.

«Mit Haider verliert Österreich einen großen Europäer, einenunermüdlichen Kämpfer für das Europa der Völker gegen daszentralistische Europa Brüssels», sagte der Europa-Parlamentarier undSpitzenpolitiker der rechtsgerichteten Lega Nord in Italien, MarioBorghezio. Haider sei ein Politiker gewesen, der «der ungerecht vonden dummen Dienern des heuchlerischen Antirassismus verleumdet wordenist», zitiert die APA den Politiker.

Kanzlerkandidat der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), Heinz-Christian Strache schüttelt dem Kandidaten des Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ), Jörg Haider (l.) vor einem TV-Duell am 22. August 2008 im österreichischen Fernsehen die Hand. (Foto: dpa)
Kanzlerkandidat der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), Heinz-Christian Strache schüttelt dem Kandidaten des Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ), Jörg Haider (l.) vor einem TV-Duell am 22. August 2008 im österreichischen Fernsehen die Hand. (Foto: dpa)
APA