Lafontaine und Gysi Oskar Lafontaine und Gregor Gysi: Die Altvorderen der Linkspartei können nicht loslassen

Als Gregor Gysi und Oskar Lafontaine vor zehn Jahren die Linke aus der Taufe hoben, da war das ein historisches Projekt. Die PDS sollte gesamtdeutsch Flügel bekommen. Und die Linken in der SPD sollten eine neue politische Heimat finden. Der Erfolg gab beiden Recht. Nach Lafontaine droht nun allerdings auch Gysi zur Belastung für die Partei zu werden.
Der einstige Parteichef aus dem Saarland hat das bundespolitische Feld bereits vor Jahren geräumt. Das hindert ihn aber nicht, die Partei auf Positionen verpflichten zu wollen, die ihr fremd sind. Das gilt für die Euro-Kritik genauso wie für die Abwehr von Flüchtlingen. Dass sich der 73-Jährige gern im Ton vergreift, ist bekannt. So pöbelte er gegen die Vereinigten Staaten von Amerika mit „Fuck the US-Imperialism“. Längst ist der Saarländer in größeren Teilen der Linken so verhasst wie in der SPD. Mannschaftsspiel ist halt nicht sein Ding. In der Flüchtlingsfrage wirkt es zudem erneut so, als würden Lafontaine und seine Frau, die Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht, abgestimmt agieren. Das lädt die Stimmung in der Linken zusätzlich auf.
Gysi spuckt abermals in die Suppe
Bei Gysi, 68, verhält es sich etwas anders. Er beteuerte bei seinem Abschied als Fraktionsvorsitzender im Herbst, wie sehr er sich über die neu gewonnene Freiheit freue. Noch vor einer Woche trat er in einer Talkshow des SWR auf und sprach eindrucksvoll darüber, wie sein politisches Leben sein Privatleben beeinträchtigt habe. Gleichwohl schrieb er zuletzt eine Art Drohbrief an Wagenknecht und ihren Co-Vorsitzenden Dietmar Bartsch – weil sie ihn im Bundestag nicht mehr ans Rednerpult lassen. Nun spuckt Gysi ihnen abermals in die Suppe, in dem er die Linke „saft- und kraftlos“ nennt.
Es war Lafontaine, der vor Wochen im „Spiegel“ erklärte, sein früherer Partner müsse sich damit abfinden, dass er jetzt in der zweiten Reihe sitze. Das war nicht ganz falsch. Hätte Lafontaine hinzugefügt, dass das auch für ihn gilt, wäre es sogar ganz richtig gewesen. Schließlich lässt er sich selbst allzu gern in Talkshows einladen, provoziert durch Posts bei Facebook oder versucht, durch Interventionen bei alten Kampfgenossen Einfluss in der Bundestagsfraktion zu nehmen.
Hier können zwei erkennbar nicht loslassen. Für die Partei ist das fatal.