Olympia Olympia: Versicherung sportlicher Großereignisse ist riskant

München/MZ. - Die Versicherung sportlicher Großveranstaltungen ist kein Geschäft wie jedes andere. Im Fall der Olympischen Spiele 2012, die Ende Juli beginnen, wurde das am Tag nach dem Zuschlag für London klar. Am siebten Juli 2005 zündeten in der dortigen U-Bahn Selbstmordattentäter Bomben, die 56 Menschen in den Tod rissen und hunderte Londoner verletzten.
"Terror ist eine der größten Gefahren", räumt Andrew Duxbury ein. Er ist für den weltgrößten Rückversicherer Munich Re für die Versicherung von Olympia zuständig. Mit 350 Millionen Euro stehen die Münchner im schlimmsten Fall gerade, falls die Spiele wegen Terror oder aus einem anderen Grund komplett ausfallen.
Für die Assekuranz insgesamt liegt das Risiko im Milliardenbereich, schätzt Duxbury. Ein mulmiges Gefühl hat er trotzdem nicht. Zum einen hat es noch bei keiner Olympiade oder Fußball-WM einen Totalausfall gegeben. Vor allem baut die Munich Re aber auf die große Erfahrung Großbritanniens bei der Terrorabwehr schon aus den militanten Zeiten der IRA in Irland. Die Briten geben 1,3 Milliarden Euro für die Sicherheit der Olympiade aus, ein Zehntel der Organisationskosten und ein Zehnfaches des entsprechenden Postens für Olympia 2000 in Sydney. In London patrouillieren mehr britische Soldaten als in Afghanistan.
Andererseits liegen die Prämien für die Londoner Ausfallversicherung "im Prozentbereich", verrät Duxbury. Bei einer normalen Haftpflichtpolice wird nur im Promillebereich kalkuliert. Die Höhe der Prämie signalisiert damit für London verschärftes Risiko. "Wir sind sehr zuversichtlich", sagt Duxbury aber in der Hoffnung auf unbeschwerte Spiele und ein Millionengeschäft für die Munich Re.
Neben Terror ist der Verkehr ein Risiko, das Versicherer kalkulieren müssen. Das weltgrößte Sportereignis ist als Olympiade des öffentlichen Nahverkehrs geplant und der ist in London schon zu Normalzeiten nahe am Kollaps. Großkonzerne wie die Munich Re setzen für die Zeit der Spiele verstärkt auf Heimarbeit, sagt Duxbury. Das soll mithelfen, ein Verkehrschaos zu verhindern. Wenn Zuschauer dennoch verspätet in die Stadien kommen, sei das aber nicht versichert. Anders ist das im Fall von Sportlern oder Schiedsrichtern.
"Eine Olympiade ist ein kompliziertes Risiko", sagt Duxbury. Ein Gewitter könne einen Veranstaltungsort unter Wasser setzen, Stromausfall eine Halle lahmlegen oder eine Aschwolke aus einem isländischen Vulkan die Anreise von Sportlern verhindern. Für die gibt es spezielle Unfall- sowie Haftpflichtpolicen die Personen- oder Sachschäden an Stadien decken.
Abgesichert ist unter dem Strich nur ein Teil des versicherbaren finanziellen Risikos, weil nicht jede angebotene Police gezeichnet wird. Für die Fußball-WM 2010 in Südafrika haben die Experten der Munich Re das versicherbare Volumen auf fünf Milliarden Dollar geschätzt. "Ich schätze, dass die Summe in London ähnlich ist", sagt Duxbury. Der Löwenanteil entfällt dabei auf die TV-Rechte, die sich allein schon im Milliardenbereich bewegen. Dazu kommen Sponsorengelder und Ticketverkäufe als weitere große Posten.