Ohrfeige für Kanzler Schröder Ohrfeige für Kanzler Schröder: Staatsanwalt ermittelt gegen den arbeitslosen Lehrer

Mannheim/Berlin/Wiesbaden/dpa. - Nach der Ohrfeige fürBundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat die StaatsanwaltschaftMannheim ein Ermittlungsverfahren gegen den Täter eingeleitet. Derarbeitslose Lehrer werde der Körperverletzung und Beleidigungverdächtigt, teilte die Behörde am Mittwoch mit. Der 52-Jährige hatteden Kanzler am Dienstagabend auf einer Wahlveranstaltung in Mannheimattackiert. Sein Motiv ist unklar. Der Mann, der erst im Februar indie SPD eingetreten war, wurde aus der Partei ausgeschlossen. Trotzdes Zwischenfalls ist laut Bundesregierung nicht an eine Änderung desbisherigen Sicherheitskonzepts für Spitzenpolitiker gedacht.
Die Staatsanwaltschaft folgte einem Strafantrag des Kanzleramtes.Juristische Schritte hatten ferner die baden-württembergische SPDsowie Mannheims Oberbürgermeister Gerhard Widder (SPD) angekündigt.Bei einer Verurteilung muss der Mann laut Staatsanwaltschaft miteiner Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahrrechnen. Das Mannheimer Amtsgericht befasst sich mit dem Fall.
Der Zwischenfall hatte sich während des Europafestes der Südwest-SPD bei einem Empfang für rund 200 Neumitglieder ereignet. Nach derOhrfeige wurde der aus Ehrenkirchen (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald)bei Freiburg stammende Mann festgenommen und mehrere Stunden verhört.Dabei habe der 52-Jährige lediglich Angaben zu seiner Person gemacht,aber nicht zur Tat, sagte ein Polizeisprecher. Mangels Haftgründenwurde er noch am Dienstagabend auf freien Fuß gesetzt. Der Täter seipolizeilich noch nicht in Erscheinung getreten.
Die eingesetzten Personenschützer müssen nach der Attacke inMannheim möglicherweise mit Konsequenzen rechnen. Eine Sprecherin desBundesinnenministeriums sagte, das für die Sicherheit des Kanzlerszuständige Bundeskriminalamt (BKA) werde den Vorfall untersuchen. DasBKA stellte klar, die Beamten hätten keinesfalls versagt. BKA-Sprecherin Birgit Vetter sagte in Wiesbaden, ein 100-prozentigerSchutz sei unmöglich, wenn Politiker ein «Bad in der Menge» nähmen.Regierungssprecher Béla Anda sagte, es müsse auch weiterhin eine«Balance zwischen Nähe und Distanz» bei solchen öffentlichenVeranstaltungen geben. Der Zwischenfall werde keine Auswirkungen aufdas bisherige Sicherheitskonzept für Spitzenpolitiker haben. Die etwa500 Beamte umfassende Sicherungsgruppe des BKA ist für denPersonenschutz von Spitzenpolitikern zuständig.
Die SPD-Ortsvereinsvorsitzende aus Ehrenkirchen, Anja Laubner,berichtete, der Täter sei bisher nicht negativ aufgefallen. Beiseinem Parteieintritt habe er sogar angekündigt, sich beimanstehenden Kommunalwahlkampf zu engagieren.