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Öffentlicher Dienst Öffentlicher Dienst: Weniger Arbeit und Lohn für 100 000 Angestellte

01.07.2003, 15:07
Klaus Wowereit (r) und der Verdi-Vorsitzende Frank Bsirske (l). (Foto: dpa)
Klaus Wowereit (r) und der Verdi-Vorsitzende Frank Bsirske (l). (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Dank der Klausel konnte Berlin mit sechsmonatiger Verzögerungwie von den Gewerkschaften gefordert den bundesweiten Abschluss mitTarifsteigerungen von insgesamt 4,4 Prozent bis 2005 übernehmen. DasLand Berlin war zuvor extra aus den Arbeitgeberverbändenausgestiegen, um das zu verhindern. Für die Laufzeit des Vertragesbis Ende 2009 gibt das Land eine Beschäftigungsgarantie.

Nach dem Tarifvertrag wird die Arbeitszeit vom 1. August an sozialgestaffelt um 8 bis 12 Prozent ohne Lohnausgleich gesenkt. Regulärgilt für alle eine Wochenarbeitszeit von 37 Stunden, was zugleicheine Ost-West-Angleichung bedeutet. Bisher arbeiteten die Ost-Beschäftigten 1,5 Stunden mehr. Zum Ausgleich erhalten dieBeschäftigten 2003 einen freien und vom kommenden Jahr an zwei freieTage. Dadurch nicht abgegoltene Freizeit wird individuell aufLebensarbeitszeitkonten angespart.

Den Durchbruch hatte ein zwölfstündiger Verhandlungsmarathon aufhöchster Ebene gebracht. Sowohl der Regierende Bürgermeister KlausWowereit (SPD) als auch ver.di-Bundeschef Frank Bsirske zeigten sicham Dienstag zufrieden mit dem Ergebnis. «Der Abschluss istungewöhnlich und auf die spezifische Berliner Situationzugeschnitten, aber er kann sich sehen lassen», sagte Bsirske. «Ichwerte ihn als Erfolg für die Beschäftigten und die Gewerkschaften.»

Durch die «Brutto-Netto-Schere» reduzierten sich dieGehaltseinbußen nach den Worten Bsirskes von brutto 8 bis 12 Prozentauf netto 4 bis 7 Prozent. Dazu kämen die bundesweitenTarifsteigerungen rückwirkend zum 1. Januar sowie das volle Urlaubs-und Weihnachtsgeld, das der Senat ursprünglich drastisch kürzenwollte.

Wie Bsirske würdigte Wowereit den gemeinsamen Willen zur Einigung.«Das war ein Aufeinanderzugen beider Vertragsparteien und ein fairerKompromiss.» Durch die Regelungen erreiche Berlin zwar nicht ganz dasangestrebte Einsparziel bei den Personalkosten von 1,3 MilliardenEuro bis 2009. Es fehlten rund 238 Millionen Euro. «Doch profitiertdas Land auch mehr von diesen Abschluss als durch eine Fortsetzungdes status quo», betonte der Regierungschef.

Auch der Beamtenbund begrüßte die Tarifeinigung und wird sie fürdie von ihm vertretenen Arbeiter und Angestellten übernehmen.