Oberbürgermeister Oberbürgermeister: Alexander Ahrens ein "Bautzener aus Überzeugung"

Bautzen - „Ich liebe diese Stadt – und das bleibt auch weiter so“, hat Alexander Ahrens auf seine Facebookseite geschrieben. Am Donnerstagmorgen war das. Da hatte der 50-Jährige gerade seine Dienstreise nach Düsseldorf abgebrochen und war auf dem Rückweg in „diese Stadt“: Bautzen. Seit 2015 ist Ahrens Oberbürgermeister der 40.000-Einwohner-Stadt in Ostsachsen.
Früher war Bautzen für den Senf bekannt, heute wegen negativer Schlagzeilen
Bekannt ist sie vor allem durch den Bautz´ner Senf, der kleine Topf mit dem blauen Etikett für die Sorte „mittelscharf“ gehört zum Standardrepertoire in vielen Kühlschränken. Doch in diesen Tagen sorgt Bautzen wegen der gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Flüchtlingen und Rechtsextremen für Schlagzeilen.
Am Mittwochabend hatten sich Asylbewerber und Einheimische gegenseitig attackiert. Seitdem ist die Stimmung aufgeladen. Die Polizei bezeichnet den zentralen Marktplatz, den Kornmarkt, als „Pulverfass.“ Erst im Februar geriet Bautzen in die Schlagzeilen, als Schaulustige bei einem Brand einer Flüchtlingsunterkunft zusahen. Die Anwohner applaudierten - Ahrens war da gerade mal sechs Monate im Amt. Und nun geht es wieder los.
Zurück in Bautzen suchte Ahrens am Donnerstagabend das Gespräch mit den Anwohnern und Einheimischen. „Lautstark“ sollen sie ihre Anliegen vorgetragen haben.
Ahrens, ein „Bautzener aus Überzeugung“
Ahrens ist ein schlanker Mann mit grauem Drei-Tage-Bart und warmen Lächeln. Ein Quereinsteiger, ein Weltgewandter und Weitgereister. Hobbys: Geschichte, Fliegenfischen, Jagen, Eishockey. Ein „Bautzener aus Überzeugung“, so steht es auf der Stadthomepage.
Geboren ist Ahrens in Westberlin, in einem Plattenbaugebiet in Spandau. Er studierte Chinawissenschaften, Rechtswissenschaften, lebte in Hongkong und Shanghai, arbeitete dort als Firmenjurist für deutsche Industrieunternehmen.
Vier Kinder hat der Familienvater, seine Elternzeit finanzierte selbst. Verheiratet ist er mit einer Polizistin. Sie stammt aus der Region. Sie ist auch der Grund, warum Ahrens 2008 von Berlin nach Bautzen zog.
Und er ist parteilos. Für die OB-Wahl trat er als gemeinsamer Kandidat für die Linke, die SPD und das Bürgerbündnis Bautzen an. Sein Vorgänger war Christdemokrat, genau wie auch der Oberbürgermeister-Gegenkandidat, Matthias Knaak.
Ein ungewöhnlicher Bürgermeister
Dass so einer Oberbürgermeister in einer ostsächsischen Stadt wird, ist ungewöhnlich, ja fast schon merkwürdig: Ein Zugezogener. Ein Westdeutscher, der nicht in der DDR aufwuchs. Ein Mann, der im Wahlkampf stets betonte, dass es mit ihm keine Politik gegen Flüchtlinge geben werde. Und das ausgerechnet in einer Stadt, in der jeder vierte Wähler bei den Landtagswahlen 2014 die AfD oder die rechtsradikale NPD wählte.
Geschafft hat er das trotzdem. Obwohl ihm viel Gegenwind ins Gesicht wehte – und der Wind in diesen Tagen wieder auffrischt. Eine „verschobene Sichtweise“ wird ihm auf seiner Facebookseite vorgeworfen. Und dass er die Probleme der Bürger nicht gesehen, die Eskalation viel zu spät erkannt habe.
Am Freitag räumte Ahrens ein, dass er die Entwicklung auf dem Kornmarkt „ein bisschen unterschätzt“ habe. „Dass es dann so eskaliert, damit habe ich auch nicht gerechnet“, sagte er dem Hessischen Rundfunk.