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Obduktionsbericht: Haider war auf der Stelle tot

12.10.2008, 11:56

Wien/dpa. - Der österreichische Rechtspopulist und Kärntner Landeshauptmann (Ministerpräsident) Jörg Haider war nach seinem Autounfall auf der Stelle tot. Dies habe die Obduktion seiner Leiche ergeben, berichtete die österreichische Nachrichtenagentur APA am Sonntag.

Der 58-Jährige war mit seinem Dienstwagen auf dem Heimweg von einer Feier in der Nacht zum Samstag bei Klagenfurt nach einem Überholmanöver von der Straße abgekommen und hatte sich mehrfach überschlagen. Er fuhr viel zu schnell.

«Er hat keinerlei Überlebenschance gehabt», sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Klagenfurt, Gottfried Kranz. Bei Haider seien mehrere schwere Verletzungen festgestellt worden, von denen schon eine einzige zum sofortigen Tod geführt hätte. Haider sei zum Zeitpunkt des Unfalls mit 142 Stundenkilometern doppelt so schnell unterwegs gewesen wie auf der Strecke erlaubt, berichtete die österreichische Nachrichtenagentur APA am Sonntag. Sein Dienstwagen sei technisch völlig in Ordnung gewesen, sagte die Staatsanwaltschaft nach der Untersuchung des Wracks. Nach Polizeiangaben war zum Zeitpunkt des Unfalls angeschnallt.

Politiker aller Couleur trauerten in Österreich um Haider und sprachen der Familie ihr Beileid aus. Der Rechtspopulist hatte die Politik in Österreich und auch das Bild des Landes im Ausland in den vergangenen Jahrzehnten entscheidend geprägt. Er galt als gewiefter Taktiker und Stimmungsmacher und provozierte immer wieder mit rechten Äußerungen. Zuletzt hatte er bei der österreichischen Parlamentswahl am 28. September mit seinem BZÖ Erfolge gefeiert: Als Spitzenkandidat holte Haider für seine von der Freiheitlichen Partei (FPÖ) abgespaltene Partei starke Zuwächse und kam auf rund 11 Prozent.

Haider sei ein Politiker mit Begabungen und großen Talenten gewesen, auch wenn er nicht unumstritten gewesen sei, sagte Bundespräsident Heinz Fischer. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer von der sozialdemokratischen SPÖ erklärte: «Als langjähriger Landeshauptmann hat Jörg Haider nicht nur die Kärntner Politik entscheidend beeinflusst, sondern auch die gesamte österreichische innenpolitische Landschaft über Jahrzehnte hinweg geprägt.»

Haiders Vize im Parteivorsitz, Stefan Petzner, brach mehrfach öffentlich in Tränen aus und sprach von einem «Weltuntergang». Haider sei mit ihm am Freitagabend noch bei einer Feier gewesen und habe sich dann auf den Heimweg in die Gemeinde Freistritz gemacht. Dort habe er am Wochenende mit seiner ganzen Familie den 90. Geburtstag seiner Mutter nachfeiern wollen. Haiders Stellvertreter als Landeshauptmann, Gerhard Dörfler, sagte, die Sonne sei in Kärnten «vom Himmel gefallen».

Vor Haiders Amtssitz in Kärnten legten Menschen Blumen und Briefe nieder und zündeten Kerzen an. In dem Bundesland wurde Trauerbeflaggung angeordnet. Die Kärntner Landesregierung kam am Nachmittag zu einer Trauersitzung zusammen, für Sonntagabend ist ein öffentlicher Gottesdienst für Haider im Klagenfurter Dom angekündigt.

Auch rechtsgerichtete Kräfte im Ausland reagierten auf den Tod Haiders: In Belgien bezeichneten Politiker der offen ausländerfeindlichen Flamenpartei Vlaams Belang (VB) Haider als Vorbild und Modell eines modernen, zeitgenössischen erfolgreichen rechtsnationalen Politikers. Er habe wie kein anderer einer schweigenden Mehrheit in der Bevölkerung eine Stimme verliehen, ließ VB-Vorstandsmitglied Filip Dewinter mitteilen.

«Mit Haider verliert Österreich einen großen Europäer, einen unermüdlichen Kämpfer für das Europa der Völker gegen das zentralistische Europa Brüssels», sagte der Europa-Parlamentarier und Spitzenpolitiker der rechtsgerichteten Lega Nord in Italien, Mario Borghezio. Haider sei ein Politiker gewesen, der «der ungerecht von den dummen Dienern des heuchlerischen Antirassismus verleumdet worden ist», zitiert die APA den Politiker.