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Nürnberg Nürnberg: Amerikaner feiern Sieg auf dem früheren Parteitagsgelände

Von Stephan Maurer 18.04.2005, 06:21
Ein großformatiges Foto vor der Nürnberger Lorenzkirche zeigt dieselbe, völlig zerbombte Kirche nach der letzten großen Schlacht des Zweiten Weltkriegs (undatiertes Archivfoto). 75.000 Soldaten der US-Armee vernichteten vom 16.04. bis zum 20.04.1945 die letzte "Nazi-Hochburg" Nürnberg. (Foto: dpa)
Ein großformatiges Foto vor der Nürnberger Lorenzkirche zeigt dieselbe, völlig zerbombte Kirche nach der letzten großen Schlacht des Zweiten Weltkriegs (undatiertes Archivfoto). 75.000 Soldaten der US-Armee vernichteten vom 16.04. bis zum 20.04.1945 die letzte "Nazi-Hochburg" Nürnberg. (Foto: dpa) dpa

Nürnberg/dpa. - Es gibt ein symbolisches Bild für die BefreiungNürnbergs von der nationalsozialistischen Diktatur: die Sprengung desgewaltigen Hakenkreuzes auf dem Dach der Zeppelintribüne. Dort, wodie Nazis jahrelang ihre pompösen «Reichsparteitage» abhielten,feierten nun amerikanische Soldaten ihren Triumph über dasGewaltregime.

Auch das Datum hat Symbolkraft: Ausgerechnet an «FührersGeburtstag», dem 20. April 1945, eroberte die 7. US-Armee die Stadt,die ihr als die «deutscheste» galt und wie kaum eine andere für denHitler-Staat stand. Zehn Jahre zuvor waren hier die Rassengesetzeerlassen worden, die den Weg zur Verfolgung und Ermordung vonMillionen Juden ebneten. Auf den «Reichsparteitagen» hatten sich dieNazis gefeiert und der Welt ihre Stärke demonstriert.

So maßen die Amerikaner der Niederwerfung Nürnbergs, der «Wiege»des Nationalsozialismus, größte Bedeutung zu. Auch militärisch wardie Einnahme der Stadt für die Kommandeure wichtig. «Sie fürchteten,dass sich einige hunderttausend fanatische deutsche Soldaten in die"Alpenfestung" zurückziehen und dort in unwegsamem Gelände denAlliierten noch lange Widerstand leisten könnten», heißt es in einemAufsatz des Nürnbergers Karl Kunze, der an den Kämpfen um die Stadtteilgenommen und später Material über das Kriegsende in Nürnberggesammelt hatte.

Auch die Nazis wussten darum. Laut «Führerbefehl» sollte die Stadt«bis zum letzten Mann» verteidigt werden. Nach dem verheerendenLuftangriff britischer Bomber am 2. Januar 1945 war Nürnberg zwarschon zum größten Teil zerstört. Die örtlichen Machthaber warendennoch entschlossen, dem «Führerbefehl» Geltung zu verschaffen,obwohl ihnen nur einige 1000 Mann gegen die Streitmacht derAmerikaner zur Verfügung standen.

Noch am 15. April schickte Gauleiter Karl Holz an Hitler einpathetisches Ergebenheitstelegramm: «Mein Führer! Der Endkampf um dieStadt der Reichsparteitage beginnt. Die Soldaten schlagen sichtapfer, und die Bevölkerung ist stolz und standhaft. Dienationalsozialistische Idee wird siegen und alle Teufel überwinden.»Der sinnlose Kampf kostete viele Menschen das Leben. Laut Kunzeverzeichnete die deutsche Wehrmacht 500 Tote und 500 Schwerverletzte.In den Listen der 7. US-Armee standen 142 Tote, 700 Verwundete und 68Vermisste. In der Zivilbevölkerung gab es mehr als 300 Todesopfer.

Am frühen Morgen des 20. April erschoss sich NSDAP-Oberbürgermeister Willy Liebel im Palmenhofbunker, der letztenKommandozentrale im Kampf um Nürnberg. Am Abend desselben Tagesfeierte die 3. US-Infanteriedivison auf dem Hauptmarkt eineSiegesparade. Vier Tage später wurde das Hakenkreuz auf derZeppelintribüne gesprengt. Amerikanische Fotografen und Kameraleutehielten das Ereignis fest und übermittelten es in die USA - alsZeichen für den Triumph über die Nazis.

«Doch Nürnberg wird nach der Katastrophe des Krieges auch zu einemOrt der Hoffnung», schreibt der Journalist und Historiker SiegfriedZelnhefer. Am 20. November 1945 begann im Justizpalast der Prozessgegen 21 NS-Hauptkriegsverbrecher. Erstmals wurden dieVerantwortlichen für Krieg und millionenfaches Leid persönlich zurVerantwortung gezogen. Die «Nuremberg Principles» bildeten Jahrzehntespäter die Basis für die Schaffung des Ständigen InternationalenStrafgerichtshofs.