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Nordkorea Nordkorea: Ehemalige Agentin gibt Einblicke in die Diktatur

Von Barbara Barkhausen 12.04.2013, 17:00
Kim Jong Un beobachtet mit Offizieren ein Landungsmanöver.
Kim Jong Un beobachtet mit Offizieren ein Landungsmanöver. rtr Lizenz

Sydney/MZ - Kim Hyun-hee, die 1987 ein südkoreanisches Passagierflugzeug in die Luft sprengte, bezeichnete den nordkoreanischen Staatschef Kim Jong Un als noch „jung“ und „unerfahren“. „Er kämpft darum, die komplette Kontrolle über das Militär zu erlangen und Loyalität zu gewinnen.“ Das sei auch der Grund, warum er so viele Militärstützpunkte besuche. Weiter sagte sie: „Er benutzt das Nuklearprogramm als Druckmittel für Hilfsgüter und um die Öffentlichkeit hinter sich zu halten.“ Die frühere nordkoreanische Spionin lebt heute mit ihrem Mann und zwei Kindern an einem geheimen Ort in Südkorea. Unter ständiger Bewachung von sechs Leibwächtern, denn die heute 51-Jährige fürchtet, Nordkorea könnte Attentäter schicken.

Zeitbombe im Passagierflieger

Kim Hyun-hee hatte 1987 zusammen mit einem weiteren nordkoreanischen Spion eine Zeitbombe in einem südkoreanischen Passagierflugzeug auf dem Weg von Bagdad nach Seoul platziert. Alle 115 Insassen wurden damals getötet. Kim Jong Un’s Vater Kim Jong-Il soll das Attentat selbst geplant haben. Er wollte damit Ausländer von den Olympischen Spielen in Seoul 1988 abschrecken.

Kim Hyun-hee und ihr Kollege wurden später bei einem Zwischenstopp verhaftet, doch beide schluckten sofort Zyanidtabletten, die sie in Zigaretten verborgen hatten. Während der Mann sofort starb, überlebte Kim Hyun-hee. Sie wurde nach Südkorea gebracht und dort von einem Gericht zum Tode verurteilt, später jedoch begnadigt, weil sie im Norden manipuliert worden sei.

Kim Hyun-hee bezeichnete Nordkorea in dem Interview nicht als Staat, sondern als einen Kult: „In Nordkorea bin ich dazu erzogen worden, dass unser Führer Kim Il-sung ein Gott sei. Dir ist beigebracht worden, dass du ihn vor deine eigenen Eltern stellen musst.“ Kim Il-sung ist der Gründer Nordkoreas und wird trotz seines Todes 1994 bis heute in Nordkorea verehrt. Zu seinem Geburtstag am 15. April werden häufig große Militärparaden abgehalten und Mitglieder des Verteidigungsministeriums in Seoul erwarten in diesem Jahr einen Raketentest, mit dem Nordkorea seine Stärke unterstreichen will. Über ihr Leben in Nordkorea sagte die frühere Spionin: „Wenn man irgendetwas Falsches gesagt hat landete man in einem Gulag.“ Gulags sind die berüchtigten Zwangslager in Nordkorea, in denen Tausende politische Gefangene festgehalten werden. Überlebende berichteten von schwerer Zwangsarbeit in Bergwerken, Folter, öffentlichen Hinrichtungen und ideologischer Umerziehung.

Alles widersprach dem Gelernten

Erst in Südkorea begriff die Agentin, dass sie einer Gehirnwäsche unterzogen worden war. „Ich sah, wie modern alles war“, sagte sie der ABC. „Ich hörte, wie die Agenten um mich herum frei sprachen. Das widersprach allem, was mir in Nordkorea je gesagt worden war.“ Sie bedauere und bereue, was sie getan habe. „Ich fühle, dass ich nicht die Wahrheit vor den Familienmitgliedern, deren Verwandte starben, verbergen sollte.“ Was aus ihrer eigenen Familie nach ihrer Verhaftung wurde, weiß sie nicht: „Ich habe gehört, dass ein Überläufer meine Familie in einem Konzentrationslager gesehen haben soll.“ Das sei aber schon 15 Jahre her. Was wirklich mit ihrer Familie passiert ist, das weiß sie nicht.