Niederlande Niederlande: Ayaan Hirsi Ali verlässt das Land

Den Haag/dpa. - Sie versucht ihrGlück künftig an dem konservativen American Enterprise Institutein Washington, das wohl auch Präsident George W. Bushideologischen Rückhalt gibt. Schon vor einigen Wochen hatte siegesagt: «Manchmal macht mich das alles wirklich müde.»
Damals hatte sie gerade ein Gerichtsurteil hinnehmen müssen,das sie dazu zwingt, ihre Wohnung in Den Haag zu verlassen.Nachbarn hatten sich daran gestört, dass für die Sicherheit derumstrittenen Abgeordneten so viel Aufwand getrieben wird. Siefühlten sich belästigt, selbst in Gefahr - und bekamen Recht. DieRegierung hatte Hirsi Ali die relativ gut zu bewachende Wohnungbesorgt, weil sie kaum eine andere Möglichkeit sah, ihr Leben zuschützen. Denn radikale Muslime haben Hirsi Ali wiederholt mit demTode bedroht. Sie hat mit dem von einem Muslim-Extremistenermordeten Regisseur Theo van Gogh einen Film über dieUnterdrückung der Frau durch den Islam gemacht. Hirsi Ali nenntden Propheten Mohammed einen «perversen Mann», weil er eineNeunjährige geheiratet habe.
Für ihre Unerschrockenheit wurde Hirsi Ali mehrfachausgezeichnet. Auf der politischen Bühne in Den Haag, die sieselbst gesucht hat, ist sie jedoch fast isoliert. Selbst in ihrereigenen Partei, der rechtsliberalen VVD, wurde sie wegen ihrerkaum auf Dialog zielenden Äußerungen regelmäßig zur Ordnunggerufen. Sie selbst sagte einmal: «Ich mache mehr kaputt alswieder gut. Bei den Bürgern kommt meine Botschaft verfälscht an.»
Doch in den vergangenen Tagen galt die Aufmerksamkeit derMedien nicht Hirsi Alis Islam-Kritik, sondern ihrer Person selbst.Durch eine TV-Dokumentation wurde erstmals landesweit bekannt,dass sie gelogen hatte, um vor 14 Jahren in den Niederlandenpolitisches Asyl zu erlangen. Sie war nicht aus dem Bürgerkrieg inSomalia geflohen, sondern hatte längst sicher in Kenia gelebt.Nicht Hirsi Ali ist ihr richtiger Name gewesen, sondern HirsiMagan.
Das alles wird von ihr nicht bestritten und ist auch nichtvöllig neu. So hat sie unter anderem die Parteiführung der VVDeingeweiht, die sie 2002 mit einem Sitz im Parlament von dersozialdemokratischen Arbeitspartei weglockte. AusländerministerinRita Verdonk («ich hätte sie ausgewiesen») hatte zunächst gesagt,Hirsi Ali habe heute nichts mehr zu befürchten. Doch jetzt ordnetesie eine Überprüfung des Falles ein.
Erst kürzlich musste auf Anordnung Verdonks eine 19-Jährige ausdem Kosovo kurz vor dem Abitur die Niederlande verlassen, weil siegegenüber der Einwanderungsbehörde gelogen hatte. Verdonk willSpitzenkandidatin der VVD bei der Wahl im nächsten Jahr werden undoffenbar nicht in einen Sog von Unglaubwürdigkeit geraten. Dennnichts steht bei der «Eisernen Rita» so hoch wie der Spruch:«Regeln sind Regeln.»