+++Newsticker nach dem Referendum in Griechenland+++ +++Newsticker nach dem Referendum in Griechenland+++: Europäische Zentralbank behält Höhe der Notkredite bei

Finanzminister Yanis Varoufakis tritt zurück - Tsakalotos übernimmt
61,31 Prozent der Griechen stimmen im Referendum mit Nein
Regierungschef Alexis Tsipras setzt auf Zugeständnisse der Geldgeber
EU steht eine Woche der Krisensitzungen bevor.
Notkredite bleiben bestehen
Die griechischen Banken sind seit einer Woche zu. Die Menschen kommen kaum noch an Bargeld. Schon in den nächsten Tagen könnte den Banken das Geld ganz ausgehen - obwohl die EZB den Geldhahn nicht zudreht. Die Ereignisse vom Montag nach dem Referendum in Griechenland im Newsticker. Die Notenbank hat am Montag zudem die Abschläge auf die von griechischen Banken eingereichten Sicherheiten angepasst. Kreisen zufolge liegen die Abschläge nun bei 45 Prozent. Zudem habe die EZB einen griechischen Antrag, die Kredite um drei Milliarden Euro aufzustocken, abgelehnt, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Die Tageszeitung „Die Welt“ nannte auf ihrer Internetseite sogar einen Betrag von sechs Milliarden Euro. Die Entscheidung zur Beibehaltung der Kredite war von den meisten Experten erwartet worden. Auch nach der Verlängerung droht den griechischen Banken in den nächsten Tagen das Geld auszugehen.
+++23.40 Uhr: Tsipras Aufhebung der Kapitalkontrollen+++
Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras hat mit EZB-Chef Mario Draghi in einem Telefonat über die Liquidität der griechischen Banken besprochen. Tsipras habe darin gefordert, dass die Kapitalkontrollen umgehend aufgehoben werden müssten, sagte ein Regierungssprecher.
+++23.10 Uhr: Währungsfonds kann keine Huilfen gewähren+++
IWF-Chefin Christine Lagarde hat mit dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras telefoniert. Lagarde habe ihm gesagt, dass der Währungsfonds wegen des Rückstands der Griechen bei der Schuldentilgung derzeit keine neuen Finanzhilfen gewähren könne, sagte ein IWF-Sprecher.
+++22:58 Uhr: Fidel Castro gratuliert Tsipras zu „brillantem politischen Sieg“+++
Kubas ehemaliger Präsident und Revolutionsführer Fidel Castro hat dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras zu dessen „brillantem politischen Sieg“ gratuliert. Er habe den Ausgang des Referendums über die internationalen Reformauflagen im Fernsehen verfolgt, schrieb der 88-Jährige in einem Brief an den Vorsitzenden der linksgerichteten Syriza-Partei. „Ihr Land ruft bei den Völkern Lateinamerikas und der Karibik Bewunderung hervor“, indem es „seine Identität und seine Kultur gegen Aggressionen von außen verteidigt“. Neben Castro hatten am Montag auch sein Bruder Raúl, der aktuelle Staatschef Kubas, die argentinische Präsidentin Christina Kirchner und der bolivianische Staatschef Evo Morales Tsipras gratuliert.
+++21:53 Uhr: Dijsselbloem: Griechenland muss mit Vorschlag kommen+++
Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem hat Griechenland dringend aufgefordert, konstruktive Vorschläge zur Lösung der Finanzkrise vorzulegen. Ohne ein klares Reformpaket sei ein Verbleib Griechenlands in der Eurozone „sehr fraglich“, betonte der niederländische Finanzminister am Montagabend im niederländischen Parlament. „Eine Währungsunion erfordert gegenseitige Verpflichtungen. Wenn man die nicht will, dann hört es auf.“ Die niederländische Regierung wolle sich weiter für den Zusammenhalt der Eurzone einsetzen, betonte der Sozialdemokrat. „Doch nicht um jeden Preis, etwa dass wir als Eurozone unsere Glaubwürdigkeit völlig aufgeben müssten.“
+++20:56 Uhr: Neuer Finanzminister glaubt an Lösung+++
Der neue griechische Finanzminister Evklidis Tsakalotos hat sich für eine Fortsetzung der Verhandlungen Athens mit seinen Gläubigern ausgesprochen. „Ich denke, dass sich etwas in Europa ändern kann“, sagte der 55-Jährige kurz nach seiner Ernennung am Montagabend in Athen. Die Griechen hätten bei dem Referendum am Sonntag deutlich gemacht, dass sie „Besseres verdient haben“ und eine „nicht-lebensfähige Lösung nicht akzeptieren“ könnten.
+++20:51 Uhr: Washington zeigt Gelassenheit angesichts der Krise+++
Für die US-Regierung hat sich durch das Nein der Griechen im Referendum über die Spar- und Reformauflagen der internationalen Gläubiger nicht viel geändert. Nötig sei weiterhin ein „Bündel aus Finanzhilfen und Reformen“, mit dem Griechenland im Euroraum bleiben und auf den „Pfad von Wirtschaftswachstum und Schuldentragfähigkeit“ gebracht werden könne, hieß es am Montag aus dem Weißen Haus.
+++19.47 Uhr: Notkredite bleiben unverändert bestehen+++
Die Europäische Zentralbank (EZB) hält die Notkredite für griechische Banken auch nach dem „Nein“ zu den Sparvorgaben bei einem Referendum auf dem aktuellen Stand. Das teilte die Notenbank nach Beratungen des EZB-Rates am Montag in Frankfurt mit. Seit dem 26. Juni liegen die Kredite auf dem Niveau von knapp 90 Milliarden Euro. Nachdem Griechenland die Verhandlungen mit den Geldgebern abgebrochen hatte, wurden die Kredite nicht mehr angehoben.
+++19.34 Uhr: Bundeskanzlerin Merkel fordert Lösungsvorschlag von Griechenland+++
Bundeskanzlerin Angela Merkel fordert die griechische Regierung auf, umgehend einen Lösungsvorschlag für die Schuldenkrise vorzulegen. Es sei wichtig, die Situation noch diese Woche aufzulösen, sagt sie nach einem Treffen mit dem französischen Präsidenten Francois Hollande in Paris. Dabei müssten weiter die Prinzipien Solidarität und Gegenleistung gelten.
Mit den Notfallkrediten, dem ELA-Programm, sorgt die EZB seit geraumer Zeit dafür, dass die griechischen Banken noch zahlungsfähig bleiben. In den vergangenen Wochen hatte die EZB immer wieder die Nothilfe für die griechischen Banken erhöht, um einen Engpass zu vermeiden. Seit Ende Juni aber ist die Nothilfe gedeckelt. Daher beraten die Euro-Länder am Dienstag in Brüssel über das weitere Vorgehen in der Griechenland-Krise. (afp)
+++18:27 Uhr: Dax reagiert entspannter als gedacht auf Referendum+++
Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben das Nein im Griechenland-Referendum besser verkraftet als befürchtet. Der Dax verlor am Montag 1,52 Prozent auf 10 890,63 Punkte. Im Handel vor Öffnung der Börse war das Minus noch deutlich höher gewesen - im Tagesverlauf erholte sich der Index. Der überraschende Rücktritt des griechischen Finanzministers Gianis Varoufakis wurde dabei von Börsianern als Stütze für den Markt gesehen. Der MDax mittelgroßer Werte fiel um 1,01 Prozent auf 19 673,56 Punkte. Für den Technologiewerte-Index TecDax ging es um 0,35 Prozent auf 1651,09 Punkte nach unten.
+++18:01 Uhr: Banken sollen zwei weitere Tage geschlossen bleiben+++
Die griechischen Banken sollen nach einem Medienbericht für mindestens zwei weitere Tage bis Mittwochabend geschlossen bleiben. Die Regierung in Athen habe entsprechende Pläne mit den Banken des Landes abgesprochen, berichtete der staatliche Rundfunksender ERT am Montag unter Berufung auf Kreise des Finanzministeriums. Am späten Abend sollte ein entsprechender Ministerialerlass veröffentlicht werden, hieß es. Wegen des schweren Liquiditätsproblems gelten seit vergangener Woche so genannte Kapitalverkehrskontrollen in Griechenland. Pro Konto können täglich höchstens 60 Euro abgehoben werden Überweisungen ins Ausland sind nur nach einer Genehmigung der Zentralbank möglich.
+++17:40 Uhr: Tsakalotos löst Varoufakis ab+++
Euklid Tsakalotos wird neuer griechischer Finanzminister. Dies erklärte das Präsidialamt in Athen am Montag. Tsakalotos war zuletzt Chefunterhändler in den Gesprächen mit den Gläubigern und löst damit Yanis Varoufakis ab, der kurz zuvor zurückgetreten war. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte von einem Insider erfahren, dass die Vereidigung noch im Laufe des Tages stattfinden solle.
Varoufakis hatte als Grund für seinen Rücktritt genannt, dass er den Weg freimachen wolle für eine Verhandlungslösung mit der Euro-Zone und dem Internationalen Währungsfonds (IWF). In den praktischen Verhandlungen mit den Geldgebern spielte Varoufakis schon seit Monaten keine entscheidende Rolle mehr. Er hatte vor allem mit heftigen Angriffen auf die Gläubiger von sich reden gemacht und diesen noch am Samstag „Terrorismus“ und „Erpressung“ vorgeworfen.
+++16:53 Uhr: IWF grundsätzlich zu weiteren Hilfsmaßnahmen bereit+++
Derr Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine grundsätzliche Bereitschaft zu Hilfen für Athen erklärt. IWF-Chefin Christine Lagarde teilte am Montag mit, der Währungsfonds habe den Ausgang der Volksabstimmung „zur Kenntnis“ genommen. „Wir beobachten die Situation genau und stehen bereit, Griechenland zu unterstützen, wenn darum gebeten wird.“
+++15:50 Uhr: Genossen gehen auf Abstand zu Gabriels Äußerungen+++
SPD-Politiker sind auf Distanz zu den harten Worten ihres Parteichefs Sigmar Gabriel zum Ausgang des Referendums in Griechenland gegangen. Fraktionsvize Axel Schäfer sagte dem Portal „Zeit Online“ am Montag: „Die aktuelle Krise überstehen wir nur durch Reden und die Solidarität der Tat, nicht durch verbales Aufrüsten.“ Gabriel hatte am Sonntagabend nach Bekanntwerden des „Neins“ der Griechen zu den Reformauflagen gesagt, er halte weitere Verhandlungen mit Athen nun für „kaum noch vorstellbar“.
+++15:19 Uhr: Tsipras verspricht Merkel am Telefon neue Sparvorschläge für Dienstag+++
Ministerpräsident Alexis Tsipras will der Eurozone am Dienstag neue Vorschläge unterbreiten. In einem Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) seien sich beide Politiker am Montag einig gewesen, dass Tsipras diese beim Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der Eurozone vorlegen werde, hieß es am Montag aus Regierungskreisen in Athen. Das Spitzentreffen soll am Dienstagabend in Brüssel stattfinden, zuvor sollen bereits die Finanzminister tagen. Tsipras hatte am Montag auch mit dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, sowie mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefoniert.
Zunächst kommen die Finanzminister der Eurozone zusammen. Sie forderten die Regierung in Athen am Montag auf, „neue Vorschläge“ vorzulegen. Am Abend beraten dann die Staats- und Regierungschefs der Währungsunion bei einem Sondergipfel darüber, ob sie das vom Staatsbankrott bedrohte Land weiter unterstützen wollen.
+++14:46 Uhr: Gabriel fordert Investitionen in Griechenland+++
Vize-Kanzler Sigmar Gabriel hat gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters einen Neuanfang für Griechenland gefordert. Die Politik der Rettungshilfen habe nicht funktioniert, nun seien Investitionen nötig. Der SPD-Chef und Bundeswirtschaftsminister fürchtet nach dem Referendum in Griechenland eine kurzfristige Pleite des Landes. „Die endgültige Zahlungsunfähigkeit scheint unmittelbar bevorzustehen“, warnte Gabriel am Montag nach einer SPD-Vorstandssitzung. „Der Ausgang des Referendums ist eine Absage an die Regeln der Wirtschafts- und Währungsunion“, kritisierte er. Was jetzt notwendig sei, sei ein Neuanfang. „Die Politik der Rettungshilfen hat in Griechenland nicht funktioniert“, sagte er.
+++14:02 Uhr: EU-Kommission hält Kompromiss für möglich+++
Ungeachtet des Neins der griechischen Wähler beim Referendum hält die EU-Kommission einen Kompromiss im Schuldenstreit immer noch für möglich. „Falls alle Seiten ernsthaft arbeiten, ist es möglich, eine Lösung in dieser sehr komplizierten Lage zu finden“, sagte der für den Euro verantwortliche Kommissionsvizechef Valdis Dombrovskis am Montag in Brüssel.
Der konservative Lette sagte, für Verhandlungen mit Athen über ein neues Hilfsprogramm brauche die Kommission einen Auftrag der Euro-Finanzminister. Dieses Mandat gebe es bisher nicht. Die Ressortchefs werden am Dienstag zu einem Sondertreffen zusammenkommen.
+++13:34 Uhr: Star-Ökonom Thomas Piketty: Deutschland darf Griechen Hilfe nicht verweigern+++
Thomas Piketty, einer der einflussreichsten Ökonomen der Welt, hat im Interview mit „Die Zeit“ Deutschland zu weiteren Hilfen aufgefordert - alleine schon aus geschichtlichen Gründen: „Deutschland ist wirklich das Vorzeigebeispiel für ein Land, das in der Geschichte nie seine öffentlichen Schulden zurückgezahlt hat. Weder nach dem Ersten noch nach dem Zweiten Weltkrieg. Dafür ließ es andere zahlen, etwa nach dem deutsch-französischen Krieg von 1870, als es eine hohe Zahlung von Frankreich forderte und sie auch bekam. Dafür litt der französische Staat anschließend jahrzehntelang unter den Schulden. Tatsächlich ist die Geschichte der öffentlichen Verschuldung voller Ironie.“
+++13:13 Uhr: Eurogruppen-Chef Dijsselbloem sieht Chance auf Verbleib im Euro+++
Das Referendum in Griechenland bringt das Euro-Land und seine Geldgeber nicht näher an eine Lösung im Schuldenkonflikt, sagt der Chef der Eurogruppe, Jeroen Dijsselbloem. Auch nach der Volksabstimmung müsse es in Griechenland Reformen geben. „Es bringt uns nicht näher an eine Lösung“, sagte Dijsselbloem am Montag mit Blick auf die Volksabstimmung in Griechenland. Wenn Vorschläge abgelehnt würden, mache das die Dinge nur komplizierter. Griechenland in der Euro-Zone zu halten sei immer noch sein Ziel und das der griechischen Regierung, fügte Dijsselbloem hinzu. Der niederländische Finanzminister sprach vor Beratungen seiner Regierung in Den Haag.
+++12.17 Uhr: Finanzminister erwarten neue Reformvorschläge+++
Nach dem Referendum in Griechenland sehen die Finanzminister der Euro-Zone den Ball im Feld der griechischen Regierung. „Die Minister erwarten neue Vorschläge von griechischer Seite“, hieß es in einer knappen Erklärung der Euro-Gruppe, die vom EU-Rat am Montag veröffentlicht wurde. Das Referendum sei abgehalten worden, nachdem die griechische Regierung einseitig die Verhandlungen mit den Institutionen von EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) abgebrochen habe. Die Euro-Gruppe trifft sich am Dienstag zu Beratungen und bereitet dort auch den Euro-Gipfel am Abend in Brüssel vor. Die griechische Bevölkerung hatte bei der Volksbefragung mit großer Mehrheit die Reformforderungen der Institutionen abgelehnt, die jedoch nach dem Auslaufen des Hilfsprogramms vorige Woche ohnehin hinfällig geworden waren.
+++11.45 Uhr: Merkel sieht keine Grundlage für Verhandlungen+++
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht nach der klaren Absage der Griechen an ein Reform- und Sparprogramm vorerst keine Basis für Verhandlungen über ein neues Rettungspaket für Athen. „Angesichts der gestrigen Entscheidung der griechischen Bürger gibt es zurzeit nicht die Voraussetzungen, um in Verhandlungen über ein neues Hilfsprogramm einzutreten“, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Das Ergebnis der Volksabstimmung sei eine Absage an den Grundsatz für europäische Hilfen, nach der Solidarität und Eigenanstrengungen untrennbar verbunden seien. Die Bundesregierung bekenne sich weiter zu diesem Grundsatz. Man bleibe aber natürlich gesprächsbereit: „Die Tür für Gespräche bleibt immer offen.“ Es müsse nun erkundet werden, welche Möglichkeiten es gebe, den griechischen Bürgern zu helfen, sagte Seibert. „Bei alledem wird es sehr darauf ankommen, welche Vorschläge die griechische Regierung auf den Tisch legt.“ Nach Darstellung des Finanzministeriums ist ein Schuldenschnitt weiter kein Thema. Die deutsche Position habe sich überhaupt nicht verändert, sagte Ministeriumssprecher Martin Jäger.
+++10.35 Uhr: Rücktritt als kluger Schritt+++
Holger Schmale aus unserer Hauptstadt-Redaktion wertet den Rücktritt von Yanis Varoufakis als klugen Schritt der griechischen Regierung. Anstatt sich nach dem Referendum im Überschwang des Erfolges zu brüsten, macht Athen genau das Gegenteil. Den Kommentar lesen Sie hier.
+++9.57 Uhr: Spitzenvertreter beraten weiteres Vorgehen+++
Nach dem „Nein“ der griechischen Wähler zu Sparvorgaben der internationalen Gläubiger haben EU-Spitzenvertreter in einer Telefonkonferenz über das weitere Vorgehen beraten. EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker sprach mit EU-Gipfelchef Donald Tusk, Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem und dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, hieß es am Montag in EU-Kreisen. In der EU geht es nach dem Referendum vor allem darum, ob nach dem „Nein“ über ein drittes Rettungsprogramm für Griechenland gesprochen werden kann.
+++9.30 Uhr: Euclid Tsakalotos gilt als Favorit+++
Nach Angaben aus Regierungskreisen ist der griechische Chef-Unterhändler in den Gesprächen mit den Kreditgebern, Euclid Tsakalotos, Favorit für den Posten des Finanzministers. Auch Stephan Kaufmann aus unserer Hauptstadt-Redaktion legt sich auf Tsakalotos fest.
+++8.57 Uhr: Bosbach: Rücktritt erleichtert die Verhandlungen+++
Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach hofft nach dem Rücktritt des griechischen Finanzministers Gianis Varoufakis auf einfachere Euro-Verhandlungen. „Das würde vermutlich die Verhandlungen aufgrund seines bisherigen Auftretens erleichtern“, sagte Bosbach am Montag im ZDF-„Morgenmagazin“, bevor der Rücktritt bestätigt wurde. Das löse jedoch nicht die Probleme. „Entscheidend sind weniger die Personen als die politischen Inhalte.“ Neue milliardenschwere Hilfspakete lösen Bosbach zufolge nicht die Probleme des Landes: „Es fehlt an Wirtschaftskraft, an Wettbewerbsfähigkeit, an einer wirklich effizienten Verwaltung.“
+++8.47 Uhr: Dax rutscht ab+++
Die Ablehnung der Reformvorschläge der Hellas-Gläubiger durch die Griechen hat dem Dax einen Kursrutsch eingebrockt. Wieder aufgeflammte Spekulationen auf den „Grexit“ - das Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone - drückten den deutschen Leitindex am Montag 2,1 Prozent ins Minus auf 10.827 Punkte. Der EuroStoxx50 verlor 2,4 Prozent.
+++8.35: Varoufakis' Nachfolger soll noch am Montag benannt werden+++
Der Nachfolger des zurückgetretenen Finanzministers Yanis Varoufakis soll noch am Montag nach einem Treffen der griechischen Führung benannt werden. Das Treffen beginnt einem Regierungssprecher zufolge um 09.00 Uhr (MESZ). Mögliche Nachfolger sind Wirtschaftsminister Georgios Stathakis und der Koordinator der Gespräche mit den Gläubigern, Euclid Tsakalotos.
+++7.38: Finanzminister Varoufakis tritt zurück+++
Wenige Stunden nach dem Nein der Griechen zu den Sparvorgaben der internationalen Geldgeber hat der griechische Finanzminister Gianis Varoufakis seinen Rücktritt angekündigt. Über Twitter verbreitete Varoufakis die Meldung „Minister no more“. In dem Tweet verweist er auf einen Blogeintrag, in dem er seinen Schritt erklärt.
Kurze Zeit nach der Bekanntgabe der Ergebnisse der Volksabstimmung sei er aus Kreisen der Eurogruppe darauf hingewiesen worden, dass es eine „gewisse Präferenz“ gebe, dass er bei den Beratungen der Eurogruppe nicht mehr zugegen sei, schrieb Varoufakis am Montag in seinem Blog. Der Rücktritt könne Ministerpräsident Alexis Tsipras möglicherweise helfen, eine Vereinbarung mit den Geldgebern zu erreichen. „Aus diesem Grund verlasse ich das Finanzministerium heute“, erklärte Varoufakis.
+++7.35 Uhr: Tsipras fordert Zugeständnisse+++
Die Griechen erteilen den Sparvorgaben der internationalen Gläubiger eine deutliche Absage. Nach Auszählung aller Wahlzettel haben 61,31 Prozent der Wähler mit „Nein“ votiert, wie das Innenministerium in Athen am frühen Montagmorgen mitteilte. 38,69 Prozent stimmten mit „Ja“, wie es auf der Internetseite des Ministeriums weiter hieß. Der griechische Ministerpräsident Alexis Tspiras forderte nach dem Erfolg seines Referendums Zugeständnisse der internationalen Geldgeber. Sein Land sei weiter zu Reformen bereit, dringend notwendig seien aber Investitionen sowie die Umstrukturierung der Schulden, sagte Tsipras am Sonntagabend in einer Fernsehansprache. An seine Landsleute gewandt betonte Tsipras: „Das Mandat, das Sie mir erteilt haben, ruft nicht nach einem Bruch mit Europa, sondern verleiht mir eine größere Verhandlungsmacht.“
+++7.17 Uhr: Die nächsten Termine nach dem Referendum+++
Einige wichtige Termine nach dem Referendum in Griechenland:
Montag, 6. Juli:
- Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) trifft am Abend in Paris den französischen Präsidenten François Hollande, um über die Konsequenzen aus dem griechischem Referendum zu beraten.
Dienstag, 7. Juli:
- EU-Ratspräsident Donald Tusk hat für 18.00 Uhr zu einem Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs der 19 Euro-Länder in Brüssel eingeladen. Zur Vorbereitung soll es am selben Tag ein Treffen der Euro-Finanzminister geben.
- Donald Tusk will im Straßburger Europaparlament über die Situation im Euro-Krisenland sprechen.
- Frühestens am Dienstag könnten Griechenlands Banken und die Börse in Athen wieder öffnen.
Freitag, 10. Juli:
- Griechische Staatspapiere mit kurzen Laufzeiten (T-Bills) in Höhe von 2 Milliarden Euro werden fällig und müssten durch neue abgelöst werden. Dieser Termin ist vor allem für das Urteil der Ratingagenturen wichtig.
13. Juli:
- Athen muss eine weitere Rate von knapp 500 Millionen Euro an den IWF zurückzahlen.
17. Juli:
- Weitere T-Bills in Höhe von einer Milliarde Euro werden fällig.
20. Juli:
- Athen muss insgesamt rund 3,5 Milliarden Euro an die Europäische Zentralbank zurückzahlen. Sollte diese Zahlung ausfallen, dürfte es der EZB laut Experten kaum noch möglich sein, weiter Ela-Kredite an griechische Banken zu vergeben.
+++6.58 Uhr: Euro verliert leicht an Wert+++
Der Euro ist zum Wochenstart nach dem klaren Nein der Griechen zu den Forderungen der Geldgeber erwartungsgemäß unter Druck geraten. Die Verluste hielten sich allerdings trotz des deutlichen Votums der griechischen Bevölkerung gegen die Sparpolitik Europas in Grenzen. Der Euro kostete zuletzt 1,1025 US-Dollar und damit etwas weniger als am Freitagabend in New York. In den ersten Minuten des Handels nach dem Referendum in Griechenland war der Kurs noch bis auf 1,0970 US-Dollar gefallen, konnte sich aber in der Folge wieder etwas von den Verlusten erholen.
+++6.03 Uhr: Ökonomen sehen erhöhtes Grexit-Risiko+++
Führende deutsche Ökonomen sehen Griechenland nach dem „Nein“ im Referendum über Sparauflagen auf dem Weg aus dem Euro. „Es läuft auf einen Grexit hinaus“, sagte BayernLB-Chefvolkswirt Jürgen Michels am Sonntagabend der Nachrichtenagentur Reuters. „Ein Ende mit Schrecken ist möglich“, sagte auch der Chefökonom der Berenberg Bank, Holger Schmieding. Eine Staatspleite scheint kaum noch vermeidbar, nachdem Athen vor wenigen Tagen eine Rückzahlung an den Internationalen Währungsfonds nicht leistete und auch keine neue Hilfsgelder mehr bekommt. „Am 20. Juli könnten die von der EZB gehaltenen Staatsanleihen nicht wie vereinbart zurückgezahlt werden“, erwartet nun Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. „Dann dürfte die EZB die Obergrenze für die ELA-Notkredite nicht erhöhen, so dass die griechischen Banken auszubluten drohen.“ Zudem werde es für die Regierung schwierig, die nächsten Lohn- und Rentenzahlungen zu stemmen. „In einer solchen Situation bliebe der Regierung kaum etwas anderes übrig, als eine neue Währung einzuführen, um so die Zahlungsfähigkeit zurückzugewinnen“, erklärte Krämer. „Das wäre wohl faktisch das Ende eines Mitgliedschaft in der Währungsunion.“
+++5.47 Uhr: Merkel und Hollande wollen einen Sondergipfel+++
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Francois Hollande haben einen Sondergipfel der Euro-Zone am Dienstag vorgeschlagen. Ein Regierungssprecher in Berlin teilte am Abend mit, dass sich die beiden in einem Telefonat am Sonntag darauf verständigt hätten. „Beide sind sich darin einig, dass das Votum der griechischen Bürger zu respektieren ist“, sagte er weiter, ohne Details zu nennen. Bereits vor dem Telefonat hatte ein Sprecher mitgeteilt, dass Merkel am Montagnachmittag nach Paris reisen wolle, um sich mit Hollande über weitere Schritte nach dem Referendum auszusprechen. Am Montagabend soll ein Abendessen folgen.
Hintergrund der schnellen Absprache zwischen Berlin und Paris ist der Wunsch der Regierungen der beiden größten Euro-Volkswirtschaften, eine gemeinsame Linie abzustecken, wie sie auf die Ablehnung der Griechen gegen weitere Reformauflagen reagieren wollen.
+++5.17 Uhr: Koalition reagiert mit Härte+++
In der großen Koalition ist das Nein-Votum beim griechischen Referendum auf harsche Kritik gestoßen. Mehrere Unions- und SPD-Politiker bezweifelten am Sonntagabend, dass Griechenland nun noch in der Euro-Zone bleiben könne. SPD-Chef Sigmar Gabriel sieht kaum noch Chancen auf einen Kompromiss mit der Regierung in Athen. Etliche CDU- und CSU-Politiker wandten sich dagegen, dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras nun Kompromisse anzubieten. Damit wird die für ein neues Hilfspakets nötige Zustimmung im Bundestag schwieriger. Denn ein neues Hilfspaket kann nur unter dem Rettungsschirm ESM beschlossen werden - dafür müsste der Bundestag nicht nur dem Abschluss, sondern sogar der Aufnahme von Verhandlungen zustimmen. Sehr hart äußerten sich vor allem zahlreiche Unions-Politiker: „Ich sehe keine Basis für neue Verhandlungen. Das Vertrauen ist komplett zerstört“, sagte der Chef der Unions-Mittelstandsvereinigung MIT, Carsten Linnemann (CDU), zu Reuters. Er forderte einen Strategiewechsel hin zu einer Staateninsolvenzordnung, „an deren Ende der Austritt aus dem Euro oder die erfolgreiche Sanierung steht“.