Neuwahlen in Griechenland Neuwahlen in Griechenland: Kommt die Eurokrise zurück?
Berlin/Athen - Fünf Jahre nach dem Beginn der Eurokrise droht Griechenland den Kontinent erneut in schwere Turbulenzen zu stürzen. Nachdem es dem Athener Parlament am Montag im dritten Anlauf nicht gelungen ist, einen Staatspräsidenten zu bestimmen, steuert das Land auf Neuwahlen zu. Beim Urnengang Ende Januar werden womöglich reformkritische Parteien die Oberhand gewinnen. Das könnte sämtliche Bemühungen der Europäer zunichtemachen, das überschuldete Land finanziell zu stabilisieren.
EU-Finanzkommissar Pierre Moscovici rief die Griechen am Montag indirekt auf, bei den Parlamentswahlen ihre Stimme nicht der linken Syriza oder anderen Populisten zu geben. Damit es dem Land bessergehen und es in der Eurozone bleiben könne, sei ein „starkes Bekenntnis zu Europa und eine breite Unterstützung unter den griechischen Wählern und Politikern“ für den Reformprozess vonnöten.
Ähnlich äußerte sich der Chef der christlich-konservativen EVP-Fraktion im EU-Parlament, Manfred Weber (CSU). Er sagte der Berliner Zeitung: „Europa und Griechenland sitzen in einem Boot. Wir sind zu Solidarität und Unterstützung bereit, wenn Griechenland seinen Weg beibehält.“ Der grüne Finanzexperte Sven Giegold sagte mit Blick auf Syriza: „Es ist abenteuerlich, den griechischen Wählern vorzugaukeln, in Europa ließe sich ein Politikwechsel durch einseitigen Zahlungsstopp abpressen.“ Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) schloss Zugeständnisse an Athen aus.
Neuwahlen am 25. Januar
Zuvor war das griechische Parlament endgültig mit dem Versuch gescheitert, einen Nachfolger des scheidenden Staatspräsidenten Karolos Papoulias zu wählen. Der Kandidat der Regierung, der frühere EU-Kommissar Stavros Dimas, verfehlte erneut die notwendige Mehrheit. Laut Verfassung muss nun das Parlament aufgelöst werden. Die Neuwahlen sollen am 25. Januar stattfinden. Derzeit liegt in den Umfragen Syriza vorn. Die Partei will den Sparkurs beenden, den das Land eingeschlagen hatte, um an internationale Notkredite zu gelangen.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) warnte derweil vor einem Euro-Austritt Griechenlands. Dies würde Folgen für die gesamte Eurozone haben, sagte DIW-Chef Marcel Fratzscher. „Es könnte die Staatsschuldenkrise nochmals deutlich vertiefen und ein Entkommen aus der Rezession verzögern.“ Er setze aber darauf, dass auch Syriza sich bewusst ist, „dass ein Euro-Austritt einen politischen und wirtschaftlichen Selbstmord bedeuten würde“, sagte der DIW-Chef.