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Konflikt in Nahost Netanjahu ordnet „intensive Angriffe“ im Gazastreifen an

Trotz einer Waffenruhe eskaliert die Lage im Gazastreifen erneut. Nach Berichten über ein Feuergefecht ordnet Israels Premier neue Angriffe in dem weitgehend zerstörten Küstenstreifen an.

Von dpa Aktualisiert: 28.10.2025, 17:23
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. (Archivbild)
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. (Archivbild) Ohad Zwigenberg/AP/dpa

Tel Aviv/Gaza - Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die Armee angewiesen, sofort „intensive Angriffe“ im Gazastreifen auszuführen. Dies teilte das Büro Netanjahus nach Sicherheitskonsultationen des Regierungschefs mit. 

Im südlichen Gazastreifen war es zuvor nach einem Medienbericht ungeachtet der Waffenruhe zu einem Feuergefecht gekommen. Der israelische Armeesender meldete, bewaffnete Mitglieder der Terrororganisation Hamas hätten auf israelische Soldaten geschossen. Nach Angaben palästinensischer Augenzeugen kam es anschließend zu Artilleriebeschuss mehrerer Gebiete im Bereich von Rafah. Alle Angaben können derzeit nicht unabhängig überprüft werden.

Bereits mehr als 90 Palästinenser trotz Waffenruhe getötet

Seit Beginn einer Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas am 10. Oktober im Rahmen des Friedensplans von US-Präsident Donald Trump gab es immer wieder tödliche Zwischenfälle. Dabei wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bereits mehr als 90 Palästinenser getötet. Vor gut einer Woche wurden zwei israelische Soldaten bei einem Angriff mit einer Panzerfaust getötet. 

Hamas verschiebt Übergabe weiterer Leiche

Die Hamas will angesichts der neuen Eskalation eine zunächst für Dienstagabend angekündigte Übergabe einer weiteren toten Geisel verschieben. Der militärische Arm der Hamas, die Kassam-Brigaden, teilte bei Telegram mit, es handele sich um eine Reaktion auf „Verstöße der Besatzung (Israel)“. Bei Suchaktionen in einem Tunnel im Süden des Gazastreifens sei zuvor eine Leiche gefunden worden. Neue Angriffe Israels würden die Sucharbeiten und die Rückgabe behindern.

Israel wirft Hamas Verzögerungstaktik vor 

Israel wirft der Hamas vor, die im Rahmen des Friedensplans von US-Präsident Donald Trump vereinbarte Übergabe von insgesamt 28 Leichen von Geiseln absichtlich herauszuzögern. Laut der Vereinbarung hätte die Hamas bereits vor mehr als zwei Wochen alle Leichen übergeben müssen. Die Terrororganisation hat jedoch 13 Leichen bis jetzt nicht übermittelt. Sie beruft sich auf Schwierigkeiten bei der Suche und Bergung angesichts der massiven Zerstörungen im Gazastreifen.

Die israelische Armee veröffentlichte ein Video, das zeigen soll, wie Hamas-Mitglieder eine Leiche aus einem Gebäude holen, sie dann in der Erde vergraben und dann Vertreter des Roten Kreuzes herbeirufen für die „Bergung“. 

Ausweitung des von Israel kontrollierten Gebiets im Gazastreifen

Nach Medienberichten erwägt Israel nun als Gegenreaktion auf die Verzögerung unter anderem die Ausweitung des Gebiets, das es in dem Küstenstreifen noch kontrolliert.

Die Übergabe der sterblichen Überreste von Geiseln erfolgte bisher stets über Repräsentanten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK). Am Montagabend hatte die Hamas erneut sterbliche Überreste übergeben. Forensische Untersuchungen in Israel brachten jedoch ans Licht, dass diese zu einem Israeli gehörten, dessen Leiche die Armee bereits im Herbst 2023 nach Israel gebracht hatte. Dies löste in Israel großen Zorn und Empörung aus und es war der Anlass für die Beratung Netanjahus mit „Spitzen der Sicherheitsbehörden“ - damit sind meist Armee und Verteidigungsministerium gemeint - bei der über das weitere Vorgehen beraten werden sollte.