Nahost Nahost: Steinmeiers Besuch in Beirut bringt Siniora Rückendeckung
Beirut/dpa. - Möglicherweise war die Entscheidung der libanesischenRegierung für eine Entsendung von 15 000 eigenen Soldaten in denSüdlibanon ein Grund für die Zuversicht.
Mit dem Schritt zeigt die libanesische Führung nach Auffassungdeutscher und vor allem französischer Diplomaten Flagge undEigeninitiative und trägt nach Worten Steinmeiers zur Stärkung eines«unabhängigen, souveränen und demokratischen Libanons» bei. Genau daswar erklärtes Ziel seiner Beirut-Reise. Selbst der Hisbollahnahe stehende Politiker im Libanon signalisierten viel Sympathie fürden Vorschlag, was vor einiger Zeit noch nicht vorstellbar gewesenwäre, hieß es auf libanesischer Seite.
Allerdings ist vielen in Beirut auch die Crux der Pläne klar: Dielibanesische Armee könne so lange nicht in den Süden, solange dieHisbollah dort sei, und die Hisbollah wiederum werde solange dortbleiben, solange die israelischen Truppen in dieser Region seien.Möglicherweise kommt hier aber die internationale Komponente insSpiel. Der schiitische Parlamentspräsident Nabih Berri, der schonviele Kriege im Libanon erlebte, zeigte sich zumindest dem Vernehmennach aufgeschlossen für Pläne einer internationalenTruppenpräsenz im Südlibanon. Er bevorzugt aber klar einen Ausbau derbereits vorhandene UN-Truppe UNIFIL.
Neben den Gesprächen bekam Steinmeier auch einen Eindruckvon der Situation in Beirut, das seit vier Wochen unter israelischemBombardement liegt. Er landete am Mittag von Zypern kommend in einemfranzösischen «Harfang»-Helikopter unmittelbar am Hafen der Stadt.Von dort flüchteten in den vergangenen Wochen tausende Europäer undAmerikaner vor dem Krieg. Im Konvoi fuhr er anschließend durch denWesten Beiruts, der von den Angriffen nahezu völlig verschont blieb.
Die Straßen waren im Vergleich zum normalen Verkehrschaos inFriedenszeiten fast autoleer. Der Grund: Sprit wird knapp in Beirut.Auch in den Cafés sitzen nur vereinzelt Menschen. Am Strand standennur einige verloren wirkende Angler, die ihre Routen auswarfen. Nurdie angeschwemmten Ölreste erinnerten an die durch einenBombenangriff ausgelöste Umweltkatastrophe.
Allerdings war das der Westen der Stadt. Nur eineinhalb Kilometerweiter südlich verwüsteten israelischen Luftangriffe ganzeStadtteile. Dies wird Libanons Ministerpräsident Sinioravermutlich Steinmeier verdeutlicht haben. Der Regierungschefwirft Israel Staatsterrorismus vor und beklagt seit Wochen, dass seinLand «in Stücke gerissen wird».
Während Israels Außenministerin Zipi Liwni den libanesischenPremier am Dienstag bissig aufforderte, «nicht zu weinen, sondern zuhandeln», versicherte Steinmeier Siniora das Mitgefühl derBundesregierung für die Bevölkerung im Süden des Landes. Ein Ruhender Waffen sei dringend notwendig, sagte der Minister. «Der Krieg hatschon zu viele Opfer gekostet.»