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Nahost Nahost: Panzerabwehr der Hisbollah macht den Israelis zu schaffen

Von Carsten Hoffmann 10.08.2006, 14:02

Tel Aviv/dpa. - Selbst dermodernste israelische Panzer vom Typ Merkawa 4 bietet keinen sicherenSchutz. Der Einsatz der panzerbrechenden Waffe erklärt, wieso dieMiliz den hochgerüsteten Israelis so hartnäckig tödliche Schlägeversetzen kann. Am Donnerstag wurde der Tod von 15 Soldaten bei denGefechten bestätigt, die höchste Zahl an einem Tag seit dem Beginndes Krieges vor knapp einem Monat.

Die Hisbollah habe die israelische Armee gezielt beobachtet undhabe Kenntnis darüber, wo die Panzer zu treffen seien, berichtet dieisraelische Zeitung «Jediot Achronot» am Donnerstag. «Die Terroristenwissen genau, wo die Schwachpunkte sind. Wir werden schwergetroffen», zitiert das Blatt «informierte Kreise». Das Fehlenspezieller Zusatzpanzerung für die Fahrzeuge sei ein schweresVersäumnis. Etwa ein Viertel der abgefeuerten Raketen durchschlagedie Panzerungen.

Die Hisbollah setzt die Anti-Panzer-Raketen verstärkt auch gegenin Häusern verschanzte Israelis ein. Das erlebte eine in dersüdlibanesischen Ortschaft Debel kämpfende israelische Einheit, diein einem Haus am Mittwoch ein Munitionslager inspizierte. DieHisbollah feuerte unerwartet zwei Raketen durch die Hauswände undzündeten die Munition. Das Haus begrub insgesamt 30 israelischeSoldaten unter sich, neun der Männer wurden getötet. Die Mehrzahl derinzwischen mehr als 80 getöteten israelischen Soldaten starben imFeuer der Anti-Panzer-Raketen, wie israelische Militärs erklären.

Die Hisbollah verfügt über ältere Waffen, wie das von drei Mann zubedienende russische Maljutka-System, das bereits 1973 im Jom-Kippur-Krieg eingesetzt wurde. Die Kämpfer verwenden aber auch modernereFagot- und Kornet-Raketen, die von Russland an Syrien geliefertwurden. Ein von einem israelischen Journalisten begleiteter Truppfand bei Ras al-Baida sogar drei amerikanische Tow-2-Abschussanlagenund mehrere Raketen.

So kann der Schlagabtausch zwischen der Guerillatruppe und dermodernsten Armee in Nahost noch lange dauern. Inzwischen stellen sichPlaner der israelischen Streitkräfte bereits darauf ein, dass sichdie Kämpfe im Libanon bis in den Winter ziehen könnten, wie dieZeitung «Maariv» berichtete. Erwartungen, wonach ein Besuch von US-Außenministerin Condoleezza Rice die Offensive beenden könnte, hättensich bisher nicht erfüllt. «Rice kam, Vorschläge wurden gemacht, undwir wurden nicht einmal gebeten aufzuhören», werden ranghoheOffiziere zitiert.

Ein Kommentator der Zeitung «Jediot Achronot» warnt seineRegierung aber, Israel in einen langen Krieg im Libanon zuverwickeln. Auch mehr Truppen könnten die erhoffte Wende nichtbringen. «Es macht keinen Sinn, in eine verlorene Sache zuinvestieren», schreibt das auflagenstärkste israelische Blatt und rätdem israelischen Regierungschef, mit amerikanischer Hilfe in denVerhandlungen möglichst viel herauszuholen. «Nimm, was sie diranbieten, Ehud Olmert. Nimm es und laufe.»