Nahost Nahost: Edward Said ist gestorben
New York/dpa. - Der Autor und Literaturprofessor Edward Said, der prominenteste Fürsprecher der palästinensischen Unabhängigkeit in den USA, ist tot. Er starb am Donnerstag in New York nach langer schwerer Krankheit im Alter von 67 Jahren, wie die Columbia-Universität bekannt gab. Said litt seit mehr als zehn Jahren an Leukämie.
UN-Generalsekretär Kofi Annan würdigte den palästinensisch- amerikanischen Schriftsteller als einen Interpreten der islamischen Welt. Said habe sich enorme Verdienste damit erworben, den Westen mit der arabischen Welt vertraut zu machen - und umgekehrt. Saids Ansichten habe er zwar nicht immer geteilt, sagte Annan, doch er habe die Leidenschaft bewundert, mit der dieser sich für seine Vision vom Frieden zwischen Israelis und Palästinensern einsetzte. «Der Nahe Osten und die USA haben eine wichtige Stimme verloren.»
Said, der 1935 in Jerusalem als Sohn einer wohlhabenden Familie arabischer Christen zur Welt kam, siedelte nach einem Zwischenstopp in Kairo 1951 in die USA über. Er studierte in Havard und Princeton. An der Columbia-Universität in New York lehrte er englische Literatur und vergleichende Literaturwissenschaften. Auch als Musikkritiker hatte Said einen Namen und veröffentlichte regelmäßig Beiträge.
In seinem Hauptwerk «Orientalismus» kritisierte Said, der Mitglied des PEN-Clubs ist und mehrfach ausgezeichnet wurde, den Umgang der Forschung mit arabischen und islamischen Gesellschaften als «kolonialistisch». Diese Studie bildet zusammen mit den Bänden «The Question of Palestine» und «Covering Islam» eine Trilogie, in der Said seine Haltung zur Palästina-Frage und zum Orientalismus darlegte und den «Eurozentrismus» der Nahost-Debatten anprangerte.
Als leidenschaftlicher Verfechter eines palästinensischen Staates unterstützte er über viele Jahre Palästinenserführer Jassir Arafat und die Palästinensische Befreiungsorganisation PLO. Der Gelehrte war 1977 der erste Exil-Palästinenser, der in den palästinensischen Nationalrat gewählt wurde. Dass er schon frühzeitig die Anerkennung des Existenzrechtes Israels, Respekt vor den Leiden der Juden durch den Holocaust und eine Zweistaatenlösung forderte, trug ihm bei vielen Arabern Argwohn und Anfeindungen ein.
Zum Bruch mit der PLO kame es allerdings nicht deshalb, sondern weil Said 1991 das sich abzeichnende Friedensabkommen ablehnte, das zwei Jahre später im Vertrag von Oslo festgeschrieben wurde. Er sah darin die Aufgabe des Rechtes der Palästinenser auf Selbstbestimmung. Said verließ den Nationalrat und wurde zu einem der schärfsten palästinensischen Kritiker Arafats, dem er vorwarf hauptsächlich an der Erhaltung seiner Machtposition interessiert zu sein. 1996 wurden seine Schriften in den palästinensischen Autonomiegebieten verboten.