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Nach Machtwechsel Nach Machtwechsel: «Meine Heimat ist Georgien»

24.11.2003, 17:15
Eduard Schewardnadse, der frühere Präsident von Georgien. (Foto: MZ-Archiv)
Eduard Schewardnadse, der frühere Präsident von Georgien. (Foto: MZ-Archiv) phalanx

Tiflis/Baden-Baden/ddp. - Deutschland wird nun doch nicht die neue Heimat von Georgiens Ex-Präsident Eduard Schewardnadse. Der 75-Jährige stellte am Montag klar, dass er auch nach seinem erzwungenen Rücktritt in Georgien bleiben will. Schewardnadse dankte zwar für die Einladung der Bundesregierung, nach Deutschland zu kommen. Er betonte aber in einem ZDF-Interview: «Obwohl ich Deutschland sehr liebe: Meine Heimat ist Georgien - und der bin ich schuldig, hier zu bleiben.»

Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) begrüßte derweil die sich abzeichnende friedliche Lösung der Krise in Georgien. Der Rücktritt von Schewardnadse habe die Voraussetzungen für einen «Neuanfang» geschaffen sowie das Land vor Gewalt und Blutvergießen bewahrt. Fischer kündigte an, die Bundesregierung werde Georgien «nach Kräften unterstützen».

Über eine mögliche Landung Schewardnadses auf dem Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden hatte es den ganzen Tag über Unklarheit gegeben. Die deutschen Behörden rechneten zunächst noch für den Montagabend mit der Ankunft auf dem Baden-Airpark in Rheinmünster-Söllingen im Kreis Rastatt. Es wurde erwartet, dass der 75-Jährige dann zur Grundig-Villa in Baden-Baden geleitet wird, die in seinem Besitz sein soll. Vor der Villa hatten sich rund 20 Journalisten postiert. Von der Polizei war das Gebäude zwar nicht abgesperrt worden, zwei Polizeibeamte betraten das Anwesen aber am Nachmittag.

Der Erste Bürgermeister von Baden-Baden, Klaus Michael Rückert, sagte, er könne «weder bestätigen noch dementieren», dass Schewardnadse das Villen-Anwesen über eine niederländische Firma erworben habe. Die Max-Grundig-Stiftung in Baden-Baden bestätigte lediglich, dass das Anwesen veräußert wurde. «Wir haben das Grundstück verkauft», sagte Stiftungsvorstandsmitglied Hermann Schaum.

Für kurzzeitige Verwirrung sorgten am Mittag Medienberichte, wonach Schewardnadse bereits auf dem Baden-Airpark gelandet sei. Es habe sich aber lediglich um eine vermutlich aus Moskau kommende «kleine Maschine mit drei Geschäftsleuten» gehandelt, sagte ein Sprecher des Bundesgrenzschutzes. Die Bundesregierung hatte erklärt, Schewardnadse - der unter Michail Gorbatschow sowjetischer Außenminister war - sei aufgrund seiner Verdienste um die deutsche Einheit in der Bundesrepublik willkommen.

Anhänger der georgischen Opposition feiern nach dem Rücktritt von Eduard Schewardnadse mit Blumen in den Händen in den Straßen der Hauptstadt Tiflis. (Foto: dpa)
Anhänger der georgischen Opposition feiern nach dem Rücktritt von Eduard Schewardnadse mit Blumen in den Händen in den Straßen der Hauptstadt Tiflis. (Foto: dpa)
EPA