Nach Flucht in Botschaft Nach Flucht in Botschaft: China und Deutschland einig über Ausreise

Peking/dpa. - Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte, dass eine Vereinbarungerreicht worden sei, die «zur Zeit umgesetzt» werde. Der chinesischeSprecher unterstrich aber auch, die deutsche Botschaftsschule sei«keine diplomatische Institution». Die Botschaft äußerte sichnicht zum Status des Geländes, sondern sagte zu den Verhandlungennur, die chinesische Seite habe sich «sehr kooperativ» gezeigt.
Nach dpa-Informationen folgt die Vereinbarung dem Vorbild andererBotschaftsfluchten, bei denen die Nordkoreaner über ein Drittlandnach Südkorea ausreisen durften. Vorher will die chinesische Seiteaber noch die Identität der Flüchtlinge feststellen und andereFormalitäten abwickeln. Damit werden die acht Frauen und siebenMänner eine dritte Nacht in den Umkleideräumen der Schule verbringen.
Sie waren am Dienstag über die zwei Meter hohe Mauer auf dasseparat von der eigentlichen Botschaft liegende Botschaftsgeländegeklettert, auf dem nur ein Wohngebäude für deutsche Diplomaten unddie Botschaftsschule untergebracht sind. Einer der Hintermänner ihrerFlucht war der deutsche Nordkorea-Aktivist Norbert Vollertsen, derdie Schule als Ziel ausgewählt hat.
In einem dpa-Gespräch berichtete der 44-jährige, eigentlich seigeplant gewesen, sogar 40 Nordkoreaner in die deutsche Botschaft zubringen. Doch sei die Gruppe wegen der Festnahme von elf anderensowie eines südkoreanischen Fluchthelfers auseinander gerissenworden. «Die deutsche Botschaft ist auch so abgesichert, dass es dortnicht ging. Also blieb nur die deutsche Schule.» Die Örtlichkeitenseien schon im März ausgekundschaftet worden.
Wegen der Parallelen mit den DDR-Flüchtlingen in der PragerBotschaft 1989, die das Ende des DDR-Regimes einläutete, seiendeutsche Einrichtungen ausgesucht worden. «Wir hoffen ähnliches durcheine solche Fluchtbewegung mit nordkoreanischen Flüchtlingen in dieWege zu leiten.» Weitere spektakuläre Aktionen seien geplant.Vorwürfe wegen seiner Aktionen wies er zurück: «Ich denke nicht, dassich mit Menschenleben spiele. Jeder spielt mit dem Leben diesernordkoreanischen Flüchtlinge, der nicht anprangert.»
Er habe durch seine Arbeit als Arzt in Nordkorea das Leid, denHunger und die Verfolgung gesehen. Gerade als Deutscher sei es seinemoralische Pflicht, «meinen Mund aufzumachen, wenn ich Hunger, Elendund vor allem Folter und Konzentrationslager kennen lerne.» DenNordkoreanern, die durch China abgeschoben werden, drohe dieTodesstrafe oder die Einlieferung in Konzentrationslager. Diedeutsche Regierung müsse nicht nur diese 15 Nordkoreaner herausholen,sondern auch China drängen, diese Menschen als Flüchtlingeanzuerkennen.
