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Nach Fallschirm-Absturz Nach Fallschirm-Absturz: Ermittler prüfen Möllemanns Konten im Ausland

11.06.2003, 11:57
Der damals parteilose Abgeordnete Jürgen Möllemann sitzt am 14.5.2003 im Düsseldorfer Landtag (Archivbild). (Foto: dpa)
Der damals parteilose Abgeordnete Jürgen Möllemann sitzt am 14.5.2003 im Düsseldorfer Landtag (Archivbild). (Foto: dpa) dpa

Berlin/Münster/dpa. - Die Staatsanwaltschaft geht nach dem Tod von Jürgen Möllemann Berichten über angebliche Millionen-Konten im Ausland nach, deren Beträge höher sein sollen als bisher angenommen. Die Beerdigung des früheren FDP- Spitzenpolitikers soll nach dem Wunsch der Witwe ohne Parteichef Guido Westerwelle und anderen FDP-Führungskräften stattfinden. Unterdessen weitet sich in der FDP die Debatte darüber aus, ob die Parteiführung bei den Möllemann-Affären moralisch richtig gehandelt hat. Die Ermittlungen zur Todesursache konzentrieren sich nun auf die «Black Box» des Fallschirmsystems.

Möllemann war am vergangenen Donnerstag bei einem Fallschirmsprung abgestürzt, nachdem sich aus ungeklärter Ursache sein Hauptschirm gelöst und der Reserveschirm sich nicht geöffnet hatte. Zeugenaussagen und erste Untersuchungen deuten auf einen Freitod hin.

   Der Illustrierten «Stern» zufolge sollen nach dem Export von Fuchs-Spürpanzern 1991 nach Saudi-Arabien von der Curl AG rund 2,5 Millionen Euro an Möllemanns Düsseldorfer Firma WebTec geflossen sein. Die Wochenzeitung «Die Zeit» berichtet, von dem Luxemburger Konto seien im vergangenen Herbst die Mittel für Möllemanns umstrittenes Wahlkampf-Flugblatt geflossen.

   «Wir wissen von Geldbewegungen in Millionenhöhe zwischen Luxemburg, Liechtenstein und der Firma WebTec», sagte der Sprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft, Johannes Mocken, am Mittwoch der dpa. Um zu ermitteln, wer hinter den Transaktionen steckte, hatten mehr als 100 Beamte in der vergangenen Woche Wohnungen und Geschäftsräume Möllemanns sowie Banken in vier Ländern durchsucht.

Die Witwe Carola Möllemann-Appelhoff will nach einem Bericht der «Passauer Neuen Presse» (Mittwoch) nicht, dass Westerwelle an der Beerdigung ihres Mannes teilnimmt. Der Sprecher der Familie Möllemann, Uwe Tönningsen, sagte dem Blatt: «Es wäre eine kluge Entscheidung von Herrn Westerwelle, nicht zu erscheinen.» Frau Möllemann habe nicht unbedingt den Wunsch, «diesen Herren, denen sie gram ist, zu begegnen».

Die Witwe hatte mehrere Beileidsbriefe von FDP-Führungsmitgliedern ungeöffnet zurückgehen lassen. Möllemann soll am Freitag im engsten Familien- und Freundeskreis in Münster beigesetzt werden. Für den früheren Bundeswirtschaftsminister sind weder ein Staatsbegräbnis noch eine Trauerfeier im Düsseldorfer Landtag vorgesehen.

Der FDP-Bundestagsabgeordnete Hans-Joachim Otto warnte davor, nach dem Tod von Möllemann «sein Leben im Nachhinein zu verklären». Im Fernsehsender N24 sagte er: «Möllemann war Täter, nicht Opfer im Leben wie im Tod.» Er habe Mitleid mit der Familie, aber nicht mit Möllemann. Die stellvertretende FDP-Landeschefin von Nordrhein- Westfalen, Ulrike Flach, äußerte im WDR Verständnis für die Reaktionen der Hinterbliebenen. Eine Moraldebatte in der FDP sei jedoch nicht nötig.

   Zwischen 1993 und 1997 sind nach einem Bericht der «Zeit» auf dem Konto bei der Luxemburger Filiale der Banque National de Paris 8,95 Millionen Euro eingegangen. Von diesem Konto solle das umstrittene Wahlkampf-Flugblatt finanziert worden sein. Staatsanwaltschaft- Sprecher Mocken sagte der dpa: «Die beschlagnahmten Unterlagen in Luxemburg und Liechtenstein sind noch nicht gesichtet worden.» In Liechtenstein seien die sichergestellten Papiere derzeit nach einer Intervention der Curl AG versiegelt. «Es kann noch Monate dauern bis das Beschwerdeverfahren abgeschlossen ist und die Ermittler die Unterlagen bearbeiten können», sagte Mocken.

Bei der Klärung der Frage, ob es sich um Unfall oder Freitod handelt, wird die gesamte Fallschirmtechnik überprüft. Die Ermittler prüfen derzeit elektronische Daten des Sicherheitssystems, das auch die eingestellte Flughöhe des Reserveschirms enthält, erläuterte der zuständige Staatsanwalt in Essen. Erst dann könne endgültig geklärt werden, ob Möllemann das Sicherheitssystem eingeschaltet hatte.

Ein Kondolenzbuch liegt am Dienstag (10.06.2003) im Bürgersaal des historischen Rathauses in Münster neben einem Porträt des früheren FDP-Spitzenpolitikers Jürgen Möllemann und einem Blumengebinde. Möllemann war bei einem Fallschirmsprung am Donnerstag ums Leben gekommen. (Foto: dpa)
Ein Kondolenzbuch liegt am Dienstag (10.06.2003) im Bürgersaal des historischen Rathauses in Münster neben einem Porträt des früheren FDP-Spitzenpolitikers Jürgen Möllemann und einem Blumengebinde. Möllemann war bei einem Fallschirmsprung am Donnerstag ums Leben gekommen. (Foto: dpa)
dpa
Die Todesanzeige der Familie Möllemann liest am Dienstag (10.06.2003) ein Mann in Düsseldorf. Jürgen Möllemann war am 05.06.2003 bei einem Fallschirmsprung ums Leben gekommen. (Foto: dpa)
Die Todesanzeige der Familie Möllemann liest am Dienstag (10.06.2003) ein Mann in Düsseldorf. Jürgen Möllemann war am 05.06.2003 bei einem Fallschirmsprung ums Leben gekommen. (Foto: dpa)
dpa
Der Absturzort Möllemanns (Grafik: dpa)
Der Absturzort Möllemanns (Grafik: dpa)
dpa
Der ehemalige FDP-Spitzenpolitiker Jürgen W. Möllemann ist bei einem Fallschirmabsprung ums Leben gekommen. (Archivfoto: dpa)
Der ehemalige FDP-Spitzenpolitiker Jürgen W. Möllemann ist bei einem Fallschirmabsprung ums Leben gekommen. (Archivfoto: dpa)
dpa