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Nach Entführung im Irak Nach Entführung im Irak: «Ich glaube, die Deutschen hassen mich»

04.01.2006, 09:10

Hamburg/dpa. - Sie sei nach ihrer Freilassung schlecht beraten worden und erlebe in Deutschland nun «eine Hetzkampagne». Die Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Bagdad hätten sie «doch auch mal in Schutz nehmen können, sagen, ich sei erschöpft und krank».

Das Auswärtige Amt (AA) wies die Vorwürfe zurück. Das Ministeriumhabe Osthoff in den Tagen nach der Entführung professionelle Hilfezur Seite gestellt, sagte AA-Sprecher Martin Jäger am Mittwoch inBerlin. Zugleich zeigte Jäger Verständnis für «die angespannteSituation» Osthoffs: «Es ist jetzt vor allem wichtig, dass man nichtjedes Wort auf die Goldwaage legt.» Vorwürfe Osthoffs, das AuswärtigeAmt habe behauptet, sie wolle in den Irak zurückkehren, wies Jägerzurück. Er betonte zugleich: «Es liegt uns am Herzen, dass FrauOsthoff nicht in den Irak zurückkehrt.» Die Archäologin sagte dem«Stern»: «Ich weiß nicht, wohin ich gehen kann.» Sie habe nieerklärt, dass sie in den Irak zurück wolle.

Osthoff war am 25. November zusammen mit ihrem Fahrer als ersteDeutsche seit dem Sturz des Diktators Saddam Hussein entführt und am18. Dezember wieder freigelassen worden. Die Umstände ihrerFreilassung und ob Lösegeld gezahlt wurde, sind unklar. Die ehemaligeGeisel sagte: «Ich bin verraten worden!» So sei ihr bereits beiAntritt ihrer Unglücksfahrt anhand verschiedener Beobachtungen anihrem Fahrer und dessen Verhalten der Verdacht gekommen, dass etwasnicht stimme.

Über ihr erstes Interview nach der Freilassung - mit demarabischen TV-Sender Al-Dschasira - sagte die 43-Jährige, dieseshätten die Geiselnehmer von ihr gefordert. «Die wollten, dass ich alsFrau, die so lange in ihrer Gewalt war, öffentlich demonstriere,anständig behandelt worden zu sein.» In Arabien sei das eine Frageder Ehre. Während ihrer Geiselnahme habe sie «die Hölle erlebt».

Sie sei überzeugt, dass die Entführer einer Unterorganisation desTerrornetzwerkes El Kaida angehörten, unterstrich Osthoff. DieKidnapper seien auffällig gut organisiert und über verschiedeneRegionen, in denen sie gefangen gehalten worden sei, vernetztgewesen.