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Nach Ausscheiden aus Pegida Nach Ausscheiden aus Pegida: Kathrin Oertels Resterampe

Von Bernhard Honnigfort 08.02.2015, 15:49
Anstatt Tausende, wie erwartet, kamen nur einige Hundert Menschen.
Anstatt Tausende, wie erwartet, kamen nur einige Hundert Menschen. dpa Lizenz

Dresden - Große Kulisse, spärlicher Zulauf: Kathrin Oertel steht am Martin-Luther-Denkmal vor der Dresdner Frauenkirche und muss erst einmal ein Bekenntnis ablegen. Sonntagnachmittag, es weht kalt, es schneit, mal scheint die Sonne, erstes Treffen, höchstens 700 Leute sind gekommen. Nein, sie sei nicht bedroht worden, sie habe keine beruflichen Nachteile erlitten, auch habe sie niemand bestochen. All das, was ihr und einigen Mitstreitern aus Pegida-Kreisen als Ausstiegsgründe unterstellt wurde, stimme nicht, ruft die Ex-Sprecherin über den Platz.

Die Ziele bleiben die gleichen, der Weg ändert sich

Nun hat Dresden also noch eine Wutbürgerbewegung. DDfE, der Pegida-Ableger: „Direkte Demokratie für Europa“. Oertel muss erst einmal begründen, warum sie etwas Neues auf die Beine gestellt hat und aus der Pegida-Bewegung ausgeschieden ist, deren gewaltige Montagskundgebungen sie seit Oktober mit organisiert und mit angeheizt hatte. Die Ziele seien zwar noch die gleichen, aber der Weg und die Mittel, die seien es nicht, sagt sie. Unterstützung durch die NPD, die wolle sie auch nicht. Und dass bei Pegida „Lügenpresse“ gerufen werde, das habe sie „enttäuscht“, sagt ausgerechnet die Frau, die bislang Pegida-Demonstranten jedesmal aufgefordert hatte, nicht mit den „Fake-Medien“ zu sprechen. Das Publikum klatscht.

Distanzierung von Pegida-Kopf Bachmann

Die Führung der Pegida-Bewegung ist vor kurzem im Streit auseinandergebrochen. Die „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ waren von dem vorbestraften Drogenhändler Lutz Bachmann gegründet worden und kamen im Oktober 2014 erstmals an einem Montag zusammen. Innerhalb von drei Monaten war daraus in Dresden eine Bewegung mit 25.000 Teilnehmern geworden, die in etlichen deutschen Städten Nachahmer fand.

Anfang des Monats waren Ex-Sprecherin Oertel und eine Handvoll Mitstreiter ausgeschieden. Einige wollten nichts mehr mit dem „Nazikram“ und mit Gründer Bachmann zu tun haben. Der 42-Jährige, der im März wieder vor Gericht stehen wird, diesmal wegen angeblich unterlassener Unterhaltszahlungen, hatte im Internet Ausländer als „Gelumpe“ beschimpft. Außerdem hatte er sich im Adolf-Hitler-Look fotografieren lassen.

Daraufhin stiegen Oertel und andere aus und gründeten den neuen Verein für „Direkte Demokratie für Europa“, der rechts neben der CDU, konservativ und bürgernah sein will und sieben Ziele verfolgt. Neben anderen mehr Geld für die Polizei, Volksbefragungen und -entscheide, ein Einwanderungsgesetz nebst schärferen Asylverfahren, außerdem ein Ende der angeblich von Kanzlerin Angela Merkel betriebenen „Kriegstreiberei gegen Russland“.

Teilnehmerziel deutlich verfehlt

Die spannende Frage war, wie viele Menschen am Sonntag zu Oertels Veranstaltung vor der Frauenkirche kommen würden und wie viele am Montagabend dem Aufruf des Pegida-Originals folgen werden. Da „es eine Menge zu erklären“ gebe, hat Pegida den üblichen „Spaziergang“ am Montag auch in eine Kundgebung vor der Frauenkirche umgewandelt. Ob Gründer Lutz Bachmann dort auftreten wird, ist ungewiss. Beide Veranstalter hatten Versammlungen für 5000 Menschen angemeldet, Oertel hat das Ziel deutlich verfehlt.

Nach ihren neuen Erkenntnissen, die sie am Sonntag vorm Luther-Denkmal kund tat, sind weder Großkonzerne noch Flüchtlinge schuld an den Problemen in Deutschland, sondern „die Regierenden“. Und damit die Harmonie zwischen Volk und Regierenden wieder hergestellt werden kann, will sie mit ihrem neuen Verein, der sich als Sprachrohr des Volkes versteht, Gesprächsrunden organisieren.

Keine wirklich neue Idee: Solche Runden organisieren seit Wochen bereits die Landeszentrale für politische Bildung unter Leitung des früheren Bürgerrechtlers Frank Richter, außerdem die sächsische CDU/SPD-Regierung.

Legida-Kundgebung wurde untersagt

Eine Demonstration des Leipziger Ablegers Legida am heutigen Montag untersagte die Stadt wegen mangelnden Polizeischutzes. In Leipzig war es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Legida-Anhängern, Gegendemonstranten und der Polizei gekommen. (dpa)

 

 

Ex-Pegida-Sprecherin Kathrin Oertel
Ex-Pegida-Sprecherin Kathrin Oertel
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Neue Wutbürger für Dresden: die "Direkte Demokratie für Europa"
Neue Wutbürger für Dresden: die "Direkte Demokratie für Europa"
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