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Nach Attentat in Serbien Nach Attentat in Serbien: Zivkovic als Regierungschef nominiert

18.03.2003, 12:16
Zoran Zivkovic. (Foto: dpa)
Zoran Zivkovic. (Foto: dpa) EPA

Belgrad/dpa. - Zoran Zivkovic, langjähriger enger Mitarbeiter des ermordeten serbischen Ministerpräsidenten Zoran Djindjic, soll dessen Amtsnachfolger werden. Der 42-Jährige ist Vizepräsident der Demokratischen Partei (DS) von Djindjic. Er wurde dem Parlament am Montag offiziell von der amtierenden serbischen Präsidentin Natasa Micic vorgeschlagen. Bei der landesweiten Fahndung nach Tätern, Drahtziehern und Helfern des Mordes an Djindjic sind unterdessen etwa 400 Personen festgenommen worden.

Die Polizei ergriff auch zwei mutmaßliche Mafia-Bosse. Zoran Vukojevic und Dragan Ninkovic, die nach dem Attentat auf die Liste der meistgesuchten Verdächtigen gesetzt worden waren, hätten versucht, sich ihrer Festnahme in Belgrad zu widersetzen, teilte die Polizei am Montagabend mit. Vukojevic und Nikovic seien führende Mitglieder des so genannten Zemun-Clans gewesen, der für den Mord am Regierungschef verantwortlich gemacht wird.

   Im Verlauf der Fahndung wurden große Mengen an Waffen, Munition, Ausrüstung, Rauschgift und zahlreiche Luxusautos sichergestellt. Dies gab das Innenministerium in Belgrad bekannt. «Wir haben keinen freien Platz mehr im Belgrader Zentralgefängnis», sagte Cedomir Jovanovic, DS-Vizevorsitzender dem Belgrader Sender B92. Er versicherte, dass auch die Hauptverdächtigen bald hinter Gittern sein würden. Dazu gehört der frühere Chef einer Kampfeinheit der Geheimpolizei, Milorad Lukovic («Legija»).

   Unter den Festgenommenen ist auch «Ceca», Serbiens populärste Folk-Musikerin Svetlana Raznatovic. An der Aktion nahmen schwerbewaffnete und vermummte Gendarmen teil. Sie hatten am Morgen ihr Belgrader Schloss umstellt und zunächst die privaten Leibwächter entwaffnet und festgenommen. «Ceca» gilt als Intimfreundin von «Legija». Sie soll die Bandenmitglieder versteckt haben, bestätigte eine Polizeiquelle der dpa. Sie ist die Witwe des vor drei Jahren ermordeten Freischärlerführers Zeljko Raznatovic («Arkan»), der während der Balkan-Kriege Kommandeur von «Legija» war.

   Nach Presseberichten ist eine Verbindung der im Mordfall Verdächtigten zur Familie des Ex-Diktators Slobodan Milosevic aufgedeckt worden. Mitglieder einer am Samstag festgenommenen Bande seien sehr nahe Freunde von Marko Milosevic, dem Sohn des angeklagten Kriegsverbrechers. Marko sei nach dem Sturz seines Vaters ins Ausland geflüchtet, schrieb die Belgrader Zeitung «Danas» am Montag. Er habe im Oktober 2000 seine luxuriösen Autos - darunter einen Ferrari - der Bande überlassen, berichtete das Blatt weiter. Diese Fahrzeuge waren zusammen mit Waffen am Samstag sichergestellt worden.

   Das serbische Parlament könnte schon am Dienstag über die Nominierung von Zivkovic entscheiden. Dieser war Innenminister der Bundesrepublik Jugoslawien und galt vor dem Attentat auf Djindjic als Kandidat für den Posten des Verteidigungsministers des neuen Bundesstaates Serbien und Montenegro.

Beisetzung von Zoran Djindjic (Foto: dpa)
Beisetzung von Zoran Djindjic (Foto: dpa)
EPA
Ein Polizist bewacht das Regierungsgebäude in Belgrad, vor dem Trauernde Kerzen und Blumen zur Ehren des ermordeten Premierministers Zoran Djindjic abgelegt haben. (Foto: dpa)
Ein Polizist bewacht das Regierungsgebäude in Belgrad, vor dem Trauernde Kerzen und Blumen zur Ehren des ermordeten Premierministers Zoran Djindjic abgelegt haben. (Foto: dpa)
EPA