1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Nach Absturz in New York: Nach Absturz in New York: Airbus-Inspektionen in USA und Europa

Nach Absturz in New York Nach Absturz in New York: Airbus-Inspektionen in USA und Europa

16.11.2001, 07:45
Flugzeugabsturz in New York
Flugzeugabsturz in New York dpa

New York/dpa. - Die Leiterin der amerikanischen Flugsicherheitsbehörde NTSB,Marion Blakey, sagte am Freitag, dass sich die Suche nach derAbsturzursache jetzt auf die Beschaffenheit des Leitwerkskonzentriere. «Das Material ist uns besonders wichtig», erklärteBlakey dem Nachrichtensender CNN. Sie hob hervor, dass das Leitwerkdes Airbus A300 nicht aus Aluminium, sondern aus einemVerbundmaterial bestehe. Die Ermittler hätten Untersuchungeneingeleitet, bei denen die Widerstandskraft des aus mehreren Stoffengemischten oder «verbundenen» Materials mit der Widerstandskraft dessonst üblichen Aluminiums unter extremen Turbulenzen getestet wird.

Die französische Luftfahrtbehörde DGAC ordnete auch dieÜberprüfung des etwas kleineren Typs A310 an; dies wird laut CNNauch in den USA erwogen. Eine Sprecherin des europäischenFlugzeugbauers Airbus in Toulouse erklärte, der Hersteller werdevoll mit den Behörden kooperieren. Derzeit seien weltweit 242 AirbusA300 im Einsatz.

Die Lufthansa wollte noch am Freitagabend die Leitwerke derersten Flugzeuge mikroskopisch untersuchen, teilte eineSprecherin in Frankfurt mit. Die Kontrollen der sieben Maschinensollen bis Montag abgeschlossen sein. Die Maschinen haben lautLufthansa Seitenleitwerksaufhängungen in Verbundbauweise ausKohlefaser, die reparaturfrei und im Originalzustand seien. DieLeitwerke der übrigen sieben Lufthansa-Airbus A300 hätten eineMetall-Konstruktion und bräuchten nicht untersucht zu werden. Wegender Überprüfung müssten keine Flüge ausfallen, sagte die Sprecherin.

Eine Auswertung des Flugdatenschreibers des Unglücks-Airbus hatteergeben, dass das Leitwerk Sekunden vor dem Absturz keinebrauchbaren Daten mehr gesendet hat. Nach Angaben desNachrichtensenders CNN geriet die Maschine der American Airlineskurz vor der Katastrophe zwei Mal in Turbulenzen einesvorausfliegenden Jumbo-Jets. Dann brachen das Leitwerk sowie diebeiden Triebwerke ab, und der Flieger stürzte vom Himmel. DieExperten der US-Luftfahrtbehörde FAA wollten noch am Freitag(Ortszeit) einen Zeitplan und technische Anweisungen für dieInspektionen der 90 betroffenen Maschinen in den USA vorlegen.

In den letzten 8 aufgezeichneten Sekunden hätten die Pilotenoffensichtlich noch versucht gegenzusteuern. Nach Angaben derBehörden waren sowohl der Pilot als auch der Co-Pilot derUnglücksmaschine darin trainiert worden, ein Flugzeug beiungewöhnlichen Turbulenzen zu stabilisieren.

Der Airbus A300-600 mit der Flugnummer AA 587 riss bei demUnglück vom Montag alle 260 Menschen an Bord in den Tod; imbetroffenen Stadtteil Queens kamen vermutlich fünf Menschen umsLeben. Einem Bericht des Nachrichtensenders CNN zufolge war dasjetzt abgestürzte Flugzeug 1994 über der Karibikinsel Martiniqueschon einmal in schwere Turbulenzen geraten. Dabei habe es 47Verletzte gegeben. Experten schlössen nicht aus, dass eine gewisseMaterialschwäche von diesem Vorfall zurückgeblieben sein könnte.

In der Geschichte der Luftfahrt ist laut NTSB bisher nur eineinziger Fall bekannt, in dem sich das Seitenleitwerk vom Rumpflöste. In den 60er Jahren habe eine B52 der US Airforce beimTestflug die Heckflosse verloren. Bei jenem Flug war das Verhaltender Maschine unter dem Einfluss extremer Turbulenzen geprüft worden.

Trümmer der abgestürzten Maschine werden
Trümmer der abgestürzten Maschine werden
AFP