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MZ-Interview mit Björn Engholm MZ-Interview mit Björn Engholm: "Seiteneinsteigerinnen haben es nicht leicht"

28.10.2013, 13:00

Berlin/MZ - Herr Engholm, Frau Gaschke ist zurück getreten. Sind die Affäre und ihr Ende typisch für die oft vergiftete politische Kultur in Schleswig-Holstein? Oder steht der Fall ganz für sich?

Björn Engholm: Das hat mit Schleswig-Holstein wenig zu tun. Da hat eine Amtsperson einen Fehler gemacht. Nun kann man sagen, sie hat das in gutem Glauben getan. Aber objektiv scheint das ein Fehler gewesen zu sein. Und es gilt das Prinzip, dass die Oberste die Verantwortung für so etwas trägt. Von daher ist es richtig, dass sie sich entschieden hat, zurück zu treten. Das bereinigt die Lage. Die Leute sehen: Da trägt jemand Verantwortung.

Wäre der Schritt vermeidbar gewesen, wenn es nach der umstrittenen Steuerentscheidung zugunsten des Unternehmers Detlef Uthoff nicht so gelaufen wäre, wie es gelaufen ist?

Engholm: Wenn sie kurzfristig, nachdem die erste Kritik erfolgt ist, gesagt hätte, das nehme ich sehr ernst und leite eine erneute Prüfung ein, dann wäre der Rücktritt vielleicht vermeidbar gewesen. Sie hat sich persönlich nicht sehr geschickt verhalten.

Ist das Ganze ein Lehrbeispiel für Seiteneinsteiger, in die Politik zu gehen und dort zu scheitern?

Engholm: Seiteneinsteigerinnen haben es in einer großen, gefestigten politischen Apparatur nicht leicht. Da kann man mit erfrischender Offenheit und Charme rangehen. Aber man muss die Mechanismen kennen. Und zu dem Kennen dieser Mechanismen gehört: Wenn ein Fehler passiert, möglichst frühzeitig damit raus. Dann hat man eine Chance, das zu überleben. Wenn man es sich hinziehen lässt und wenn man sich – ich hatte den Eindruck – auch bockig stellt, dann wird die Verantwortung am Ende umso größer und muss mit dem Rücktritt bezahlt werden. Es ist respektabel, dass sie diesen Schritt gegangen ist.

Hat das Ganze etwas mit dem Verhältnis von Frauen und Männern zu tun? Frau Gaschke sprach von Testosteron-gesteuerten Typen in Politik und Medien.

Engholm: Ich wage zu bezweifeln, ob es klug ist, so was zu sagen. Es hilft nix mehr. Ich würde mir mit solchen Äußerungen weitere Engagements in der Zukunft nicht erschweren.

Das Gespräch führte Markus Decker