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Muslime in Deutschland: 90 Prozent religiös

26.09.2008, 12:15

Berlin/dpa. - Die meisten Muslime in Deutschland sind laut einer Studie religiös, aber dabei viel toleranter als gewöhnlich vermutet. Für Offenheit gegenüber allen Religionen hätten sich 86 Prozent der Muslime ausgesprochen.

Das ergab eine am Freitag in Berlin vorgestellte Sonderstudie des Religionsmonitors der Bertelsmann Stiftung. 6 Prozent waren dagegen. Nur 16 Prozent der Befragten meinten, ihr Glaube wirke sich auf politische Einstellungen aus. 65 Prozent waren gegen eine islamische Partei in Deutschland. Die Studie könne dazu beitragen, «bestimmte Klischees aufzugeben und zu durchbrechen», sagte die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth.

Die Öffentlichkeit nehme jedoch vor allem Muslime wahr, die zu extremen Gruppen gehörten, sagte die Vorsitzende der Muslimischen Akademie in Deutschland, Hamideh Mohagheghi. Auch religiöse Muslime seien Teil der Gesellschaft, betonte sie. Mehr als 2000 Muslime waren im Sommer für die repräsentative Studie befragt worden.

«Je religiöser die Menschen sind, egal welcher Religion, desto toleranter sind sie gegenüber anderen Religionen», sagte Martin Rieger, Programmleiter bei der Bertelsmann Stiftung. Tatsächlich gaben zwei Drittel (67 Prozent) der Befragten an, jede Religion habe einen wahren Kern. Unter den tiefreligiösen Muslimen, für die der Glaube an Gott sich unmittelbar auf ihr Leben auswirke, waren es sogar 71 Prozent. Zwar waren 52 Prozent der Ansicht, vor allem der Islam sei in religiösen Fragen im Recht. Aber sogar hochreligiöse Menschen lehnten einen Vorrang des Islam zu 38 Prozent ab. Insgesamt gibt es laut Stiftung 3,3 bis 3,5 Millionen Muslime in Deutschland.

Rund 90 Prozent der Muslime in Deutschland sind laut der Studie religiös, 41 Prozent von ihnen hochreligiös. Im Durchschnitt der Bevölkerung in Deutschland gaben dagegen 28 Prozent an, keine Religion zu haben, 70 Prozent bezeichneten sich als religiös, fast jeder Fünfte als tiefreligiös. Unter Muslimen am stärksten ausgeprägt ist die Religiosität bei Sunniten (92 Prozent), gefolgt von Schiiten (90 Prozent) und den Aleviten mit 77 Prozent.

Bei den unter 30-Jährigen glaubten 80 Prozent stark an Gott, bei den über 60-Jährigen nur noch 66 Prozent. 60 Prozent der Muslime beten täglich, im Durchschnitt der deutschen Bevölkerung sind es 24 Prozent. Das Kopftuchtragen lehnt mehr als die Hälfte der Muslime ab, 33 Prozent waren dafür. Dabei war die Zustimmung zum Kopftuch bei Frauen (38 Prozent) höher als bei Männern (28 Prozent).